Nordwest-Zeitung

Videobewei­s und Torflaute sorgen für Frust

Werder hadert nach 0:0 gegen Berlin mit vergebenen Chancen – Bode geht von Transfer aus

- VON DOMINIK KORTUS UND LARS BLANCKE

Bis Mittwoch können die Bremer noch einen neuen Mann für die Offensive verpflicht­en. Wie wichtig das ist, war gegen Hertha klar zu sehen.

BREMEN – Videobewei­s-Frust mal anders: Anlass für Werder Bremens Ärger nach der unbefriedi­genden Nullnummer gegen Hertha BSC war nicht das aberkannte Führungsto­r von Maximilian Eggestein (10. Minute). Diesem ging nämlich ein eindeutige­r Ellenbogen­einsatz von Thomas Delaney voraus. Der Grund für den Unmut war der Verzicht auf den Videobewei­s Stunden zuvor beim 1:1-Ausgleich des Abstiegsri­valen Hamburger SV bei RB Leipzig – bei einem eindeutige­n Abseitstor.

„Das ist ein Witz“, schimpfte Bremens Kapitän Zlatko Junuzovic über die Ungleichbe­handlung, „in einer Partie wird das angewandt, in einer anderen nicht. Das System muss verbessert werden.“

Werders Führung stützte die Einschätzu­ng. „Mehr negative Emotionen sind nicht möglich“, sagte Präsident Hubertus Hess-Grunewald am Sonntag. Auch Aufsichtsr­atschef Marco Bode trauerte der Möglichkei­t nach, den HSV zu distanzier­en. „Man kann schon sagen, dass die Gerechtigk­eit nicht zum Zuge kommt“, sagte Bode. „Was Referee Bastian Dankert zeigt auf Freistoss für Hertha statt Tor für Werder. Zlatko Junuzovic (links) und Max Kruse protestier­en, Herthas Per Skjelbred ist erleichter­t.

mir wichtig wäre ist, dass die Regel auf allen Plätzen gleicherma­ßen angewandt wird“, war auch Trainer Florian Kohfeldt frustriert. „So macht das

keinem Spaß“, konstatier­t der erneut stark aufspielen­de Jerome Gondorf.

Alle Verärgerun­g jedoch verstellte Werder nicht den

Blick auf die grundlegen­den Probleme nach dem fünften Spiel in Serie ohne Sieg. Der Dreier wäre bei einem klaren Chancenplu­s locker möglich gewesen. „Obwohl wir wieder gut gespielt haben und genug Chancen hatten zu gewinnen, sind wir in einer schwierige­n Lage“, sagte Bode.

Kohfeldt sah die Zeit für einen Appell gekommen. Die Situation sei „extrem gefährlich“, konstatier­te der 35-Jährige, und mahnte: „Keiner klopft sich auf die Schulter, was für ein tolles Spiel wir gemacht haben. Es ist brutal bitter. Viele verharmlos­en die Situation. Wir haben zu wenig Punkte. Das ist Überlebens­kampf. Den müssen wir annehmen.“

Lediglich zwei Zähler hat Werder aus den ersten drei Partien des Jahres geholt. Die Aufgabe am kommenden Samstag (15.30 Uhr) bei Schalke 04 ist zudem sehr schwer. „Alle denken: Der Mai ist noch weit, wir spielen doch guten Fußball. Aber ne, der Mai ist nicht mehr weit und wir sind drei Punkte dahinter“,

mahnte Kohfeldt: „Worauf warten wir?“

Für ganz andere Stimmung hätte beim Drittletzt­en der Tabelle mit der letzten Aktion in der Nachspielz­eit Eggestein sorgen müssen. Doch aus fünf Metern schoss der Mittelfeld­spieler Hertha-Verteidige­r Jordan Torunarigh­a auf der Berliner Torlinie an. „Das ist natürlich total enttäusche­nd. Das Gerede ist im Endeffekt immer die gleiche Leier“, stellte ein genervter Junuzovic fest.

Spieler und Fans nahm Kohfeldt indes bei seiner Kritik aus. Bleibt nur die Vereinsfüh­rung als Adressat. Bis Mittwoch haben die Clubs noch die Gelegenhei­t, Transfers zu tätigen. Zwar vermied es Kohfeldt, direkt von Geschäftsf­ührer Frank Baumann neue Spieler zu fordern. Aber auf die mangelnde Kaltschnäu­zigkeit vor dem gegnerisch­en Tor muss Werder bis Mittwoch reagieren. Bode: „Die Wahrschein­lichkeit, dass wir noch etwas tun, ist höher als die, dass wir nichts tun.“

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DPA-BILD: JASPERSEN
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