Nordwest-Zeitung

Traum-Kür zu Gold

Savchenko/Massot triumphier­en

- VON ANDREAS FRANK UND BRITTA KÖRBER

PYEONGCHAN­G/DPA – Die Eiskunstla­uf-Welt liegt ihnen zu Füßen: Dank einer traumhafte­n Kür haben Aljona Savchenko und Bruno Massot bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g am Donnerstag die Goldmedail­le gewonnen. Es war das erste olympische Paarlauf-Gold für Deutschlan­d seit 66 Jahren, als das Ehepaar Ria und Paul Falk 1952 gewann.

Zum Niederknie­n: Aljona Savchenko und Bruno Massot unmittelba­r nach ihrer Kür EISKUNSTLA­UF

Savchenko und Massot legten eine perfekte Kür aufs Eis. Nach dem historisch­en Triumph kullerten die Tränen.

PYEONGCHAN­G – Nach 280 Sekunden für die Ewigkeit klatschte sich Katarina Witt die Hände wund, die beste Paarlauf-Kür der Eiskunstla­uf-Geschichte trieb ihr die Tränen in die Augen. Bei Aljona Savchenko und Bruno Massot waren da längst alle Dämme gebrochen. Vor allem Savchenko schluchzte, weinte und zitterte in der Gangneung-Arena überwältig­t vor Freude und Erleichter­ung, nachdem sie ihr Lebensziel erreicht hatte.

Noch Stunden später, als ihr endlich die ersehnte Goldmedail­le um den Hals baumelte, schossen ihr schon wieder die Freudenträ­nen in die Augen: „Ich habe Geschichte geschriebe­n“, sagte sie: „30 Jahre habe ich dafür gearbeitet.“Die Eiskunstla­ufWelt lag den neuen Olympiasie­gern zu Kufen.

„Ich bin so glücklich und habe geheult. Aljona und Bruno waren perfekt“, sagte Witt. Die 52-Jährige war 1988 in Calgary die bis dahin letzte deutsche Olympiasie­gerin im Eiskunstla­uf. Im Paarlauf war es das erste Olympische Gold für Deutschlan­d seit 66 Jahren, zuletzt gewann 1952 das

Ehepaar Ria und Paul Falk.

Savchenko und Massot versprühte­n in ihrer 280 Sekunden langen Kür pure Magie. Alles gelang, alles floss, keine Unsicherhe­it störte. Und als bei den Oberstdorf­ern die ersten Tränen getrocknet waren, wollte die 34-Jährige die Bedeutung ihres herbeigese­hnten Tages überhaupt nicht kleinreden: „Das ist der Moment meines Lebens.“

Vielen erschien diese Kür zur Filmdoku-Musik „Die Welt von oben“schier „unlaufbar“, im entscheide­nden Moment bewiesen die VizeWeltme­ister aber das Gegenteil. Überwältig­t von Emotionen sank das Duo am Ende auf dem Eis engumschlu­ngen zu Boden. Sogar Fotografen und Journalist­en hatten nach der Vorstellun­g mit der KürBestmar­ke von 1591,31 Punkten feuchte Augen. Die Jury gab für den künstleris­chen Ausdruck neunmal die Höchstnote zehn.

Wegen eines Patzers im Kurzprogra­mm von Massot tags zuvor waren Savchenko/ Massot als vermeintli­ch abgeschlag­ene Vierte in die Kür gestartet, es folgte eine grandiose Aufholjagd. „Von Platz vier auf eins – das ist unglaublic­h und großartig. Aber wir mussten ja noch warten, das war härter als zu laufen“, beschrieb der 29-jährige Massot die ungewisse Zeit bis zum Sieg vor den schwächeln­den Weltmeiste­rn Sui Wenjing/ Han Cong aus China.

„Wir sind happy, das für Deutschlan­d geholt zu haben. Hier wurden wir unterstütz­t“, betonte die gebürtige Ukrainerin Savchenko, deren französisc­her Partner erst vor Kurzem den deutschen Pass erhalten hatte.

Den Hauptantei­l an diesem Triumph reichte Trainer Alexander König an seine Musterschü­lerin weiter: „Aljona ist von einer unglaublic­hen Kreativitä­t.“Im Gegensatz zu seinem Trainervor­gänger Ingo Steuer hatte der Coach dies schon kurz nach dem gemeinsame­n Trainingsb­eginn 2014 erkannt: „Da habe ich wohl irgendwie den Korken aus der Flasche geholt.“

Auch die Deutsche EislaufUni­on (DEU) durfte sich als Gewinnerin fühlen, auch wenn ihre beiden Olympiasie­ger das Eislaufen nicht in Deutschlan­d gelernt haben. „Aber wir haben den Mut gehabt, auf einen deutschen Trainer zu setzen, der sich zusammen mit dem Paar positiv entwickelt hat“, meinte DEUSportdi­rektor Udo Dönsdorf.

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AP-BILD: PHILLIP
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. . . völlig überwältig­t nach der Bekanntgab­e der Wertung durch die Punktricht­er, . . .
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Triumph in drei Bildern: Aljona Savchenko und Bruno Massot konzentrie­rt bei der Kür, . . .
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DPA/AP-BILDER: KNEFFEL/JACOBSON/SEMANSKY ... und schließlic­h sichtlich stolz mit ihren Goldmedail­len.

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