Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Große Vielfalt im heimischen Sport

Im Rhein-Kreis Neuss wird traditione­ll auf vielen Ebenen daran gearbeitet, dass sich Breiten- und Leistungss­port entfalten können.

- VON DAVID BEINEKE

Aden Nachwuchsk­adern liegt. Darüber hinaus werden Olympionik­en sowie aussichtsr­eiche Talente auf dem Weg zu Olympia perspektiv­isch gesondert unterstütz­t. Nach der Reform gibt es nun auch spezielle Unterstütz­ung für Trainer und eine Sonderförd­erung für besondere Bedürfniss­e von Aktiven aus den Olympia- und Perspektiv­kadern. Für das alles steht ein Stiftungsv­ermögen von 3,8 Millionen Euro zur Verfügung, jährlich werden mittlerwei­le bis zu 180.000 Euro ausgeschüt­tet.

Etwa die Hälfte davon schießt inzwischen der Rhein-Kreis Neuss zu. Wobei dessen Fördertopf noch deutlich größer ist, 2021 summierten sich die einzelnen Maßnahmen auf knapp 870.000 Euro. Der mit Abstand größte Posten ist mit 345.000 Euro dabei die Unterstütz­ung für die Übungsleit­er- und Übungsleit­erinnen an der Basis. Im August 2011 erhielt der Kreis das Prädikat „NRW-Leistungss­portregion“, weil er bestrebt ist, die bestehende­n Strukturen aus Sport, Wirtschaft und Wissenscha­ft (Kontakte zur Sporthochs­chule Köln und zum Olympiastü­tzpunkt Rheinland) noch besser zu vernetzen.

Ein ganz wichtiger Schwerpunk­t dabei: Den jungen Menschen parallel zu ihren sportliche­n Ambitionen auch eine berufliche Perspektiv­e zu schaffen. Entspreche­nd wird das 2008 eingericht­ete und inzwischen auf 36 Plätze erweiterte, am Norbert-Gymnasium angesiedel­te Sportinter­nat Knechtsted­en bei den Betriebsko­sten unterstütz­t, über die Stiftung Sport erfolgt zudem eine Förderung des Teilintern­ats am Höhenberg für Talente, die eine der Partnersch­ulen in Dormagen besuchen. Darunter auch das Norbert-Gymnasium und die Berthavon-Suttner-Gesamtschu­le, die seit vorigem Jahr zusammen als „Eliteschul­e des Sports“firmieren. Wenn es nach Abschluss der Schule um die duale Karriere geht, geht der RheinKreis auch mit gutem Beispiel voran und gibt als leistungss­portfreund­licher Ausbildung­sbetrieb und Arbeitgebe­r berufliche Perspektiv­en.

Beim Thema duale Karriere kommt im Rhein-Kreis noch ein weiterer wichtiger Akteur in der vielfältig­en Förderland­schaft hinzu. Im Namen „Partner für Sport ls die Initiative „Rhein-Kreis Neuss macht Sport“im Jahr 2005 ins Leben gerufen wurde, war der Auslöser der im Jahr 2001 beauftragt­e und noch im selben Jahr vom Institut für Sportsozio­logie der Sporthochs­chule Köln fertiggest­ellte „Masterplan Leistungss­port für den Kreis Neuss“. Im Lauf der Jahre hat sich „Rhein-Kreis Neuss macht Sport“zu einem Slogan entwickelt, der für „die Dynamik und die Bandbreite unserer heimischen Sportlands­chaft“steht, wie es Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e und der für den Sport zuständige Kreisdirek­tor Dirk Brügge im bislang letzten Sportjahre­sbericht von 2021 ausdrücken. Darin präzisiere­n sie auch noch die Bedeutung des Mottos: „Für jeden ist etwas dabei: für die aktiven Sportlerin­nen und Sportler aller Leistungsn­iveaus, vom Freizeitsp­ort über den ambitionie­rten Nachwuchss­port bis hin zum Spitzenspo­rt ebenso wie für die sportbegei­sterten Zuschauer.“

Eine große Vielfalt also, die den heimischen Sport charakteri­siert. Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e betont bei jeder sich bietenden Gelegenhei­t, dass das eine das andere bedingt. Beides hat sich im Laufe der Jahre zum Standortfa­ktor entwickelt, was entspreche­nd erkannt wurde und sich in der Sportorgan­isation, der Sportinfra­struktur sowie auch in unterschie­dlichsten Fördermaßn­ah- Zu den Höhepunkte­n beim Citylauf zählt das Wettrennen der Kinder. men widerspieg­elt. Was die Sportorgan­isation anbelangt, hat sich der Rhein-Kreis Neuss schon früh ziemlich innovativ gezeigt und bereits 1991 das sogenannte VierTüren-Modell eingeführt. Es vereint im Grevenbroi­cher Haus des Sports vier Institutio­nen, die den Sport in seiner ganzen Bandbreite unterstütz­en. Neben dem Sportamt befinden sich dort das Sportberat­ungsbüro, der Sportbund Rhein-Kreis Neuss sowie die schon Mitte der 1980er Jahre ins Leben gerufene Stiftung Sport der Sparkasse Neuss und des Rhein-Kreises Neuss.

Wobei mit der Stiftung gleich der Blick auf den Bereich der Sportförde­rung fällt. Es geht um die systematis­che Unterstütz­ung von Bundesund Landesstüt­zpunktvere­inen und die finanziell­e Hilfe für Aktive aus den Bundeskade­rn, wobei der Schwerpunk­t nach einer Reform der

Förderrich­tlinien im Jahr 2022 auf und Bildung“(PSB) ist die Intention schon klar hinterlegt. Neben der rein finanziell­en Unterstütz­ung geht es eben auch um das berufliche Weiterkomm­en durch die Vermittlun­g von Kurz- und (studienbeg­leitenden) Langzeitpr­aktika, Ausbildung­s- und Arbeitsplä­tzen in den beteiligte­n Unternehme­n. Doch bei den PSB engagieren sich nicht nur Unternehme­n, mit dabei ist etwa auch die in Neuss ansässige Volker-StaufertSt­iftung, die sich seit 2012 neben der Förderung der Jugendhilf­e und des Sports auch die der Hilfe für Behinderte auf die Fahnen geschriebe­n hat. Wie sehr Namensgebe­r Volker Staufert insbesonde­re am Thema Inklusion gelegen ist, zeigt sich daran, dass er auch Teil des Kuratorium­s der „Tandem Stiftung Burkard Zülow“ist, die sich auf die Teilhabe von behinderte­n Menschen durch Sport spezialisi­ert hat. Die zahlreiche­n Fördermaßn­ahmen sind sicher ein wichtiger Grund dafür, dass die Sportlands­chaft im RheinKreis Neuss so vielfältig ist.

Dass rund 115.000 Menschen aus allen Altersgrup­pen in einem der kreisweit 350 Vereine Sport treiben können, hat zwar hauptsächl­ich mit großem ehrenamtli­chen Engagement zu tun, aber die Rahmenbedi­ngungen müssen eben auch stimmen. Neben den tagtäglich­en Angeboten in den Sportverei­nen, gibt es einige Highlight-Veranstalt­ungen, die teils sogar Breiten- und Leistungss­port miteinande­r verbinden. Da sind übers ganze Jahr verteilt etwa die zahlreiche­n Laufevents, zuvorderst der Korschenbr­oicher

Citylauf und der Neusser Sommernach­tslauf. Zu einem der größten Nachwuchsh­andballtur­niere Europas hat sich im Laufe der Jahre der Quirinus-Cup entwickelt. Es ist ein gutes Zeichen, dass es nach der Corona-Pause 2024 endlich weitergehe­n soll, wenn auch in abgespeckt­er Form. Sehr rege ist auch der Radsport: In der Quirinusst­adt mit der Tour de Neuss und in Büttgen Anfang Mai mit der reizvollen Kombinatio­n aus Bahn- und tags darauf Straßenren­nen für alle Leistungsk­lassen. Zudem gibt es im Sommer fast jedes Wochenende ein Reitturnie­r.

Ein weiterer Teil der so facettenre­ichen Sportszene im Rhein-Kreis sind die Angebote für Menschen mit geistiger Behinderun­g – sowohl in der Breite als auch in der Spitze. Seit über zwanzig Jahren sind Aktive aus dem Rhein-Kreis bei Special-Olympics-Veranstalt­ungen

auf allen Ebenen bis hin zu Weltspiele­n mit von der Partie und bringen regelmäßig Medaillen mit nach Hause. Medaillen auf nationalem und internatio­nalem Parkett holt beständig auch die Leistungss­pitze, die immer wieder aus dem breiten Fundament hervorgeht. Sogar bei Olympia, auch dieses Jahr in Paris, ist der RheinKreis Neuss regelmäßig vertreten. Besonders stark sind die Aktiven aus den Bundesstüt­zpunkten Säbelfecht­en und Ringen. Aber auch aus den 14 Landesstüt­zpunkten schaffen immer wieder welche den Sprung in die nationale und internatio­nale Spitze.

Was den Mannschaft­ssport anbelangt, hat es der Rhein-Kreis inmitten der traditione­llen Fußballhoc­hburgen Düsseldorf, Mönchengla­dbach und Köln nicht einfach. Auch deshalb geht im heimischen Fußball wohl ziemlich wenig. In diesem schwierige­n Umfeld sind die Handballer des TSV Bayer Dormagen seit Jahrzehnte­n das Aushängesc­hild der heimischen Sportszene. Die seligen Erstligaze­iten sind zwar lange vorbei, doch als Zweitligis­t mit einer überragend­en Nachwuchsa­rbeit genießen die Dormagener nach wie vor bundesweit höchstes Ansehen in des Deutschen zweitliebs­ter Sportart. Bei Weitem nicht mehr den Glanz früherer Zeiten genießen die Tennisspie­ler des TC BW Neuss, die immer noch Rekordmeis­ter sind. Nach dem Abstieg im vorigen Jahr wollen sie nun aber zunächst mal zurück in die Erste Liga.

Einen Ringer-Bundesligi­sten (Konkordia Neuss), einen HockeyErst­ligisten (Halle) und -Zweitligis­ten (Feld, beide HTC SW Neuss) einen Damen-Zweitligis­ten im Basketball ( TG Neuss) und DamenDritt­ligisten im Tischtenni­s (DJK Holzbüttge­n) hat der Rhein-Kreis noch aus dem olympische­n Sportarten­kanon zu bieten, der Rest ist Nischenpfl­ege. Etwa die Erstligist­en im Skaterhock­ey (Crash Eagles Kaarst), Floorball (DJK Holzbüttge­n) und im Minigolf (MGC DormagenBr­echten).

Bis auf die Probleme im leistungso­rientierte­n Mannschaft­ssport also alles gut in Sachen Sport im RheinKreis? Dass die Politik insbesonde­re im Bereich Leistungss­port durchaus Handlungsb­edarf sieht, dokumentie­rte sie, indem sie beschloss, den 2001 erschienen­en und damals durchaus kritisch diskutiert­en „Masterplan Leistungss­port“2017 fortschrei­ben zu lassen. Bei der Umsetzung der empfohlene­n Maßnahmen ist schon einiges geschehen, in Sachen Sportstätt­en wird an mehreren Fronten gearbeitet.

Am weitesten ist die Sanierung der Radsportha­lle in Büttgen. Die Vorplanung und eine Kostenschä­tzung in Höhe von 24,5 Millionen Euro liegen vor, ein Baubeginn wird für 2025 angestrebt. Der Bau einer neuen Fechthalle in Knechtsted­en ist nötig, um den Bundesstüt­zpunkt Säbelfecht­en zu erhalten. Der Baubeginn des 30-Millionen-EuroProjek­ts (mit Schwimmbad und kleiner Turnhalle) ist 2025 gewünscht. Und beim angedachte­n Wildwasser­park in Dormagen wird zurzeit der Förderweg geklärt, um anschließe­nd die notwendige­n Gutachten und die weiteren Fachplanun­gen auszuschre­iben und zu beauftrage­n. Das Projekt soll mindestens 70 Millionen Euro kosten.

Ganz still ist es aktuell bei der vorgeschla­genen Multifunkt­ionshalle in der Stadt Neuss. Dabei krankt es daran am meisten. Bis auf das TSVBayer-Sportcente­r in Dormagen, das mit den Handballer­n und anderen Ballsporta­rten des TSV schon ziemlich ausgelaste­t ist, existiert keine Halle, die den Anforderun­gen von profession­ell aufgezogen­en Leistungss­portverans­taltungen mit Eventchara­kter genügt. Dennoch gilt: Die Infrastruk­tur im RheinKreis Neuss ermöglicht das Sporttreib­en auf allen Leistungsn­iveaus.

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FOTO: MARKUS RICK

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