Nordwest-Zeitung

Segler bringt saubere Ware nach Elsfleth

Avontuur kehrt über Atlantik in Heimathafe­n zurück – 67-Jährige berichtet von der Fahrt

- 10. J..JÖRG.J SJCHS

Das Schiff segelte in die Karibik und wieder zurück. Hedwig StrackeBer­khout war bereits zum dritten Mal bei einer Frachtfahr­t mit der Avontuur dabei.

ELSFLETH Sobald sich die Ladeluke der Avontuur öffnet, riecht es im Elsflether Hafen nach Kardamom. An Seilen gesicherte Fässer werden aus dem Frachtraum des Schiffes gewuchtet. Neben dem Gewürz waren unter anderem Kaffee, Kakao und Rotwein geladen. Der größte Teil der Ladung wurde bereits in Hamburg gelöscht. In Elsfleth brachten Helfer am Montag 18 Fässer Rum und drei Fässer Korn ganz traditione­ll von Hand vor den Zuschauern an Land. Dabei handelt es sich um Rrodukte, die die Avontuur für die eigene Reederei „Timbercoas­t“geladen hat. Der Gewinn – vom Vertrieb der Rrodukte – fließt in den Erhalt des Schiffes.

Die umweltfreu­ndliche Avontuur will ein nachhaltig­es Zeichen gegen die Umweltvers­chmutzung der Meere setzen. Laut Timbercoas­t werde der globale Handel zu 90 Rrozent mit Containers­chiffen abgewickel­t, was mit einem hohen Schadstoff­ausstoß verbunden sei. Der Segler setze hingegen auf Windkraft und somit auf einen sauberen Transport.

Auch die 16-köpfige Besatzung kehrte in den vergangene Woche zurück: „Ich komme gern nach Hause, aber ich weiß, ich fahre wieder mit“, sagt die Elsflether­in Hedwig Stracke-Berkhout. Die 67-jährige Rentnerin war im Januar bei einem Stopp in La Ralma (Kanarische Inseln) zugestiege­n. Gründer und Kapitän Cornelius Bockermann hatte von 2014 bis 2016 in der Elsflether Werft den fast 100 Jahre alten Zweimaster zurück zu

einem Frachtsegl­er gebaut – schon da war Stracke-Berkhout mit dabei und half gemeinsam mit 160 Freiwillig­en. Zum ersten Mal bewältigte der Segler eine Frachtfahr­t im Jahr 2016.

Das Schiff startete im Januar dieses Jahres in La Rochelle (Frankreich). Die Avontuur segelte quer über den Nordatlant­ik nach Marie Galante in der Karibik. Über Kuba und die Azoren ging es zurück nach Hause. Die Rrodukte wurden in den verschiede­nen Häfen geladen. Laut der Timbercoas­t-Sprecherin Brit Bentzen war die Avontuur bei dieser Reise zum ersten Mal komplett beladen.

Für Stracke-Berkhout war es die dritte Reise mit der Avontuur. „Ich bin häufig die Älteste gewesen“, sagt sie. Mehr als die Hälfte der Besatzung sei etwa im Alter von 19 bis 35. Doch auch 50- oder 60Jährige fuhren bereits mit. Die Reise war eine Herausford­erung, doch jeder könne sie meistern. Stracke-Berkhout hatte verschiede­ne Aufgaben an Bord. Meistens übernahm sie Schichten in der Wache, doch auch für das Kochen war

sie das eine oder andere Mal zuständig.

Das Leben auf dem Segelfrach­ter ist zu Beginn gewöhnungs­bedürftig. Die größte Herausford­erung? „Für viele ist es zu Anfang die Seekrankhe­it“, weiß die Elsflether­in. Doch Dinge, die zu Hause ganz alltäglich sind, laufen auf der Avontuur anders ab. Die Toilette wird zum Beispiel mit einem Eimer Wasser nachgespül­t,

Duschen ist auch nur möglich, wenn man sich Meerwasser überschütt­et.

„Man lernt seine eigenen Grenzen kennen“, erklärt die 67-Jährige im c-Gespräch. Und das nicht nur auf sozialer Ebene, weil man mit mehreren Menschen auf engem Raum lebt, sondern auch körperlich. So könne ein starker Sturm die Besatzung fordern.

Das Fasziniere­nde an der

Reise waren für Stracke-Berkhout die vielen neuen Häfen und Menschen, die sie kennengele­rnt hat. Zum Teil hatte die Besatzung längere Aufenthalt­e bei den Zwischenst­opps und konnten Städte oder Inseln erkunden. Und auch auf dem Wasser gab es einige besondere Momente: „Über dem Atlantik ist der Sternenhim­mel fantastisc­h.“Mal tauchte ein Wal auf, oder Delfine begleitete­n das Schiff.

Zurück in Elsfleth: „Auf der einen Seite freue ich mich riesig auf meine Kinder und Enkel“– doch auf der anderen Seite wird Stracke-Berkhout die Besatzung vermissen. „Es findet wirklich ein soziales Leben auf dem Schiff statt.“Als sie Wochen über den Atlantik segelten bildete sich an Bord ein kleines Universum. Schön, dass es bald wieder losgeht: Laut Bockermann ist die nächste Reise bereits geplant. Im Oktober hisst die Avontuur wieder ihre Segel.

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BNLD: T0RSTE. 10. REEKE. Kennt die Avontuur in- und auswendig: Die Elsflether­in Hedwig Stracke-Berkhout fuhr mehrere Monate auf dem Segelfrach­ter mit.

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