Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Große Vielfalt im heimischen Sport
Im Rhein-Kreis Neuss wird traditionell auf vielen Ebenen daran gearbeitet, dass sich Breiten- und Leistungssport entfalten können.
Aden Nachwuchskadern liegt. Darüber hinaus werden Olympioniken sowie aussichtsreiche Talente auf dem Weg zu Olympia perspektivisch gesondert unterstützt. Nach der Reform gibt es nun auch spezielle Unterstützung für Trainer und eine Sonderförderung für besondere Bedürfnisse von Aktiven aus den Olympia- und Perspektivkadern. Für das alles steht ein Stiftungsvermögen von 3,8 Millionen Euro zur Verfügung, jährlich werden mittlerweile bis zu 180.000 Euro ausgeschüttet.
Etwa die Hälfte davon schießt inzwischen der Rhein-Kreis Neuss zu. Wobei dessen Fördertopf noch deutlich größer ist, 2021 summierten sich die einzelnen Maßnahmen auf knapp 870.000 Euro. Der mit Abstand größte Posten ist mit 345.000 Euro dabei die Unterstützung für die Übungsleiter- und Übungsleiterinnen an der Basis. Im August 2011 erhielt der Kreis das Prädikat „NRW-Leistungssportregion“, weil er bestrebt ist, die bestehenden Strukturen aus Sport, Wirtschaft und Wissenschaft (Kontakte zur Sporthochschule Köln und zum Olympiastützpunkt Rheinland) noch besser zu vernetzen.
Ein ganz wichtiger Schwerpunkt dabei: Den jungen Menschen parallel zu ihren sportlichen Ambitionen auch eine berufliche Perspektive zu schaffen. Entsprechend wird das 2008 eingerichtete und inzwischen auf 36 Plätze erweiterte, am Norbert-Gymnasium angesiedelte Sportinternat Knechtsteden bei den Betriebskosten unterstützt, über die Stiftung Sport erfolgt zudem eine Förderung des Teilinternats am Höhenberg für Talente, die eine der Partnerschulen in Dormagen besuchen. Darunter auch das Norbert-Gymnasium und die Berthavon-Suttner-Gesamtschule, die seit vorigem Jahr zusammen als „Eliteschule des Sports“firmieren. Wenn es nach Abschluss der Schule um die duale Karriere geht, geht der RheinKreis auch mit gutem Beispiel voran und gibt als leistungssportfreundlicher Ausbildungsbetrieb und Arbeitgeber berufliche Perspektiven.
Beim Thema duale Karriere kommt im Rhein-Kreis noch ein weiterer wichtiger Akteur in der vielfältigen Förderlandschaft hinzu. Im Namen „Partner für Sport ls die Initiative „Rhein-Kreis Neuss macht Sport“im Jahr 2005 ins Leben gerufen wurde, war der Auslöser der im Jahr 2001 beauftragte und noch im selben Jahr vom Institut für Sportsoziologie der Sporthochschule Köln fertiggestellte „Masterplan Leistungssport für den Kreis Neuss“. Im Lauf der Jahre hat sich „Rhein-Kreis Neuss macht Sport“zu einem Slogan entwickelt, der für „die Dynamik und die Bandbreite unserer heimischen Sportlandschaft“steht, wie es Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und der für den Sport zuständige Kreisdirektor Dirk Brügge im bislang letzten Sportjahresbericht von 2021 ausdrücken. Darin präzisieren sie auch noch die Bedeutung des Mottos: „Für jeden ist etwas dabei: für die aktiven Sportlerinnen und Sportler aller Leistungsniveaus, vom Freizeitsport über den ambitionierten Nachwuchssport bis hin zum Spitzensport ebenso wie für die sportbegeisterten Zuschauer.“
Eine große Vielfalt also, die den heimischen Sport charakterisiert. Landrat Hans-Jürgen Petrauschke betont bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass das eine das andere bedingt. Beides hat sich im Laufe der Jahre zum Standortfaktor entwickelt, was entsprechend erkannt wurde und sich in der Sportorganisation, der Sportinfrastruktur sowie auch in unterschiedlichsten Fördermaßnah- Zu den Höhepunkten beim Citylauf zählt das Wettrennen der Kinder. men widerspiegelt. Was die Sportorganisation anbelangt, hat sich der Rhein-Kreis Neuss schon früh ziemlich innovativ gezeigt und bereits 1991 das sogenannte VierTüren-Modell eingeführt. Es vereint im Grevenbroicher Haus des Sports vier Institutionen, die den Sport in seiner ganzen Bandbreite unterstützen. Neben dem Sportamt befinden sich dort das Sportberatungsbüro, der Sportbund Rhein-Kreis Neuss sowie die schon Mitte der 1980er Jahre ins Leben gerufene Stiftung Sport der Sparkasse Neuss und des Rhein-Kreises Neuss.
Wobei mit der Stiftung gleich der Blick auf den Bereich der Sportförderung fällt. Es geht um die systematische Unterstützung von Bundesund Landesstützpunktvereinen und die finanzielle Hilfe für Aktive aus den Bundeskadern, wobei der Schwerpunkt nach einer Reform der
Förderrichtlinien im Jahr 2022 auf und Bildung“(PSB) ist die Intention schon klar hinterlegt. Neben der rein finanziellen Unterstützung geht es eben auch um das berufliche Weiterkommen durch die Vermittlung von Kurz- und (studienbegleitenden) Langzeitpraktika, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen in den beteiligten Unternehmen. Doch bei den PSB engagieren sich nicht nur Unternehmen, mit dabei ist etwa auch die in Neuss ansässige Volker-StaufertStiftung, die sich seit 2012 neben der Förderung der Jugendhilfe und des Sports auch die der Hilfe für Behinderte auf die Fahnen geschrieben hat. Wie sehr Namensgeber Volker Staufert insbesondere am Thema Inklusion gelegen ist, zeigt sich daran, dass er auch Teil des Kuratoriums der „Tandem Stiftung Burkard Zülow“ist, die sich auf die Teilhabe von behinderten Menschen durch Sport spezialisiert hat. Die zahlreichen Fördermaßnahmen sind sicher ein wichtiger Grund dafür, dass die Sportlandschaft im RheinKreis Neuss so vielfältig ist.
Dass rund 115.000 Menschen aus allen Altersgruppen in einem der kreisweit 350 Vereine Sport treiben können, hat zwar hauptsächlich mit großem ehrenamtlichen Engagement zu tun, aber die Rahmenbedingungen müssen eben auch stimmen. Neben den tagtäglichen Angeboten in den Sportvereinen, gibt es einige Highlight-Veranstaltungen, die teils sogar Breiten- und Leistungssport miteinander verbinden. Da sind übers ganze Jahr verteilt etwa die zahlreichen Laufevents, zuvorderst der Korschenbroicher
Citylauf und der Neusser Sommernachtslauf. Zu einem der größten Nachwuchshandballturniere Europas hat sich im Laufe der Jahre der Quirinus-Cup entwickelt. Es ist ein gutes Zeichen, dass es nach der Corona-Pause 2024 endlich weitergehen soll, wenn auch in abgespeckter Form. Sehr rege ist auch der Radsport: In der Quirinusstadt mit der Tour de Neuss und in Büttgen Anfang Mai mit der reizvollen Kombination aus Bahn- und tags darauf Straßenrennen für alle Leistungsklassen. Zudem gibt es im Sommer fast jedes Wochenende ein Reitturnier.
Ein weiterer Teil der so facettenreichen Sportszene im Rhein-Kreis sind die Angebote für Menschen mit geistiger Behinderung – sowohl in der Breite als auch in der Spitze. Seit über zwanzig Jahren sind Aktive aus dem Rhein-Kreis bei Special-Olympics-Veranstaltungen
auf allen Ebenen bis hin zu Weltspielen mit von der Partie und bringen regelmäßig Medaillen mit nach Hause. Medaillen auf nationalem und internationalem Parkett holt beständig auch die Leistungsspitze, die immer wieder aus dem breiten Fundament hervorgeht. Sogar bei Olympia, auch dieses Jahr in Paris, ist der RheinKreis Neuss regelmäßig vertreten. Besonders stark sind die Aktiven aus den Bundesstützpunkten Säbelfechten und Ringen. Aber auch aus den 14 Landesstützpunkten schaffen immer wieder welche den Sprung in die nationale und internationale Spitze.
Was den Mannschaftssport anbelangt, hat es der Rhein-Kreis inmitten der traditionellen Fußballhochburgen Düsseldorf, Mönchengladbach und Köln nicht einfach. Auch deshalb geht im heimischen Fußball wohl ziemlich wenig. In diesem schwierigen Umfeld sind die Handballer des TSV Bayer Dormagen seit Jahrzehnten das Aushängeschild der heimischen Sportszene. Die seligen Erstligazeiten sind zwar lange vorbei, doch als Zweitligist mit einer überragenden Nachwuchsarbeit genießen die Dormagener nach wie vor bundesweit höchstes Ansehen in des Deutschen zweitliebster Sportart. Bei Weitem nicht mehr den Glanz früherer Zeiten genießen die Tennisspieler des TC BW Neuss, die immer noch Rekordmeister sind. Nach dem Abstieg im vorigen Jahr wollen sie nun aber zunächst mal zurück in die Erste Liga.
Einen Ringer-Bundesligisten (Konkordia Neuss), einen HockeyErstligisten (Halle) und -Zweitligisten (Feld, beide HTC SW Neuss) einen Damen-Zweitligisten im Basketball ( TG Neuss) und DamenDrittligisten im Tischtennis (DJK Holzbüttgen) hat der Rhein-Kreis noch aus dem olympischen Sportartenkanon zu bieten, der Rest ist Nischenpflege. Etwa die Erstligisten im Skaterhockey (Crash Eagles Kaarst), Floorball (DJK Holzbüttgen) und im Minigolf (MGC DormagenBrechten).
Bis auf die Probleme im leistungsorientierten Mannschaftssport also alles gut in Sachen Sport im RheinKreis? Dass die Politik insbesondere im Bereich Leistungssport durchaus Handlungsbedarf sieht, dokumentierte sie, indem sie beschloss, den 2001 erschienenen und damals durchaus kritisch diskutierten „Masterplan Leistungssport“2017 fortschreiben zu lassen. Bei der Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen ist schon einiges geschehen, in Sachen Sportstätten wird an mehreren Fronten gearbeitet.
Am weitesten ist die Sanierung der Radsporthalle in Büttgen. Die Vorplanung und eine Kostenschätzung in Höhe von 24,5 Millionen Euro liegen vor, ein Baubeginn wird für 2025 angestrebt. Der Bau einer neuen Fechthalle in Knechtsteden ist nötig, um den Bundesstützpunkt Säbelfechten zu erhalten. Der Baubeginn des 30-Millionen-EuroProjekts (mit Schwimmbad und kleiner Turnhalle) ist 2025 gewünscht. Und beim angedachten Wildwasserpark in Dormagen wird zurzeit der Förderweg geklärt, um anschließend die notwendigen Gutachten und die weiteren Fachplanungen auszuschreiben und zu beauftragen. Das Projekt soll mindestens 70 Millionen Euro kosten.
Ganz still ist es aktuell bei der vorgeschlagenen Multifunktionshalle in der Stadt Neuss. Dabei krankt es daran am meisten. Bis auf das TSVBayer-Sportcenter in Dormagen, das mit den Handballern und anderen Ballsportarten des TSV schon ziemlich ausgelastet ist, existiert keine Halle, die den Anforderungen von professionell aufgezogenen Leistungssportveranstaltungen mit Eventcharakter genügt. Dennoch gilt: Die Infrastruktur im RheinKreis Neuss ermöglicht das Sporttreiben auf allen Leistungsniveaus.