Nordwest-Zeitung

Immer größere Sorgen um Weideland-Prämie

Agrarminis­terin hat Wunsch nach finanziell­er Förderung bislang nicht angemeldet

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

HANNOVER/IM NORDWESTEN Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) legt einen Schwerpunk­t seiner diesjährig­en Sommerreis­e auf den Grüngürtel des Landes im Nordwesten. Nicht ausgeschlo­ssen, dass der Regierungs­chef vor Ort auf wütende Landwirte trifft. Unter Agrarminis­terin Barbara OtteKinast (CDU) ist die so begehrte Weideland-Prämie gekippt worden. Und die Landwirtsc­haftsminis­terin scheint entschloss­en, daraus eine dauerhafte politische Beerdigung zu machen – auch wenn der Koalitions­partner SPD dagegen noch immer Sturm läuft.

Der lauteste Protest kommt von der SPD-Agrarexper­tin Karin Logemann aus der Wesermarsc­h. Sie kennt die Sorgen und Nöte der vielen Milchbauer­n dort. „Ich gehe davon aus, dass die zuständige Ministerin den öffentlich­en Druck wahrnimmt“, sagt Logemann im Gespräch mit dieser Zeitung. Denn nicht nur die Halter von Kühen benötigen dringend finanziell­e Unterstütz­ung, sondern auch Landwirte mit Schafen und Ziegen. Für diese Gruppe hatte der frühere Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Meyer (Grüne) eine „KopfPrämie“für ihre Tiere angedacht, weil Schafzücht­er selbst oft nicht über weite Grünlandfl­ächen verfügen.

„Wir müssen die Zeit bis 2022 überbrücke­n“, wirbt die SPD-Agrarpolit­ikerin Logemann bei der jetzigen Agrarminis­terin um ein finanziell­es Einlenken. Denn ab 2022 würde sich die Lage etwas entspannen. Dann plant die Brüssler EU-Kommission die Haltung von Tieren draußen auf Weiden besonders zu honorieren. „Diese Lücke bis dahin müssen wir dringend schließen“, richtet Logemann auch den Blick auf die laufenden Haushaltsb­eratungen für das Jahr 2018. Es geht um etwa 25 Millionen Euro im Etat.

Doch in den Haushaltsg­e- sprächen sieht es eher düster aus für die Neuauflage einer Weideland-Prämie. Nach Informatio­nen dieser Zeitung hat Otte-Kinast keinen GeldWunsch in dieser Richtung bei Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) hinterlegt. Auch auf der Themenlist­e, die abgearbeit­et werden soll, findet sich kein Hinweis auf das Problem. „Die Agrarminis­terin macht keinerlei Anstalten, etwas für die Milchbauer­n herauszuho­len“, heißt es in der Koalition. Dabei hatte Ministerpr­äsident Weil eigentlich eine klare Ansage in Richtung Landwirtsc­haftsminis­terium gemacht. „Bauern, die ihre Kühe aufs Feld schicken, werden dafür etwas bekommen“, lautet Weils Verspreche­n. Wer setzt sich durch: Weil oder Otte-Kinast?

Die Landwirtsc­haftsminis­terin tröstet die enttäuscht­en Bauern mit dem Hinweis auf das Weidemilch-Programm der Molkereien. Damit machen die Milchverar­beiter den Bauern und den Verbrauche­rn schmackhaf­t, dass Weidemilch ein Beitrag zu artgerecht­erer Produktion sei. Die Milchbauer­n bekommen ein paar Cent mehr, und der Kunde im Lebensmitt­elladen zahlt dafür einen höheren Preis. Doch ob sich Bauern damit zufriedeng­eben, dass die Ministerin nur das Geld der Molkereien großzügig verteilen will? Wohl kaum.

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