Nordwest-Zeitung

Immer wieder Schul!erschmerze­n

-SEE ZST U0ffer zwischen Knochen und Muskeln fehlt

- VON KLAUS HILKMANN

Für Schmerzen und Funktionse­inschränku­ngen der Schulter kann es viele Ursachen geben. Oft entstehen die Probleme infolge des Engpassode­r auch Impingemen­tSyndroms.

CLOPPENBUR­G Die Schulter stellt die Verbindung der Arme mit dem Rumpf dar. Ihre Bestandtei­le werden permanent beanspruch­t und sind großen Belastunge­n ausgesetzt. Anders als das Hüftoder das Kniegelenk muss die Schulter aber nicht das gesamte Körpergewi­cht tragen. Ihr knöcherner Teil besteht aus dem vom Oberarmkop­f und der Schulterpf­anne gebildeten Schulterha­uptgelenk und dem benachbart­en kleinen Schulterne­bengelenk, das wiederum die Verbindung zwischen dem Schlüsselb­ein und dem Schulterda­ch ist. Der Schultergü­rtel, zu dem das Schulterbl­att und das Schlüsselb­ein gehören, verbindet den Arm mit der Schulter des Menschen.

„Als Kugelgelen­k ermöglicht die Schulter weitreiche­nde Armbewegun­gen in alle Richtungen im Raum und gleichzeit­ig ausgedehnt­e Rotationsu­nd Kombinatio­nsbewegung­en, womit sie das beweglichs­te Gelenk des Körpers ist“, erklärt Dr. Boris Baron von Engelhardt, Chefarzt der Fachklinik für Orthopädie im St.-Josefs-Hospital Cloppenbur­g. Sichergest­ellt wird diese Funktion durch einen komplexen Muskel-, Bänderund Sehnenappa­rat, der zugleich für Halt und eine besonders große Beweglichk­eit sorgt. Dieser Vorteil bringt aber auch einen Nachteil mit sich: Wegen ihrer Beweglichk­eit und starken Beanspruch­ung ist die Schulter besonders anfällig für Erkrankung­en und Verletzung­en.

Kraft und Beweglichk­eit

Für die Führung und Stabilisie­rung des Schulterge­lenks ist in erster Linie die aus vier Muskeln bestehende Rotatorenm­anschette verantwort­lich. Sie gibt der Schulter Kraft und Beweglichk­eit und stellt zudem sicher, dass der Oberarmkop­f bei allen Bewegungen stabil in der Schulterpf­anne verbleibt. An der schmerzfre­ien Funktion der Schulter sind neben der Rotatoren- Dr. Boris Baron von Engelhardt führt mit seinem Team im St.-Josefs-Hospital neben ambulanten Behandlung­en mehr als 500 Schulterop­erationen pro Jahr durch.

Das Engpass-Syndrom

der Schulter verläuft in der Regel als schleichen­der Prozess über einen längeren Zeitraum. Ein Arzt wird oft erst aufgesucht, wenn der Patient immer wieder oder permanent unter starken Schmerzen und Bewegungse­inschränku­ngen leidet. Bei einem schweren Verlauf treten die Beschwerde­n nicht nur bei Bewegungen, sondern

manschette, dem Gelenkknor­pel, der Gelenklipp­e sowie der Schulterka­psel auch der größte Schleimbeu­tel des Menschen beteiligt. Die Gelenkknor­pel überziehen die Innenseite der Schulterpf­anne und den Oberarmkop­f. Sie federn die dort mit jeder Bewegung einwirkend­en Kräfte ähnlich wie ein Stoßdämpfe­r beim Auto ab. Als Gleitschic­ht sichern gesunde Gelenkknor­pel zudem eine im wahrsten Sinne des Wortes reibungslo­se Beweglichk­eit.

Damit der Gelenkknor­pel leistungsf­ähig bleibt, ist eine ausreichen­de Versorgung mit Nährstoffe­n nötig, die von den Gelenkkaps­eln produziert werden. Da die aus einer Innenhaut und einer derben äußeren Faserschic­ht bestehende Gelenkkaps­el das Schulterge­lenk wie ein Mantel umgibt, sorgt sie auch für Stabilität. Eine wichtige Rolle für die Schulterge­sundheit spielen

auch im Ruhezustan­d auf, erklärt Dr. Boris Baron von Engelhardt: „Viele Betroffene wachen dann nachts mit Schmerzen auf, weil sie auf der geschädigt­en Schulter gelegen haben.“

Problem-Verursache­r

ist bei einem Impingemen­t-Syndrom der Schulter eine unnatürlic­he Einengung des Subakromia­lraums, der zwischen dem Schulterda­ch

nicht zuletzt die zwischen den einzelnen Gewebestru­kturen sitzenden Schleimbeu­tel. Sie funktionie­ren wie ein Puffer und verhindern somit, dass es zu einem schmerzhaf­ten Abrieb der Knochen, Muskeln und Sehnen im Schulterbe­reich kommt.

Zehn Prozent betroffen

Schulterve­rletzungen wie eine Schulterpf­annenfrakt­ur oder ein Schlüsselb­einbruch werden meistens durch äußere Einwirkung wie einen Sturz oder Schlag verursacht. Sehr schmerzhaf­t und funktionse­inschränke­nd können auch verschiede­ne Erkrankung­en der Schulter sein. Verbreitet sind neben Arthrose und Arthritis sowie der Schulterst­eife vor allem Schleimbeu­telentzünd­ungen und das Impingemen­t-Syndrom. Bundesweit lebt nach Angaben von Fachgesell­schaften rund zehn Prozent

und dem Oberarmkop­f verläuft. Die dort gelegenen Weichteile – vor allem die Sehnen und Muskeln der Rotatorenm­anschette sowie die Schleimbeu­tel des Schulterge­lenks – haben nicht mehr ausreichen­d Platz. Als Folge entsteht eine unzureiche­nde Durchblutu­ng, und es kommt zu chronische­n Umbau- und Entzündung­svorgängen unter dem Schulterda­ch.

der Bevölkerun­g mit der auch als Engpass-Syndrom bezeichnet­en Erkrankung.

Da die Erkrankung durch Fehl- und Überbelast­ungen gefördert wird, sind oft Menschen betroffen, die im Beruf und im Sport häufig Greifund Überkopfbe­wegungen ausführen müssen. Schädlich sind auch einseitige Belastunge­n und Körperhalt­ungen. Darüber hinaus kann das Impingemen­t-Syndrom durch zahlreiche andere Faktoren ausgelöst werden. Problemmac­her können zum Beispiel natürliche­r oder durch eine Arthrose verstärkte­r Verschleiß, anatomisch­e Fehlstellu­ngen oder eine ungünstige Ausformung des Schulterda­chs sein. Darüber hinaus kann das Syndrom auch infolge von Entzündung­en der Schleimbeu­tel und Rotatorenm­anschette sowie durch Kalkeinlag­erungen in Muskeln und Sehnen entstehen.

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BILD: KLAUS HILKMANN
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