HYGIENEMANAGEMENT IN KRANKENHÄUSERN
Viele Menschen schon vor Klinikaufenthalt mit Keimen belastet
Eine im Krankenhaus erworbene Infektion kann gefährliche Folgen haben. Zum Schutz ist ein lückenloses Hygienemanagement in der Klinik entscheidend.
OLDENBURG – Bakterien sind in zahlreichen unterschiedlichen Untergruppen und Formen überall in der Umwelt vorhanden. Der Organismus nimmt beim Kontakt mit anderen Menschen und bei jeder Mahlzeit eine Vielzahl von ihnen auf, was in der Regel folgenlos bleibt, weil der größte Teil der Bakterien keine schädliche Wirkung hat und problemlos wieder abgegeben wird. Darüber hinaus erfüllen Bakterien etwa im MagenDarm-Trakt lebenswichtige Funktionen für den menschlichen Organismus.
Insbesondere die physiologische Flora auf der Haut und die Schleimhäute schützen uns vor fremden Eindringlingen. Es gibt aber auch schädliche Keime, die Krankheiten auslösen können. Eine nosokomiale Infektion erwirbt man bei einer ambulanten Behandlung oder während eines stationären Aufenthalts. Dabei wird die Infektion in mehr als 80 Prozent der Fälle durch bereits im Körper vorhandene Bakterien verursacht. Man spricht dann von endogenen Infektionen.
Gefährliche Folgen
Gesunde Menschen verfügen normalerweise über eine leistungsfähige Immunabwehr, die gefährliche Eindringlinge automatisch erkennt und rechtzeitig vernichtet. Anders kann das bei sehr alten Menschen sowie Patienten mit chronischen oder schweren Akut-Erkrankungen sein, die in einem schlechten körperlichen Allgemeinzustand sind. Die Infektion mit einem ambulant oder im Krankenhaus erworbenen Keim bedeutet nicht nur eine zusätzliche Belastung, sondern kann auch gefährliche neue Erkrankungen auslösen. Besonders gefürchtet – weil oft lebensbedrohlich – sind die medizinisch als Sepsis bezeichnete Blutvergiftung und die Lungenentzündung.
Eine Übertragung von Bakterien kann in ganz normalen Alltagssituationen erfolgen, wenn sie zum Beispiel beim Dr. Jörg Herrmann leitet das Institut für Krankenhaushygiene der drei Oldenburger Krankenhäuser. Dort wurde ein lückenloses Hygiene-Management installiert.
Bei den meisten
Patienten lässt sich die Infektion mit einem potenziell krankmachenden Keim durch den Einsatz von Antibiotika mit gutem Erfolg behandeln. Diese im Normalfall hochwirksamen Medikamente können Problembakterien abtöten und ihrer Vermehrung entgegenwirken, so dass die Infektion durch das körpereigene Abwehrsystem abgewehrt wird.
Küssen über die Schleimhäute oder etwa beim Hände schütteln durch Hautkontakt übertragen und aufgenommen werden. Krankenhaus-Patienten erwerben krankmachende Keime oft nicht erst bei einem stationären Aufenthalt, sondern sind bereits vorher damit besiedelt.
Das gilt auch für multiresistente Keime, die sich durch herkömmliche Antibiotika nicht abtöten lassen, von denen MRSA der Bekannteste ist, erklärt Dr. Jörg Herrmann, Direktor des Instituts für Krankenhaushygiene der drei Oldenburger Krankenhäuser: „Die meisten Menschen wissen nichts davon, weil eine Besiedlung mit MRSA oder anderen resistenten Keimen allein keine negativen gesundheitlichen Auswirkungen oder Krankheitssymptome mit sich bringt.“
Als potenzielle Träger eines Problemkeims gelten neben
In einigen Fällen
funktioniert dieser Mechanismus aber nicht mehr, weil die Erreger eine Resistenz gegen gebräuchliche Antibiotika entwickelt haben. Heute gelten rund sechs Prozent der Erreger, die für eine im Krankenhaus erworbene Infektion verantwortlich sind, als multiresistent. Das bedeutet, dass die infektionsauslösenden Bakterien gegen mindestens zwei Antibiotika-Wirkstoffklassen
Menschen, die beruflichen Kontakt zu landwirtschaftlichen Nutztieren haben, auch Urlauber, die in südosteuropäischen Ländern wie Griechenland oder der Türkei unterwegs waren und dort medizinische Hilfe in Anspruch genommen haben. Ein wesentlicher Grund ist, dass dort Antibiotika ohne ärztliches Rezept zu haben sind und entsprechend häufig eingesetzt werden, betont Dr. Herrmann: „Wer immer wieder Antibiotika einnimmt, erhöht damit das Risiko für eine Resistenzbildung – auch bei seinen eigenen Bakterien.“
Träger herausfiltern
In den Oldenburger Krankenhäusern können Träger von Problemkeimen wie etwa MRSA mittels eines nicht aufwendigen Nasen-Rachenabstrichs schon bei der Eingangsuntersuchung vor der
unempfindlich sind.
Bei großen planbaren
Operationen wird so lange mit dem Eingriff gewartet, bis der Patient von den infektionsauslösenden Bakterien befreit ist, erklärt Dr. Jörg Herrmann: „Die Vorsorgemaßnahmen sind sehr wichtig, weil die Keime ansonsten direkt in die Blutbahn geraten können.“
stationären Aufnahme herausgefiltert werden. Bei einem positiven Befund wird der Patient zur Minimierung der Übertragungsgefahr in einem Einzelzimmer isoliert und unterliegt besonders strengen Hygieneregeln. Damit die Keime nicht weitergetragen werden, betreten Ärzte und Pflegekräfte das Krankenzimmer nur mit spezieller Schutzkleidung, zu der neben Einmalhandschuhen und Schutzkittel unter anderem ein Mundschutz gehört.
Die Betroffenen werden mit einer antibiotikahaltigen Nasensalbe und bakterienabtötenden Waschlotionen sowie täglich neuen Zahnbürsten, Bettwäsche und Kleidung versorgt. Darüber hinaus werden die Keime bei einer Infektion mit Antibiotika-Präparaten bekämpft. In den meisten Fällen sind die Problemkeime nach rund fünf Tagen nicht mehr nachweisbar.