Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Dass nicht mehr passiert ist, ist erstaunlich“
Eine Schneise der Verwüstung hatte der Sekunden-Sturm verursacht. Zahlreiche Handwerker beseitigten schon viele Schäden.
KORSCHENBROICH „Korschenbroich kann“– so könnte der Slogan nach dem kurzen, aber zerstörerischen Sturm lauten. Denn Feuerwehrleute und Handwerker sorgten am Donnerstag bis tief in die Nacht hinein und ab Freitagmorgen erneut, dass die größten Schäden bereits beseitigt waren. Am frühen Freitagnachmittag sah es fast so aus, als wäre nichts gewesen.
Auch einem Unterrichtsbeginn nach den Ferien steht am Gymnasium und an der Grundschule Pesch am Montag nichts entgegen. Möglicherweise werden Teilbereiche abgesperrt sein, teilte die Verwaltung am Freitag mit.
So ein Unwetter hätten sie noch nicht erlebt. Das sagten Bürgermeister Marc Venten, Feuerwehrchef Frank Baum – er war trotz Urlaub zur Feuerwache gekommen –, sein Stellvertreter Florian Eiköter sowie der Beigeordnete und Stadtkämmerer Thomas Dückers. Am Donnerstagabend hatten sie noch zum Pressegespräch in die Feuerwache eingeladen. „Innerhalb weniger Sekunden hat dieses Unwetter ein Feld der Verwüstung hinterlassen“, lautete das erste Resümee von Venten. Aber weil es glücklicherweise nur einen Verletzten gegeben habe, der auch nicht ins Krankenhaus eingeliefert worden ist, „haben wir viel Glück im Unglück gehabt“, so Venten. „Dass nicht mehr passiert ist, ist eher erstaunlich.“
Gleichwohl habe dieser Sekunden-Sturm eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Diese zog sich von der Bruchstraße in Neersbroich über den Ortskern bis zum Teilstandort der Andreas-Grundschule in Pesch, beschrieb Stadtkämmerer Dückers. Der schwerste Schaden sei an einem Mehrfamilienhaus
an der Pescher Straße entstanden. Der gesamte Dachfirst war weggefegt worden. „Wir haben die Statik bereits überprüfen lassen“, so Dückers am Donnerstagabend. „Die Bewohner konnten wieder in das Haus zurückkehren.“Acht Dachdecker deckten schon am frühen Abend das Hausdach mit Planen zunächst provisorisch ab.
Ähnlich sah es auch an anderen Orten aus. „Das ist phänomenal, wie viele Handwerker sofort zur Stelle sind und helfen“, ist Venten des
Lobes voll darüber, wie groß die Unterstützung füreinander im Ort ist. Obwohl unzählige Bäume umgerissen und viele Dächer teilweise freigelegt worden waren, musste aber kein Bewohner durch die Stadt versorgt werden. „Wir hatten uns schon darauf eingerichtet“, sagt Dückers. Petra Köhnen, Leiterin des Sozialamts, hatte am frühen Donnerstagabend im Hallensportzentrum zehn Plätze vorbereiten lassen – „für den Fall, dass Menschen von Obdachlosigkeit bedroht gewesen wären“, so Dückers.
Der heftige Sturm, der laut Venten „keine 20 Sekunden gedauert“habe, hatte zahlreiche Feuerwehreinsätze zur Folge. „Wir sind rund 65 Mal rausgefahren“, so Florian Eiköter. Während er in der Feuerwache am Donnerstagabend eine erste Bilanz zog, waren Feuerwehrleute weiterhin vor Ort bei Menschen, die Hilfe benötigten. Bäume mit meterdicken Wurzeln waren wie Streichhölzer umgeknickt oder drohten zu stürzen. Deshalb waren auch viele
Straßen durch die Feuerwehr und Mitarbeiter der Verwaltung gesperrt worden. So wie an der Bruchstraße – „dort sind etwa zehn Bäume betroffen“, sagt Eiköter.
„Alle Einheiten waren im Einsatz“, sagte Frank Baum. Zudem vier Hubrettungsfahrzeuge – das eigene aus Korschenbroich sowie eins aus Jüchen, aus Neuss und von der Werksfeuerwehr AluNorf. Zudem war der Einsatzleitwagen Jüchen mit einer Drohne vor Ort. „Insgesamt waren 110 Feuerwehrkräfte und etwa 15 Verwaltungsmitarbeiter im Einsatz“, so Baum. „Gegen 1.30 Uhr haben wir den letzten Einsatz abgearbeitet. Um 2.45 Uhr waren alle Kameraden in die Feuerwache zurückgekehrt. Und um 7.34 Uhr ging am Freitagmorgen die nächste Schadensmeldung ein. Dabei blieb es dann aber“, sagt Eiköter unserer Redaktion.
Ob es sich bei dem Sturm um einen Tornado gehandelt haben könnte, ist nach wie unklar. Das wird noch von Fachleuten geprüft.