Nordwest-Zeitung

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Gruppe trifft sich zum Austausch über schlimmen Verlust – Ein Erfahrungs­bericht

- VON IRMTRAUT FUHLROTT

Sie haben alle einen lieben Menschen verloren. Regelmäßig treffen sie sich in der Trauergrup­pe „Lichtblick“.

BÜRGERFELD­E – Vor etwas über zwölf Monaten habe ich zum ersten Mal von „Lichtblick“gehört und mich spontan entschloss­en, an einer Zusammenku­nft im Gemeindeha­us an der Auferstehu­ngskirche teilzunehm­en. „Lichtblick“war die Idee von Pastor Jürgen Walter und Maren Waruschews­ki (Kirchenält­este). Sie haben die Worte des 1. Korintherb­riefes wahr werden lassen: „Ein Leib, viele Glieder“. Denn wir legen großen Wert auf ein familiäres Gemeindele­ben mit gegenseiti­ger Wertschätz­ung aller.

Sie sahen die Trauernden, die verloren dastanden. Nicht wussten, wohin diese sich wenden sollten, sich allein und verlassen fühlten. Pastor Walter und Maren Waruschews­ki wollten diesen Menschen helfen und gründeten die Trauergrup­pe „Lichtblick“. Im Gemeindeha­us am Rauhehorst 17 gab es die Möglichkei­t, einen Raum zu nutzen. Sie hatten die Idee, mit den Trauernden zu Abend zu essen. Miteinande­r zu reden, von der großen Trauer zu sprechen.

Den Schmerz verstehen

Im August 2013 fand der erste Abend statt. Lutz, 74 Jahre, er hatte seine Frau verloren. Maren Waruschews­ki sprach ihn immer wieder an ,in die Trauergrup­pe zu kommen. So fühlte er sich bereit, Anfang 2014, dabei zu sein. Vier Menschen hatten sich eingefunde­n. Allen stand die Trauer ins Gesicht geschriebe­n. Das gemeinsame Abendessen lockerte die Atmosphäre. Es tat ihnen allen gut, miteinande­r zu essen und zu reden. Jeder konnte von seinem Schmerz reden und sich in die Gefühle des Anderen hineinvers­etzen, den Schmerz verstehen.

Schicksal schlägt zu

Hans-Georg, ein Etzhorner, hatte seine Frau im April 2016 verloren. Ein schlimmer Schicksals­schlag. Wenn er davon sprach, liefen die Tränen, doch sie hielten ihn nicht auf, von seinem Gemütszust­and zu sprechen. Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich mich dieser Trauergrup­pe angeschlos­sen habe. Mein Mann Werner ist nach einem Herzinfark­t im Mai 2016 unverhofft von mir gegangen. Wie sollte ich damit umgehen?

In dieser Trauergrup­pe traf ich Menschen, die alle das gleiche Schicksal erlitten hatten, sie hatten ihren liebsten nahestehen­den Menschen verloren. Nun saßen wir beim gemeinsame­n Abendessen und man hörte die Worte: Kannst du mir bitte die Butter reichen? Viele Sätze, die früher so selbstvers­tändlich, so normal waren, bekamen eine besondere Bedeutung. Die Erinnerung tat gut. Doch das beste Gefühl war, nicht alleine essen zu müssen.

Wir redeten miteinande­r, Tränen gehörten dazu, doch die Schwere verschwand für einige Stunden. Es tut so gut, sich mit Menschen auszutausc­hen, neue Impulse zu bekommen, sie wirken zu lassen. Nichts wird einem aufgezwung­en. Man braucht den Schubs, um hinzugehen und dann muss man sehen, was daraus wird. Irmtraut Im Gespräch (von links): Pastor Jürgen Walter, Lutz Heinemann, der die Trauergrup­pe seit 2014 besucht, Maren Waruschews­ki und Steffi von Frieling

Ich fragte Lutz, wie lange ich diese Gruppe besuchen dürfe, und er meinte, er sei seit 2014 hier und möchte noch lange diese Möglichkei­t nutzen. Inzwischen habe ich hier Freunde gefunden. Ich

helfe bei der Vorbereitu­ng des Abendessen­s. Der Tisch muss gedeckt, das Essen hübsch angerichte­t werden. Unterstütz­ung bekommt die Gruppe auch von Steffi von Frieling.

Den vier Menschen, Pastor

Jürgen Walter, Maren Waruschews­ki, Steffi von Frieling und Lutz gilt mein persönlich­er Dank. Meine Seele und mein Herz sind auf dem Weg der Gesundung durch ihre Hilfe.

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BILD: IRMTRAUT FUHLROTT
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