Dieses Laufband kann fahren
Isabel Müller vertreibt Räder zum Laufen – Erfindung aus Niederlanden
Nur vier Läden in Deutschland verkaufen die Lopifits. 6ie sind dank Hilfsmotor bis zu 25 km/h schnell.
OLDENBURG Dieses Produkt ist ein Albtraum fürs OnlineMarketing. Sucht man im Internet nach Laufrad, landet man bei Kinderrädern. Ein Gehrad ist so etwas wie ein Rollator. Und der Begriff Rennrad ist natürlich ebenfalls bereits vergeben. Dabei könnten genau diese Wörter das kuriose Gefährt umschreiben: Es ist ein Fahrrad, auf dem man geht.
Gedanken wie diese muss sich Isabel Müller machen. Denn in ihrem Fachgeschäft Tretlaster in Tweelbäke, in dem sie seit Ende vergangenen Jahres vor allem Lastenräder anbietet, hat die 40-Jährige auch das ungewöhnliche Geh-Lauf-Renn-Rad ins Programm genommen. Lediglich drei weitere Geschäfte in Deutschland vertreiben das Fortbewegungsmittel.
Übrigens trägt das Rad offiziell den Namen Lopifit. Erfunden hat es der Niederländer Bruin Bergmeester, der sich fragte, warum er sein Laufband nicht auch im Freien nutzen könne. Also tüftelte er und fand die Lösung in einer Kombination aus Laufband und Fahrrad.
Während das Fahren auf den ersten Blick etwas kompliziert aussieht, zeigt es sich beim Selbsttest als gar nicht so schwierig. Das 2,22 Meter lange und 55 Kilogramm schwere Rad hat einen tiefen Schwerpunkt, weshalb es leicht fällt, das Gleichgewicht
zu halten. Rollt man an, setzt sich das Laufband in Gang und die Füße müssen Schritt für Schritt mit antreiben.
Ein Elektromotor mit 250 Watt sorgt für den größten Teil der Geschwindigkeit. Während man also mit Schrittgeschwindigkeit Spazieren geht, beschleunigt das Lopifit mittels elektronischer
Temporegelung auf bis zu 25 Kilometer pro Stunde. Ein kurzes Zucken am Bremshebel sorgt indes dafür, dass das Rad quasi in den Leerlauf schaltet und das Laufband still steht. Ein weitere kurzer Zug und es geht weiter. Zwischen 50 und 70 Kilometer sind laut Hersteller bei voll geladenem Akku möglich.
Das Fahren ist äußerst bequem – aber jeder kann sich auch vorstellen, dass man mit dem Lopifit schnell im Mittelpunkt steht. „Wenn man am Stau entlangfährt und sich die Leute umdrehen, hört man dann Sätze wie ,Macht die Moonwalk auf dem Fahrrad?‘“, sagt Müller. „Man muss den Mut haben, anders zu sein.“
Doch genau das ist auch ein Ansatzpunkt, die knapp 2500 Euro kostenden Räder zu vermarkten. Die Geschäftsinhaberin denkt zum Beispiel an Firmen, die ein solches zu Werbezwecken anschaffen oder an Städtetouren, die auf besonderen Fortbewegungsmitteln angeboten werden, wie man es beispielsweise mit Segways macht.
Weiterhin hofft Müller natürlich auf die Freizeitbranche, die ja immer wieder auf der Suche nach außergewöhnlichen Neuheiten ist. Zudem sieht sie Kundenpotenzial in der Gruppe derjenigen, die einfach nicht auf einem herkömmlichen Fahrrad sitzen können, weil ihnen der Sattel Schmerzen bereitet oder sie bestimmte Bewegungen nicht machen können. Daher ist sie bereits in Kontakt mit einem Gesundheitshaus.
Noch ist der Verkauf der Lopifits ein Nebengeschäft. Die Haupteinnahmen stammen aus dem Handel mit Lastenrädern. Doch knapp 20 Stück der Laufband-Räder hat Müller seit dem Start im vergangenen Dezember verkauft. Die Kunden kamen sogar aus Nordrhein-Westfalen und von der Ostsee. Vielleicht hilft ja das richtige Online-Marketing. Am besten läuft übrigens der Suchbegriff Walking-Bike.
P @ Sehen Sie das Video von einer kleinen Testfahrt unter www.NWZonline.de/videos