Hotline soll Patienten gezielter dirigieren
Kassenärztlicher Bundesverband will Notaufnahmen entlasten
BERLIN Patienten mit akuten Beschwerden sollen sich künftig per Telefon zum richtigen Arzt oder in eine Notaufnahme dirigieren lassen. Damit soll nach dem Willen von Deutschlands Kassenärzten das Problem überfüllter Notaufnahmen behoben werden.
Wer nicht als Notfall behandelt werden muss, dem soll über die Bereitschaftsdienstnummer 116117 ein passender Arzt genannt werden, wie der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen in Berlin sagte. Die Krankenkassen sind skeptisch, ob das den Bedürfnissen der Patienten entspricht.
„Der Großteil der Patienten in den Notfallambulanzen der Krankenhäuser ist dort heute nicht am richtigen Platz“, sagte Gassen. „Manchmal scheinen die seit Wochen andauernden Rückenschmerzen plötzlich so stark oder das Fieber so beunruhigend, dass der Patient in die Notaufnahme geht.“Die Notaufnahmen müssten aber in der Lage sein, sich schnell um Unfallpatienten, Herzinfarkte oder Schlaganfälle zu kümmern. „Bagatellerkrankungen gehören da nicht hin.“Zuletzt hatten die Regierungsberater für eine bessere Steuerung der Patienten plädiert.
Gassen sagte: „Rund 5000 Stellen in den Krankenhäusern und über 3000 Arztsitze sind bereits jetzt nicht besetzt.“Wachsender Ärztemangel zwinge zu einem effizienten Einsatz der Ressourcen. Funktionieren soll die Steuerung der Patienten über die 116117 laut Gassen künftig rund um die Uhr – und zwar so: Beim Anruf eines Patienten soll medizinisches Fachpersonal zuerst eine Ersteinschätzung auf Basis eines standardisierten Fragenkatalogs geben: Braucht jemand dringend Hilfe? Ist ein Hausbesuch nötig? Sollte der Patient zu einer Bereitschaftspraxis? Ein Arzt kann am Telefon zugeschaltet werden. Wenn der Patient einen Arzt konsultieren sollte, soll eine Praxis in der Nähe vermittelt werden können. „Im Notfall wird eine Notaufnahme genannt oder auch direkt ein Krankenwagen zu ihm geschickt“, sagte Gassen.
Noch ist es nicht soweit. Zunächst will die KBV die bundesweite Nummer 116117 durch eine kommendes Jahr startende Kampagne bekannter machen.2017 kannte laut einer Umfrage nicht einmal jeder Zehnte die seit 2012 neben regionalen Nummern existierende Hotline.