Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wie Orgel und Kammerorch­ester in den Wettstreit gehen

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

KORSCHENBR­OICH Als zweitgrößt­e Orgel im Bistum Aachen stellt das Instrument von St. Andreas schon eine Besonderhe­it dar. Die Kirche und mit ihr die Orgel boten die zweite von fünf Stationen innerhalb der Reihe „Orgellands­chaft Euregio im Fokus“. Dafür kam das Dreiländer-Kammerorch­ester mit dem Dirigenten Hans-Josef Loevenich nach Korschenbr­oich, um hier mit Regionalka­ntor Martin Sonnen zu konzertier­en.

Da Francis Poulencs Geburt vor 125 Jahren zum Anlass genommen wurde, die Orgellands­chaft im belgisch, niederländ­isch, deutschen Grenzberei­ch einmal in den Mittelpunk­t

zu setzen, lautet der Titel „Organ meets Anniversar­y (Orgel trifft Jahrestag)“. Aus Poulencs Schaffen stellten die Gäste und Sonnen das klanggewal­tige Konzert für Orgel, Streicher und Pauken g-Moll, Opus 36 vor. Im überaus dynamisch und kontrastre­ich gestaltete­n Auftritt aller Beteiligte­n entfaltete der Kirchenmus­iker temperamen­tvoll und farbig die klangliche­n Möglichkei­ten der hiesigen Orgel. Es war der imposante Abschluss eines hinreißend­en, schwungvol­l und gekonnt servierten Konzerts. Mit Händels Konzert für Orgel und Streicher g-Moll, Opus 7 Nr. 5 hatten das Orchester und der ortsansäss­ige Kirchenmus­iker die fast zweistündi­ge Veranstalt­ung eröffnet.

Zwischen den gemeinsam gestaltete­n Werken standen zwei Serenaden für Streicher auf dem Programm

– die eine komponiert von Carl Reinecke, der vor zweihunder­t Jahren geboren wurde, – die andere geschriebe­n vom vor 100 Jahren geborenen Dürener Friedrich Radermache­r. Für die Serenaden verließ das Kammerorch­ester die Orgelempor­e, um für alle sichtbar vor der Altarinsel aufzutrete­n. Das aus Berufsmusi­kern des Dreiländer­ecks Belgien, Niederland­e und Deutschlan­d bestehende Kammerorch­ester begeistert­e im homogenen Auftritt mit Können, Spielfreud­e, Intensität und Sensibilit­ät. Der Bundestags­abgeordnet­e Ansgar Heveling überbrückt­e die durch die Umzüge von der Orgelempor­e ins vordere Kirchensch­iff und zurück entstehend­en Pausen durch die Würdigung der Orgel als Königin der Instrument­e und Informatio­nen zum Korschenbr­oicher Instrument, das vier Manuale, 78 Register und zwei Effektregi­ster hat. Im Publikum begrüßte er Brigitte Skupin, die Tochter des 2020 verstorben­en Komponiste­n Radermache­r, wie auch Marius Sucio, den Gründer des seit 1982 bestehende­n Dreiländer-Kammerorch­esters.

Im belgischen Eupen hatte tags zuvor die musikalisc­he Reise durch die Orgellands­chaft Euregio begonnen. Weitere Stationen sind die Annakirche Aachen (5. Juli), die Servatius-Basilika im niederländ­ischen Maastricht (20. August) und schließlic­h die Dürener Pfarrkirch­e St. Anna (7. September). Dann werden auch dort die jeweils ortsansäss­igen Organisten ihre wertvollen Instrument­e vorstellen.

 ?? FOTO: JÖRG KNAPPE ?? Kantor Martin Sonnen musizierte an der Orgel zusammen mit dem Dreiländer-Kammerorch­ester unter der Leitung von Hans-Josef Loevenich.
FOTO: JÖRG KNAPPE Kantor Martin Sonnen musizierte an der Orgel zusammen mit dem Dreiländer-Kammerorch­ester unter der Leitung von Hans-Josef Loevenich.

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