Videobeweis und Torflaute sorgen für Frust
Werder hadert nach 0:0 gegen Berlin mit vergebenen Chancen – Bode geht von Transfer aus
Bis Mittwoch können die Bremer noch einen neuen Mann für die Offensive verpflichten. Wie wichtig das ist, war gegen Hertha klar zu sehen.
BREMEN – Videobeweis-Frust mal anders: Anlass für Werder Bremens Ärger nach der unbefriedigenden Nullnummer gegen Hertha BSC war nicht das aberkannte Führungstor von Maximilian Eggestein (10. Minute). Diesem ging nämlich ein eindeutiger Ellenbogeneinsatz von Thomas Delaney voraus. Der Grund für den Unmut war der Verzicht auf den Videobeweis Stunden zuvor beim 1:1-Ausgleich des Abstiegsrivalen Hamburger SV bei RB Leipzig – bei einem eindeutigen Abseitstor.
„Das ist ein Witz“, schimpfte Bremens Kapitän Zlatko Junuzovic über die Ungleichbehandlung, „in einer Partie wird das angewandt, in einer anderen nicht. Das System muss verbessert werden.“
Werders Führung stützte die Einschätzung. „Mehr negative Emotionen sind nicht möglich“, sagte Präsident Hubertus Hess-Grunewald am Sonntag. Auch Aufsichtsratschef Marco Bode trauerte der Möglichkeit nach, den HSV zu distanzieren. „Man kann schon sagen, dass die Gerechtigkeit nicht zum Zuge kommt“, sagte Bode. „Was Referee Bastian Dankert zeigt auf Freistoss für Hertha statt Tor für Werder. Zlatko Junuzovic (links) und Max Kruse protestieren, Herthas Per Skjelbred ist erleichtert.
mir wichtig wäre ist, dass die Regel auf allen Plätzen gleichermaßen angewandt wird“, war auch Trainer Florian Kohfeldt frustriert. „So macht das
keinem Spaß“, konstatiert der erneut stark aufspielende Jerome Gondorf.
Alle Verärgerung jedoch verstellte Werder nicht den
Blick auf die grundlegenden Probleme nach dem fünften Spiel in Serie ohne Sieg. Der Dreier wäre bei einem klaren Chancenplus locker möglich gewesen. „Obwohl wir wieder gut gespielt haben und genug Chancen hatten zu gewinnen, sind wir in einer schwierigen Lage“, sagte Bode.
Kohfeldt sah die Zeit für einen Appell gekommen. Die Situation sei „extrem gefährlich“, konstatierte der 35-Jährige, und mahnte: „Keiner klopft sich auf die Schulter, was für ein tolles Spiel wir gemacht haben. Es ist brutal bitter. Viele verharmlosen die Situation. Wir haben zu wenig Punkte. Das ist Überlebenskampf. Den müssen wir annehmen.“
Lediglich zwei Zähler hat Werder aus den ersten drei Partien des Jahres geholt. Die Aufgabe am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Schalke 04 ist zudem sehr schwer. „Alle denken: Der Mai ist noch weit, wir spielen doch guten Fußball. Aber ne, der Mai ist nicht mehr weit und wir sind drei Punkte dahinter“,
mahnte Kohfeldt: „Worauf warten wir?“
Für ganz andere Stimmung hätte beim Drittletzten der Tabelle mit der letzten Aktion in der Nachspielzeit Eggestein sorgen müssen. Doch aus fünf Metern schoss der Mittelfeldspieler Hertha-Verteidiger Jordan Torunarigha auf der Berliner Torlinie an. „Das ist natürlich total enttäuschend. Das Gerede ist im Endeffekt immer die gleiche Leier“, stellte ein genervter Junuzovic fest.
Spieler und Fans nahm Kohfeldt indes bei seiner Kritik aus. Bleibt nur die Vereinsführung als Adressat. Bis Mittwoch haben die Clubs noch die Gelegenheit, Transfers zu tätigen. Zwar vermied es Kohfeldt, direkt von Geschäftsführer Frank Baumann neue Spieler zu fordern. Aber auf die mangelnde Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor muss Werder bis Mittwoch reagieren. Bode: „Die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch etwas tun, ist höher als die, dass wir nichts tun.“