Nordwest-Zeitung

Reformatio­nstag ist Favorit

Große Koalition bevorzugt 31. Oktober als neuen Feiertag – FDP dagegen

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Grünen im Landtag bevorzugen einen weltlichen Feiertag. Jens Nacke (CDU) sagte, dass die Diskussion noch nicht abgeschlos­sen sei.

HANNOVER – Niedersach­sen steuert offenbar auf den Reformatio­nstag als neuen Feiertag zu. Verschiede­ne Redner der Großen Koalition von SPD und CDU sprachen sich am Donnerstag im Landtag sehr deutlich für den 31. Oktober aus.

Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD) hatte schon im letzten Herbst diesen Vorschlag öffentlich unterbreit­et. Auch die AfD „kann mit einem Reformatio­nstag leben“. Während die Grünen einen weltlichen Feiertag bevorzugen würden, lehnt als einzige Fraktion die FDP einen neuen Feiertag ab.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der SPD-Fraktion, Ulrich Watermann, stellt die herausrage­nde Bedeutung der Reformatio­n heraus. Auch als Katholik müsse er feststelle­n: „Die Reformatio­n hat alles beeinfluss­t.“Deshalb sei der 31. Oktober als Feiertag „gut begründbar“, sagte Watermann, der allerdings einräumte, dass die SPD sich noch in einem „Abwägungsp­rozess“befinde. Der breite Beifall aus den SPD-Reihen signalisie­rte aber klar die mehrheitli­che Meinung.

Für die CDU hob auch der Innenpolit­iker Jens Nacke (Wiefelsted­e) hervor, dass die Diskussion „noch nicht abgeschlos­sen sei“. Aber das vergangene

Lutherjahr habe einfach eine Fülle von Eindrücken und Begegnunge­n gebracht. „Und“, so Nacke, „der Reformatio­nstag ist kein Luther-Gedenktag, sondern ein Tag, der die Geschichte Europas verändert hat.“Niedersach­sens Bürger, davon ist die CDU überzeugt, wünschen sich in jedem Fall einen zusätzlich­en Feiertag. „Denn Niedersach­sen hat deutlich weniger Feiertage (9) als der Süden der Republik (12)“, sagte Nacke: „Das empfinden die Menschen als ungerecht."

Die Grünen halten einen zusätzlich­en Feiertag ebenfalls für „richtig“. „Als evangelisc­her Christ“könne er dem Reformatio­nstag „viel abgewinnen“, versichert­e der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer, Helge Limburg. Doch die Grünen stören sich an der „Basta“-Attitüde, mit der Ministerpr­äsident Weil diesen Tag durchsetze­n will. Deshalb plädieren sie „für einen weltlichen Feiertag wie den Tag der Befreiung am 8. Mai“, sagte Limburg.

Die AfD kann die Bedenken der jüdischen Gemeinde gut nachvollzi­ehen wegen der wenig rühmlichen antisemiti­schen Äußerungen Luthers. „Aber die Reformatio­n steht für mehr als nur für Luther“, betonte der AfD-Abgeordnet­e Klaus Wiechmann.

Die FDP stört, dass für einen neuen Feiertag die Arbeitgebe­r in jedem Fall zahlen müssen.

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