OLB-Kleinaktionäre kritisieren „Rauswurf“
Bremer Kreditbank hält künftig 100 Prozent der Anteile an Oldenburger Landesbank
Die OLB-Führung gab sich zuversichtlich. Die Dividende fiel niedriger aus als im Vorjahr.
OLDENBURG Hier Verärgerung und auch ein bisschen Wehmut, dort Zuversicht und die Betonung neuer Chancen: Die wohl letzte und aufgrund vieler Fragen und Redebeiträge mehr als acht Stunden dauernde Hauptversammlung der Oldenburgischen Landesbank (OLB) am Freitag in der Weser-Ems-Halle hat ganz unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
Im Mittelpunkt stand der mit deutlicher Mehrheit gefasste Beschluss, die Minderheitsaktionäre herauszudrängen („Squeeze-Out“) und gegen eine Abfindung alle Aktien auf den Großaktionär Bremer Kreditbank (BKB) zu übertragen. Die BKB, die bisher schon mehr als 95 Prozent der Anteile hielt und deshalb einen „Squeeze-Out“verlangen konnte, wird damit künftig Alleinaktionär bei der OLB.
OLB-Vorstandschef Patrick Tessmann sprach von einem „historischen Moment für die OLB“– und das nicht etwa, weil es statt des sonst üblichen Spargelessens im Anschluss an die Hauptversammlung dieses Mal nur Kartoffelsalat und Bockwürstchen gab. Schon mit dem Vollzug des Verkaufs der OLBBeteiligung durch den Versicherer Allianz am 7. Februar
2018 an die BKB sei „der Startschuss für eine neue Ära in der Geschichte der OLB gefallen“, sagte er. Er zeigte sich optimistisch, dass die OLB in der neuen Bankengruppe – bestehend aus BKB, OLB und Bankhaus Neelmeyer – „den eingeschlagenen Erfolgskurs fortsetzen“werde. „Wir haben allen Grund, den Weg mit Zuversicht und Stärke anzutreten“, sagte er.
400 Aktionäre und Gäste
Die Minderheitsaktionäre und Vertreter von Aktionärsvereinigungen reagierten dagegen mit Enttäuschung und zum Teil auch scharfer Kritik. „Heute werden wir als Aktionäre verabschiedet, wir werden rausgeworfen“, sagte Josef Gemmeke von der Schutzvereinigung der Kapitalanleger (SdK) unter dem Beifall vieler der rund 400 Kleinaktionäre
und Gäste. Er kritisierte den „Squeeze-Out“als „nicht im öffentlichen Interesse stehende Enteignung“und kündigte Widerspruch an.
Peer Koch von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einem „denkwürdigen Tag“für die Aktionäre der OLB. Er sorgte sich auch um die Zukunft der OLB. „Es ist davon auszugehen, dass bei Weitem nicht nur regionale Geschäftsinteressen die zukünftige Geschäftspolitik der Oldenburgischen Landesbank bestimmen werden“, sagte er mit Verweis darauf, dass hinter der Bremer Kreditbank eine Gruppe von internationalen Investoren stehe.
Kritisch äußerten sich viele Minderheitsaktionäre auch zur Barabfindung von 24,86 Euro je Aktie, die sie für die Übertragung ihrer Aktien auf die BKB erhalten sollen. Georg
Issels, Vorstand des zweitgrößten OLB-Aktionärs, der Kölner Beteiligungsgesellschaft Scherzer & Co., sprach von „Konditionen, die überhaupt nicht adäquat sind“. Aktionär Thomas Kloth meinte: „Wir werden eiskalt mit einem läppischen Betrag rausgeschmissen.“
Abfindung angemessen?
OLB-Vorstandschef Tessmann und Vorstandsmitglied Karin Katerbau wiesen die Kritik zurück und sprachen von einer „angemessenen Barabfindung“. Tessmann betonte, dass die BKB einen externen Berater für die Ermittlung der Barabfindung hinzugezogen habe und ein vom zuständigen Landgericht Hannover bestellter unabhängiger Gutachter die Angemessenheit bestätigt habe.
Wie geht es nun weiter? Die Übertragung der Aktien auf die BKB wird mit der Eintragung des Beschlusses in das Handelsregister wirksam. Die Eintragung selbst kann erst nach einer Anfechtungsfrist von einem Monat erfolgen, da der Vorstand erklären muss, dass keine Anfechtungsklagen erhoben wurden bzw. die Erhebung von Klagen der Eintragung nicht entgegensteht. Parallel soll dann zeitnah nach Wirksamwerden des Übertragungsbeschlusses auch die Börsennotierung der OLB enden.
Etwas unter ging in der Diskussion um den „Squeeze Out“der Blick auf die Geschäftsentwicklung. Für 2017 sprach Tessmann von einem „erfolgreichen Geschäftsjahr mit einem guten Ergebnis“. Er verwies u.a. darauf, dass das Betriebsergebnis um 36,4 Prozent auf 48,3 Millionen Euro gestiegen sei. Auch der Start ins Jahr 2018 sei „erfolgreich verlaufen“. Dennoch sei für das laufende Jahr mit einem „deutlichen Rückgang“des Ergebnisses vor Steuern zu rechnen. Als Grund verwies er u.a. darauf, dass begünstigende Einmaleffekte im Zusammenhang mit dem OLB-Beteiligungsverkauf durch die Allianz für 2018 entfallen würden.
Die Hauptversammlung beschloss am Freitag zudem, eine Dividende von 25 Cent je Aktie auszuschütten. Im Vorjahr hatten die Aktionäre noch 35 Cent je Aktie erhalten – diese Ausschüttung beinhaltete allerdings auch eine Sonderdividende von 10 Cent.