Schüsse aus der Schultüte
Jugendamt Aurich legt sich wegen Spielzeugpistole mit Lidl an
17 Meter weit sollen die Projektile aus der Spielzeugwaffe fliegen. Lidl meint, die Waffen gehören in die Schultüte. In Aurich ist man da ganz anderer Auffassung.
AURICH/IM NORDWESTEN Das kommt ja wohl gar nicht in die Tüte! Das dachte sich der pensionierte Polizist und parteilose Kreistagsabgeordnete Helmut Roß aus Krummhörn, als er den aktuellen Lidl-Prospekt in die Finger bekam.
In einem Sonderprospekt „Startklar fürs Schuljahr“wirbt der Lebensmitteldiscounter unter anderem dafür, dass Wasserpistolen und andere Spielzeugknarren ein gutes Geschenk für die Schultüte seien. Eine beworbene sogenannte „Softdart“-Pistole verschießt nach Angaben des Discounters SchaumstoffProjektile, die bis zu 17 Meter weit fliegen sollen.
„Das muss man sich mal vorstellen, 17 Meter“, sagt Roß, der befürchtet, dass sich die Schüler gegenseitig und schließlich die Lehrer „in Angst und Schrecken jagen“würden. Es sei „krankhaft“, wenn man bereits Erstklässlern Waffennachbildungen mit zur Einschulung gäbe.
Roß beschwerte sich kurzerhand beim Jugendamt in Aurich über den Prospekt. Das Jugendamt beim Deutschen Werberat, dem selbstdisziplinarischen Organ der Der aktuelle Lidl-Prospekt sorgt für Streit.
Werbewirtschaft. „Aus pädagogischer und gewaltpräventiver Sicht erscheint das LidlAngebot (…) verantwortungslos (…). Waffennachbildungen haben in einer Schultüte nichts verloren. Durch derartige Angebote werden präventive Bemühungen des Jugendschutzes konterkariert. Wir möchten den Deutschen Werberat daher entschieden bitten, das Unternehmen Lidl in deutlicher Form auf seine gesellschaftliche Verantwortung hinzuweisen und es auf-
zufordern, derartige Angebote künftig zu vermeiden“, schrieb die Kreisverwaltung. Der Werberat prüft die Beschwerde jetzt. Auch bei Lidl hatte sich der Landkreis Aurich beschwert. Man habe den Discounter „auf seine gesellschaftliche Verantwortung hingewiesen“, teilte die Behörde auf Anfrage mit.
Auf die aktuelle Werbung hat die Beschwerde wohl keine Auswirkungen. Der Prospekt ist bisher in gleicher Form über die Homepage des Discounters herunterzuladen – mit Spielzeugpistolen.
Auf Nachfrage der teilt das Neckarsulmer Unternehmen mit:
„Wir bieten regelmäßig ein breites Angebot an Kinderspielzeug an. Wir bedauern, wenn wir mit der Bewerbung handelsüblicher Spielzeugpistolen vereinzelt für Unmut sorgen. Das Feedback nehmen wir sehr ernst und werden uns intern damit auseinandersetzen.“
PRO UND KONTRA, SEITE 4