Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Schule sensibilisiert für EU-Themen und lädt zur „Junior-Europawahl“
GREVENBROICH (cka) Vor anderthalb Jahren hat der Deutsche Bundestag mehrheitlich entschieden, dass auch junge Menschen unter 18 Jahren bei der Europawahl eine Stimme haben sollen. Bei der Wahl zum zehnten Europäischen Parlament am 9. Juni werden erstmals Bürger ab 16 Jahren ihr Kreuz auf dem Wahlzettel machen dürfen. Für das Grevenbroicher ErasmusGymnasium ist das ein guter Grund, Schüler zu motivieren, ihr Wahlrecht auch auszuüben, wie Sprecherin Annika Pöggeler sagt. An der Schule betrifft das Schüler ab der zehnten Jahrgangsstufe: Etwa die Hälfte hat das 16. Lebensjahr vollendet und ist damit wahlberechtigt.
Im Leben vieler Grevenbroicher Schüler spielt die EU allerdings – zumindest auf den ersten Blick – keine große Rolle. Genau da will das
Lehrerkollegium des Gymnasiums, das sich selbst als Europa-Schule bezeichnet, ansetzen. „Wir wollen sensibilisieren: nicht nur für die Wahl, sondern auch mit Blick auf die Frage, was wir hier in Grevenbroich von der EU haben“, sagt Politiklehrer Stefan Bucher. Viele Dinge, die mit der EU zusammenhängen, würden eher als Selbstverständlichkeit begriffen – und eben nicht als Errungenschaft eines Staatenverbunds.
So haben sich die Schüler schon in den vergangenen Wochen mit der Frage beschäftigt, welche Vorteile die Europäische Union bietet. „Die Freizügigkeit bei der Reise spielt für sie eine wichtige Rolle“, sagt Bucher. Auch würden die Schüler die einheitlichen Regeln und Gebühren beim Daten-Roaming schätzen. „Letztlich ging es auch darum, wie sehr Deutschland wirtschaftlich von der EU profitiert“, nennt der Grevenbroicher ein weiteres Beispiel.
Um insbesondere die Erstwähler zu motivieren, am 9. Juni im Wahllokal (oder vorher per Brief) ihr Kreuzchen zu machen, wird es Anfang Juni eine „Junior-Wahl“am Erasmus-Gymnasium geben, wie Stefan Bucher ankündigt. Unter realistischen Bedingungen werden die Schüler ab der Jahrgangsstufe 7 Kandidaten „wählen“, die tatsächlich im hiesigen Wahlkreis antreten. Die Ergebnisse sollen für die Schule ausgewertet und später mit den Ergebnissen der echten Wahl verglichen werden.
Um den Jugendlichen einen Überblick zu geben, wie sich die einzelnen Parteien bei den für sie relevanten Themen positionieren, wollen die Lehrer den Schülern unter anderem den „Wahl-O-Mat“als „Vergleichs-Tool“im Internet vorstellen und ausprobieren. Im Politikunterricht soll es außerdem um Themen wie Migration, Menschenrechte oder den Ukraine-Krieg gehen – und um die Lösungen, die dafür von EU-Politikern ins Spiel gebracht werden. Mit Blick auf die Wahl sagt Stefan Bucher, dass er und seine Kollegen das Ziel verfolgen, die Schwelle für eine Teilnahme möglichst zu senken. Auch die Teilnahme am Europatag 2024 dürfte dazu beitragen. Das „Erasmus“ist mit 20 Schülern der zehnten Jahrgangsstufe bei der Veranstaltung auf dem Münsterplatz in Neuss vertreten.