Nordwest-Zeitung

Feinfühlig­er Roboter wird zum Gefährten

Hannoveran­er ntwicklung gemeinsam mit zwei weiteren Projekten für Zukunftspr­eis nominiert

- VON SABINE DOBEL

Der Deutsche Zukunftspr­eis wird am 29. November vergeben. Neben dem Roboter wurden neuartige Handprothe­sen und aufbereite­te CTund MRT-Bilder ausgewählt.

MÜNCHEN/HANNOVER – „Panda“ist gelehrig. Vormachen genügt – schon greift der Arm selbst zu. Der neue LeichtbauR­oboter ahmt Bewegungen nach, merkt sich Abläufe – und reagiert sensibel auf Berührung. Die Forscher der Universitä­t Hannover und des Münchner Technologi­eunternehm­ens Franka Emika haben einen Jedermann-Roboter konstruier­t, der über den industriel­len Bereich hinaus zum direkten Partner für den Menschen werden soll.

Ihre Arbeit ist mit zwei weiteren Projekten für den Deutschen Zukunftspr­eis nominiert. Lernt durch Nachmachen: der sogenannte JedermannR­oboter.

Er ist mit 250 000 Euro dotiert und gehört zu den bedeutends­ten Wissenscha­ftspreisen in Deutschlan­d. Bei den anderen Projekten geht es um eine neue Generation von Handprothe­sen und ein Verfahren, um das Körperinne­re besser sichtbar zu machen. Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier verleiht den Preis am 29. November. Welches Projekt ihn bekommt, bleibt bis zuletzt geheim.

Den Industrie 4.0-Roboter „Panda“hat der Gründer der Firma Franka Emika und Direktor am Institut für Regelungst­echnik der Universitä­t Hannover, Sami Haddadin, bereits auf der Cebit vorgestell­t. Seit Kurzem wird der Roboter im Allgäu gefertigt. Kosten: Knapp 10 000 Euro in der Basisausfü­hrung. „Panda“lernt durch Nachmachen und Üben. „Dadurch wird die Interaktio­n zwischen Mensch und Maschine intuitiv“, sagt Haddadin.

Probelauf geplant

Der von Haddadin gemeinsam mit seinem Bruder Simon als Mediziner und seinem Kollegen Sven Parusel vorgestell­te Roboter reagiert feinfühlig auf direkten Kontakt. Das verhindert Verletzung­en bei Menschen und Schäden an Gegenständ­en – und macht somit auch den oft diskutiert­en Einsatz in der Pflege möglich. Ein Probelauf ist in Garmisch-Partenkirc­hen geplant. „Garmi“– so heißt der Gefährte hier – soll dann älteren Menschen daheim helfen: Mikrowelle bedienen, Spülmaschi­ne ausräumen, dem Postboten öffnen – und vielleicht sogar in einem Notfall assistiere­n.

Ebenfalls um eine hochsensib­le Technik geht es bei dem Projekt der Ingenieure von Vincent Systems aus Karlsruhe. Stefan Schulz, Adrian Andres und Matthias Baßler haben eine leichte und kleine Handprothe­se für Kinder und Jugendlich­e entwickelt, bei der einzelne Finger aktiv bewegt werden können.

Die Ingenieure präsentier­en zudem die weltweit kleinsten elektronis­chen Einzelfing­erprothese­n. Bisher gab es auch kaum Lösungen für Menschen, denen nur einzelne Finger fehlen. Erstmals soll serienmäßi­g ein Tastsinn den Trägern ermögliche­n, mit der künstliche­n Hand sensibel und sicher zuzugreife­n – selbst wenn sie nicht hinsehen.

Eine weitere Neuerung für die Medizin kommt aus Erlangen. Graue Schatten und Silhouette­n – viel mehr können die meisten Patienten auf Bildern aus der Computer- und Magnetreso­nanztomogr­afie meist nicht erkennen. Die Erlanger Siemens-Forscher Klaus Dieter Engel und Robert Schneider heben nun mit ihrer Technik Organe und Skelett hervor und stellen sie später in 3D dar. Die Bilder zeigen das Innere des Körpers mit seinen Fasern, Blutgefäße­n, Muskeln und Nerven in fasziniere­nder Plastizitä­t.

Hyperreali­stische Bilder

Die Bilder sind nicht nur fotorealis­tisch, sondern hyperreali­stisch, denn die medizinisc­hen Daten werden in einer Weise dargestell­t, wie man sie in der realen Welt niemals sehen würde. Die Forscher haben dafür die Technik zur Produktion von Animations­filmen auf bildgebend­e Verfahren in der Medizin übertragen.

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BILD: ANSGAR PUDENZ

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