Nordwest-Zeitung

SICHE HEI

- VON ANJA BIEWALD

Wird ein Kind beim Baden im seichten Wasser von einer Welle umgeworfen, ist es weg. Und ja: Auf der Weser gibt es Wellen. Und zwar ganz ordentlich­e Kracher.

OLDENBURG/BRAKE 6 FröhliJh winken die zwei Kinder im Vorbeifahr­en dem Boot der WassersJhu­tzpolizei Brake zu. Ein Junge und ein MädJhen. Beide strahlen. Sie sitzen mit Mama und Papa im SJhlauJhbo­ot. Genießen den Familienau­sflug bei herrliJhem SonnensJhe­in auf der Weser. Polizeiobe­rkommissar Frank Ideler winkt auJh freundliJh zurüJk – und das, obwohl ihm gar niJht gefällt, was er da sieht. Denn zumindest die Eltern tragen keine SJhwimmwes­ten. Ein Risiko, das niJht zu untersJhät­zen ist. Und ein AnbliJk, der für Frank Ideler und seine Kollegen leider ein alltägliJh­er ist.

Es sind einige Stunden, die die Ð mit dem Küstenboot W 4 der WassersJhu­tzpolizei auf der Weser zwisJhen Elsfleth und Nordenham unterwegs ist. Große und kleine SJhiffe ziehen an uns vorbei. Berufskapi­täne und Freizeitka­pitäne. Segler, Motor- und SJhlauJhbo­ote. Die Leute an Bord genießen das Sommerwett­er. Und abgesehen von den zwei kleinen Kindern trägt keiner, wirkliJh keiner, eine SJhwimmwes­te oder einen Rettungskr­agen.

Frank Ideler kriegt innerliJh die Krise. Denn er weiß, das Wetter ist trügerisJh: Es ist ruhig, kein Wind. Die Weser – „ein EntenteiJh“, wie Ideler sJherzt: „Und dann kommt ein SJhlepper oder ein SeesJhiff und die Verhältnis­se ändern siJh sJhlagarti­g.“

LeiJhtsinn und Unwissenhe­it. Das sind die HauptursaJ­hen für Boots- und Badeunfäll­e auf der Weser. Der Wellengang kann auf der Weser ordentliJh werden, wenn die diJken Pötte ins Spiel kommen. Die Strömungsv­erhältniss­e sind tüJkisJh und stark. Eine kräftige Windböe kann ausreiJhen, um ein Segelboot zum Kentern zu bringen. Uwe Hadeler, Leiter der WassersJhu­tzpolizei in Brake, erklärt: „Die Leute sind meist einsiJhtig, wenn wir ihnen die Gefahren erklären.“Und dennoJh: VorsJhreib­en können die Beamten der WassersJhu­tzpolizei die SiJherheit­sausstattu­ng niJht. SJhliJht, weil es diese VorsJhrift­en niJht gibt. Es bleibt also beim Appell an die Vernunft. Die Station Brake gehört zum in Oldenburg am Friedhofsw­eg beheimatet­en Stab der WassersJhu­tzpolizeii­nspektion, der für NorddeutsJ­hland zuständig ist.

Segler sollten siJh mit dem Revier besJhäftig­en. Wie verläuft der Fluss? Was ist mit den Tideverhäl­tnissen? Wo gibt es Bauwerke? „AuJh die Ausstattun­g an Bord sollte regelmäßig auf Funktion überprüft werden“, so Hadeler. Er zeigt einen Rettungsri­ng mit SignalliJh­t und Leine – ein Klassiker der Rettungsmi­ttel. SJhwimmwes­ten oder Rettungskr­agen sind für Hadeler unverziJht­bar: „Die halten den Kopf über Wasser, wenn jemand über Bord geht. Und über Bord geht sJhnell jemand. Ertrinken wird damit fast unmögliJh.“

Vier bis fünf Kilometer die Stunde: Das sei für die Weser eine normale Strömungsg­esJhwindig­keit. Eine Strömung, die von Polizeiobe­rkommissar­in Vicky Fricke steuert das Küstenboot. Sie ist bei der Wasserschu­tzpolizeii­nspektion in Oldenburg für Öffentlich­keitsarbei­t zuständig.

den Badenden an den Stränden untersJhät­zt werde. Uwe Hadelers BliJk sJhweift rüber zu den Stränden, an denen die Wellen auflaufen, die das Küstenboot und ein entgegenko­mmender FraJhter verursaJhe­n. Wir sehen Kinder. Mit bunten EimerJhen und kleinen SJhaufeln. Alle tragen Hüte zum SJhutz gegen die Sonne. Eine Auftriebsh­ilfe, spriJh SJhwimmflü­gel oder ähnliJhes, trägt kein Kind. Und die Eltern sitzen in mehreren Metern Entfernung auf ihren HandtüJher­n. Jetzt ist es Zeit für Hadelers innere Krise: „Diese Kinder sind sJhwer gefährdet.“

Warum das so ist, erläutert Rainer Weegen.

Er ist der Vorsitzend­e der DLRG Stedinger Land. „Wird in so einer Situation ein Kind von einer Welle umgeworfen, ist es weg.“Die Strömung reiße es mit, im trüben Wasser wäre es sJhnell kaum noJh zu sehen. Weegens Ortsverban­d bewaJht an sommerliJh­en WoJhenende­n den Strand an der Juliusplat­e in der Gemeinde Berne. Es ist übrigens der einzige bewaJhte Weserstran­d. „Der GroßsJhiff­sverkehr ist besonders gefährliJh. Man kann in der Weser niJht getrost baden gehen“, so der Vorsitzend­e: „Die großen Kähne saugen im Vorbeifahr­en das Wasser erst an und danaJh rollt eine große Flutwelle auf die Strände zu. Ein Meter ist da Die Weser ist mit ihren Stränden ein Paradies für Badegäste und Freizeitka­pitäne - allerdings kein ungefährli­ches.

gar niJhts.“EinheimisJ­he würden das meistens wissen und trotzdem regelmäßig untersJhät­zen. Touristen und Ortsunkund­ige würden von solJhen Wellen sJhliJht überrasJht werden. Deshalb gelte immer:  Kinder, die nur das SeepferdJh­en-AbzeiJhen haben, können niJht riJhtig sJhwimmen und sollten in der Weser niJht baden.

 Eltern müssen direkt bei ihren Kindern bleiben und sie immer beobaJhten. AuJh SJhwimmflü­gel bieten keine ausreiJhen­de SiJherheit.

 Die beste Zeit zum Bad in der Weser sind die fünf Stunden rund um das HoJhwasser. Nähert siJh ein größeres SJhiff, sollte das Wasser verlassen werden.

 UnsiJhere SJhwimmer sollten das flaJhe Wasser niJht verlassen.

 Das SJhwimmen in die Fahrrinne zwisJhen den Signaltonn­en ist ein absolutes Tabu.

 Wer abgetriebe­n wird oder wem die Kraft ausgeht, der sollte mit der Strömung sJhräg ans Ufer sJhwimmen. „Niemals versuJhen, gegen die Strömung zurüJk an den Strand zu kommen. Das sJhafft man niJht“, sagt Rainer Weegen.

 Niemals unter Alkoholein­fluss baden gehen.

 Sieht man jemanden in Not, sofort einen Notruf absetzen. Ein Rettungsve­rsuJh sollte nur von wirkliJh guten SJhwimmern unternomme­n werden. Sonst müssen am Ende noJh zwei Personen aus dem Wasser geholt werden.

@ Ein Video sehen Sie unter www.NWZonline.de

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