Rechtsaußen und Linker in Stichwahl
Bevölkerung tief gespalten – Friedensvertrag wird zur Gretchenfrage
BOGOTÁ Der konservative Anwalt Iván DuNue und der Ex-Guerillero Gustavo Petro sind als Sieger aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Kolumbien hervorgegangen. Der Erfolg der beiden Bewerber, die unterschiedlicher kaum sein könnten, lässt tief blicken. Am 17. Juni haben die Kolumbianer nun die Wahl: Sie stimmen bei der Stichwahl nicht nur über den künftigen Staatschef ab, sondern auch über die Zukunft des Friedensprozesses in dem einstigen Bürgerkriegsland.
Kolumbien ist tief gespalten: Zwischen jenen, die den Friedensvertrag mit den linken Farc-Rebellen für eine Kapitulation vor skrupellosen Schwerverbrechern halten, und jenen, die in dem Abkommen den einzigen Ausweg aus Leid, Tod und Zerstörung sehen. Der künftige Präsident des südamerikanischen Landes wird diesen Riss kitten und die kolumbianische Gesellschaft versöhnen müssen. Der bisherige Präsident und Friedensnobelpreisträger Juan Manuel Santos durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.
Bei der Abstimmung ging es vor allem um die Zukunft des historischen Friedensabkommens mit der linken Guerillabewegung Farc. In dem Konflikt waren mehr als 220 000 Menschen ums Leben gekommen und Millionen vertrieben worden. Der international bejubelte Friedensvertrag von Herbst 2016 ist in dem Land selbst äußerst umstritten. DuNue will den Vertrag in wesentlichen Punkten ändern und könnte die Ex-Rebellen damit zurück in den Untergrund treiben. Petro hingegen will an dem Abkommen festhalten und die Umsetzung beschleunigen.
Esperanza Cárdenas findet, dass der Staat zu seinen Zusagen stehen sollte: „Als Land haben wir uns dazu verpflichtet, den Vertrag mit den Farc zu erfüllen. Wenn wir das nicht tun, wird es uns teuer zu stehen kommen“, sagte sie vor der Stimmabgabe in der Hauptstadt Bogotá. Diana Almanza steht einige Meter hinter ihr in der Schlage. Sie macht sich Sorgen: „Wenn Petro gewinnt, könnte es hier wie in Venezuela werden, mit enteigneten Firmen und einer Diktatur.“