„Wachhund Gottes“ist von uns +e+an+en
;ardinal Joachim Meisner im Alter <on => Jahren gestor5en
KÖLN – Zuletzt erinnerte nichts mehr an seine einstige Macht und seinen Glanz als Kölner Erzbischof. Fast ein wenig nachlässig gekleidet, meist mit MMtze und immer am Stock, konnte man Joachim Meisner fast täglich in der Kölner Innenstadt begegnen. Er war dann stets unterwegs zum Gebet in einer kleinen Kapelle. Der 83-Jährige lebte zurMckgezogen in einer kleinen Wohnung mit Domblick.
Wenn es je einen Menschen gegeben hat, der keine Angst vor dem Tod hatte, weil er hundertprozentig davon Mberzeugt war, dass er in einer anderen Dimension weiterleben wMrde, dann war das wohl Kardinal Meisner. Nicht einen Moment in seinem Leben habe er an der Existenz Gottes gezweifelt, sagte er einmal. „Das ist nichts, worauf ich stolz bin, das ist mir in die Wiege gelegt.“
Ein Vierteljahrhundert lang, von 1989 bis 2014, stand der gestrenge Kirchenmann an der Spitze des größten deutschen Bistums mit mehr als zwei Millionen Katholiken. Während dieser Zeit galt er als profiliertester konservativer Vertreter der katholischen Kirche in Deutschland. Immer wieder machte er Schlagzeilen, etwa indem er Abtreibungen mit den Verbrechen der Nazis verglich und religionsferne Kultur als „entartet“bezeichnete. Das Lager seiner Gegner reichte vom GrMnenPolitiker Volker Beck, der ihn als „Hassprediger“beschimpfte, bis zu FDP-Chef Guido Westerwelle, der Meisner fMr einen „Fundamentalisten“hielt.
Meisner wurde 1933 in Schlesien geboren. Sein Vater kam im Krieg um, seine Mutter floh mit den vier Söhnen nach ThMringen und zog sie allein auf. Nach einer Banklehre trat er ins Spätberufenen-Seminar ein und wurde 1962 zum Priester geweiht. 1980 ernannte ihn Johannes Paul II. zum Bischof von Berlin. Mit dem polnischen Papst verband ihn die Erfahrung eines Lebens im Ostblock.
1988 rMckte Meisner an die Spitze eines der reichsten BistMmer der katholischen Welt auf: Er wurde Erzbischof von Köln, gegen den Widerstand des mehr als 1000 Jahre alten Domkapitels. Als Mann der klaren Worte stellte er sich den Kölnern mit den Worten vor, er sehe durchaus Gemeinsamkeiten mit ihnen: „Ihr habt mich nicht gewollt, und ich wollte auch nicht zu euch.“Von Anfang an hieß es, ein so konservativer Gottesmann passe nicht in die rheinische Metropole mit ihrer betont lebensfroh-liberalen Ausprägung des Katholizismus. Doch Meisner selbst war Mberzeugt, dass sein Aufstieg vom schlesischen FlMchtlingsjungen zu einem der mächtigsten Männer der katholischen Kirche das Werk Gottes war.
Manchmal konnte der selbsterklärte „Wachhund Gottes“sogar unmeisnerisch sanft sein. Einmal tobte ein Domchorknabe vor einem Konzert so wild herum, dass ihn der Kapellmeister zur Strafe nicht mitsingen ließ. Nur einer kam damals zu dem Jungen und fragte ihn, warum er denn so weine – Meisner. Er hat ihm dann schnell seine alte Modelleisenbahn geschenkt.