EIN BARßELER TRAINIERT TORHÜTER VON MYANMAR
Wie Carsten Herzog zum Torwarttrainer der Nationalmannschaft des asiatischen Landes wurde
Der 45-Jährige ist ein Weltenbummler in Sachen Fußball. Jetzt geht es gegen Marcello Lippi.
BARßEL@=LDENBUR?@>AN?=N Nein, Atlas oder Globus musste Carsten Herzog nicht herauskramen, um sein neues fußballerisches Betätigungsfeld zu finden. Als ausgebildeter Reiseverkehrskaufmann kennt sich der Barßeler schließlich aus in der Welt. Und doch hätte der 45-Jährige noch vor wenigen Monaten wohl kaum gedacht, dass er einmal die Torhüter der Nationalmannschaft von Myanmar trainieren würde.
„Asien hat mich schon immer gereizt“, sagt Herzog. In vielen Ländern boome der Fußball. „Und ich habe immer gesagt: Wenn es sich ergibt, würde ich gern einmal in Asien arbeiten.“Dass es so schnell geht, damit habe er indes auch nicht gerechnet.
Doch wie kommt jemand, der als Torwarttrainer zuletzt in der Saison 2016/17 für den Regionalligisten VfB Oldenburg tätig war, und als Aktiver eher eine regionale Fußballkarriere zwischen den Pfosten des STV Barßel und Hansa Friesoythe lebte, an den Posten des Torwarttrainers von Myanmar? „Das hat viel mit Antoine Hey, dem neuen Nationaltrainer von Myanmar, zu tun“, sagt Herzog. „Tony“Hey war in den 90er-Jahren als Bundesligaprofi für Fortuna Düsseldorf und Schalke 04 aktiv. Danach schlug er eine Trainerkarriere ein, die ihn vor allem nach Afrika führte – und dort kreuzten sich die WegemitHerzog.
Denn auch Herzog ist ein Weltenbummler in Sachen Fußball – war als Trainer schon an so exotischen Orten wie Libyen, Namibia und Emden tätig. Nach seiner aktiven Karriere ließ er sich in den Niederlanden zum Torwarttrainer ausbilden. 2009 startete er seine Trainerkarriere bei Kickers Emden. Danach arbeitet Herzog für die U19 des VfB Oldenburg und für den SV Wilhelmshaven. 2011 bekam er dann das Angebot, während der Fußball-WM der Frauen in Deutschland, das Nationalteam Nigerias zu unterstützen – und hinterließ offenbar nachhaltig Eindruck. Denn kurz darauf verpflichtete ihn die U-20-Nationalmannschaft von Libyen. Später war er auch für die Männer-Nationalteams von Namibia und Äthiopien tätig.
Und nun Südostasien: „Als Tony mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, als Torwarttrainer die Nationalmannschaft von Myanmar zu trainieren, musste ich nicht lange überlegen“, sagt Herzog: „Solch eine Möglichkeit bekommt man nicht oft.“
Und so reiste der 45-Jährige in der vergangenen Woche nach Myanmar, unterzeichnete die Verträge und verschaffte sich einen ersten Eindruck von Land und Mannschaft. „Wir sind hier sehr gastfreundlich aufgenommen
worden“, sagt er. Dass das Land „fußballverrückt“sei, habe er schon als Zuschauer bei zwei Testspielen erleben dürfen, die der englische Zweitligist Leeds United gegen eine Auswahl Myanmars absolvierte. Myanmar hat zuletzt einen fußballerischen Aufschwung erlebt. In der Fifa-Weltrangliste steht man auf Rang 135. 2015 qualifizierte sich die U20 unter dem deutschen Trainer Gerd
Zeise sensationell für die WM.
„Deutsche Trainer haben hier einen guten Ruf“, sagt Herzog. Gemeinsam mit Hey will er daran arbeiten, dass das auch so bleibt. „Man möchte hier natürlich auch gute Ergebnisse sehen. Vor allem erwartet man aber, dass sich die Mannschaft weiterentwickelt.“
Schon an diesem Samstag steht das erste Spiel an – gegen die Nationalelf Chinas, die vom früheren italienischen Weltmeistertrainer Marcello Lippi trainiert wird. Danach geht es für Herzog erst mal wieder zurück nach Deutschland. Er werde weiter in Barßel wohnen bleiben und auch seinen Beruf beibehalten. „Ich mache nicht zu 100 Prozent Fußball“, sagt er.
Stattdessen werde er „nur“zu den Länderspielen und Trainingslagern nach Südostasien reisen. Die nächste große Reise steht im August an, wenn Myanmar an den Asienspielen in Indonesien teilnimmt. Und nein, Atlas oder Globus muss Herzog auch dafür nicht herauskramen.