Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ein Schloss für Gartenfreunde
Die Idylle um das historische Schloss Dyck bei Jüchen ist ein beliebtes Ausflugsziel.
Es ist eines der kulturhistorisch bedeutendsten Wasserschlösser des Rheinlandes: Schloss Dyck. Mit seinen Vorburgen und dem Wirtschaftshof erstreckt es sich über vier Inseln im Kelzenberger Bach und ist von einem malerischen englischen Landschaftsgarten umgeben. Gartenfreunde aus ganz Europa kommn ins „Dycker Ländchen“, gerade auch in den Sommermonaten, wenn sich das von einem Wassergraben umgebene Schloss in seiner ganzer Pracht zeigt: Wenn die gelbe Fassade des historischen Gemäuers im Sonnenlicht erstrahlt, blüht das gesamte Areal auf. Farbenfrohe Stauden und Rosen zieren die Beete, Rhododendren und wilde Blumen machen die Park-Idylle zwischen stattlichen Bäumen perfekt. Das Schloss und die riesige Parkanlage zählen zu den bedeutendsten Denkmälern der Region.
Wer Schloss Dyck besucht, schaut in die Vergangenheit. Belegt ist die Geschichte des späteren Schlosses seit dem Jahr 1094, als „Hermannus de Dicco“in einer Urkunde des Erzbischofs zu Köln erwähnt wird. War er noch Hausherr einer einfachen Befestigungsanlage in sumpfigem Bachgebiet, so wuchs das heutige Schloss zu einer wehrhaften Wasserburg und wurde schließlich zu einer repräsentativen, frühbarocken Residenz.
Rund 900 Jahre lang war das Anwesen im Besitz der Familie zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, ehe es 1999 mit der Gründung einer Stiftung ein „Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur“wurde. Heute wandern Ausflügler unter anderem durch den englischen Landschaftsgarten, den zwischen 1820 und 1835 Schlossherr Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, selbst passionierter Botaniker und Pflanzensammler, anlegen ließ. Der schottische Gartenarchitekt Thomas Blaikie sollte die Orangerie mit dem Insel- und Parterregarten einbeziehen und ein weitläufiges Arboretum mit seltenen Baum- und Straucharten hinzufügen. Exotische Arten aus ganz Europa wurden nach Dyck geholt und an geeignete Plätze gepflanzt, Blaikie legte Waldwege und schattige Alleen an. Weite Wiesen, sanft modellierte Hügel und Wasserflächen geben weiche Konturen.
Bekannt ist der Park um das historische Wasserschloss für sehr alte, exotische Pflanzenbestände. So gedeihen dort beispielsweise nordamerikanische Sumpfzypressen, Federbuchen, Hängebuchen oder französischer Ahorn. Ein GärtnerTeam kümmert sich nicht nur um die historisch gewachsenen Baumbestände im englischen Landschaftsgarten und die Beete an der Schloss-Orangerie, sondern entwickelt die Gärten in Absprache mit der Denkmalbehörde weiter.
Ein Geheimtipp für Ausflügler ist der Mattern’sche Azaleengarten im Norden des Parks – insbesondere früh morgens und zu späterer Stunde wird es dort märchenhaft, wenn in diffusem Lich der rund 70 Jahre alte Rhododendron in besonderer Weise zur Geltung kommt. Ein anderer Ort, den zu entdecken sich lohnt: die Wildblumenwiese im Südwesten des Parks – mit Sichtschneise zum Schloss. Freie Sicht auf das historische Gebäude bietet auch der Blick von einer Barockbrücke im Park. „Wenn man über die Hügel zum Schloss schaut, ist das ein malerisches Bild“, sagt Jens Spanjer, Vorstand der Stiftung Schloss Dyck.
Empfehlen kann der Stiftungsvorstand auch den Besuch der vielen kleinen Schaugärten in unmittelbarer Nähe zum Gartencafé. Etwa den Asia-Garten, der sich an meterhohe Bambus-Gewächse schmiegt. Dort sind mehrere Teiche angelegt worden; Brücken führen Besucher zwischen Großbonsais und anderen exotischen Pflanzen zu Kräuterbeeten und in eine Mündung hin zum englischen Landschaftsgarten.
Schloss Dyck bietet Genuss und Inspiration sowie handfeste Tipps und zahlreiche Anregungen für eigene Gartenträume. Gleich hinter den modernen Pavillons des Eingangsbereichs – mit verschiedenen Verkaufsräumen und der Kasse – haben renommierte Landschaftsgärtner diverse Themenanlagen geschaffen, die sich an der Größe und den Möglichkeiten eines Hausgartens orientieren. Zwischen Hecken und Obstbäumen erleben die Besucher hautnah, welche Wirkung man beispielsweise mit einer speziellen Pflanzenauswahl, einer Wasseranlage oder einer ausgefallenen Skulptur erzielen kann.
An den niederrheinischen Künstler Hanns-Dieter Hüsch erinnert derweil Hüschs Garten, den der Kabarettist wenige Jahre vor seinem Tod entworfen hat. Ein Staudengarten nach englischem Vorbild ist seit 2005 im Übergangsbereich zum historischen Schlosspark zu bewundern und wird von den Freunden des National Trust in Deutschland unterhalten, die damit in Schloss Dyck ihr erstes eigenes Projekt verwirklicht haben.
Die meisten Menschen kennen ihr Sternzeichen, aber welcher Baum ihrem Geburtszeitpunkt zugeordnet wird, wissen nur wenige. Die Auflösung bietet das keltische Baumhoroskop, das sich ebenfalls im vorderen Parkteil befindet. Dort sind auch historische Gartentypen der vergangenen hundert Jahre zu sehen. Christian Kandzorra/rps
An Hanns-Dieter Hüsch erinnert der Hüschgarten, den er noch vor seinem Tod selbst entworfen hat