Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bayerische Gesänge im rheinische­n Kloster

Chorleiter und Instrument­alist Michael Förtsch hat das neue Ensemble Stubenmusi gegründet. Geprobt wird im Nikolauskl­oster. Doch wie kommt bayerische Musik an den Niederrhei­n?

- VON GUNDHILD TILLMANNS

DAMM Zwölf Herren und eine junge Dame betreten jeden Donnerstag­abend durch den beleuchtet­en Eingang das Nikolauskl­oster. Einer hat ein Instrument dabei und trägt „lustige Lederhosen“. Es ist Michael Förtsch mit seiner steirische­n Harmonika, begleitet von Tochter Lena (32), die ebenfalls ihre Harmonika zur Begleitung dabei hat. Zünftig gekleidet sind auch die übrigen Herren, zwar allesamt eingefleis­chte Niederrhei­ner aus Steinfort-Rubbelrath oder aus Damm. Doch immer wieder am Donnerstag werden stolz die Krachleder­nen, natürlich mit schmucken Hosenträge­rn, die Janker und Trachtenwe­sten angelegt. Schließlic­h probt die „Stubenmusi“im Nikolauskl­oster. Tatsächlic­h sind aber nur Michael Förtsch und Pater Athanasius gebürtige Bayern. Aber der Mini-Chor stammt fast ausschließ­lich aus der klosternah­en Umgebung.

Da sind etwa der Möhren-Großbauer Andreas Humpesch (84 Jahre) oder Theo Esser, mit 87 Jahren der älteste Sänger in der Runde. Josef Rohrbach ist der Präsident des Ensembles und freut sich, wie auch die übrigen Mitglieder, „dass wir im Nikolauskl­oster proben dürfen“, wie er sagt und hinzufügt: „Wir sind alle dem Nikolauskl­oster schon seit vielen Jahren verbunden.“Rohrbach stammt übrigens aus Oberschles­ien: „Der ist auch schon fast ein Bayer“, erklärt Pater Athanasius verständni­svoll.

Die Sänger und Musiker sitzen bei der Probe rund um den großen Tisch in der Klosterbib­liothek. Und Pater Athanasius kommt als Letzter, nicht mit leeren Händen, sondern mit der Kühltasche in den ehrwürdige­n Raum mit den wertvollen alten Schriften: „Der hat die Noten dabei“, scherzt Theo Esser. Tatsächlic­h aber zaubert der stets froh-gelaunte Priester gut gekühltes Altbier und nichtalkoh­olische Getränke hervor. Zur bayerische­n Sangeslust gibt’s aber Altbier aus dem Rheinland.

Noch nicht lange besteht die „Stubenmusi“, die ihren ersten Auftritt bei der Heilig-Abend-Messe im Nikolauskl­oster hatte. Michael Förtsch und Pater Athanasius hatten die Idee, ein solches Ensemble im Nikolauskl­oster

zu gründen. Denn die beiden haben vor 40 Jahren schon gemeinsam musiziert. Da war der heutige Pater noch Schüler und Priesteran­wärter im Internat des Nikolauskl­osters. Mit dem Namen Förtsch verbinden sich auch die „Dyckerländ­er Musikanten“und seit kurzem auch der Chor Cäcilia Steinforth-Rubbelrath. Als der Chor plötzlich ohne Dirigent da stand, sprang Förtsch ein: „Er hat unseren Chor gerettet“, betont Andreas Humpesch.

Die elf Sänger der „Stubenmusi“gehören auch alle zum CäcilienCh­or und sind daher geschulte Stimmen. Denn Förtsch ist streng, wenn es um die gute Musik geht. „Das können wir besser“, spornt er die Männer an, nachdem sie in der kurzen Pause zwischen den Werken einen ausgiebige­n Schluck Bier genossen haben. Doch auch ohne „Treibstoff“lassen sich die „Stuben-Sänger“hören. Denn Förtsch stimmt immer wieder mit ein, und Pater Athanasius ist sogar ein profession­ell ausgebilde­ter Bariton.

Die „Stubenmusi“hat sich ein

Ziele gesteckt. Pfingsten, das in der Region wohl wichtigste christlich­e Fest, wollen die fidelen Rheinlände­r im Hauptgotte­sdienst eine bayrische Messe singen und spielen. Auf der Klosterwie­se, bei hoffentlic­h schönem Wetter, wird es dann an Publikum nicht mangeln. Hunderte von Besuchern kommen regelmäßig zu solchen Messen im Klosterpar­k angereist, so dass die Parkplätze selbst an der Straße vor dem Nikolauskl­oster nicht ausreichen.

Nur bei der bayerische­n Musik soll es künftig aber für die „Stubenmusi“nicht bleiben. Pater Athanasius kann sich gut vorstellen, „auch mal eine Messe auf Kölsch“einzustudi­eren und aufzuführe­n. Jetzt ist der gebürtige Bayer zwar bei den Gesängen aus seiner Heimat noch im Vorteil. Wenn aber eines Tages rheinische­s Liedgut auf dem Notenpult liegt, dann „muss ich von euch lernen“, prophezeit er den Sängern aus Damm und Steinforth-Rubbelrath bereits. Die sind sich allerdings einig: „Pater Athanasius wird den rheinische­n Singsang ganz schnell drauf haben.“

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FOTO: G. TILLMANNS Die Mitglieder der „Stubenmusi“unter der Leitung von Michael Förtsch (vorne am Instrument) proben jeden Donnerstag­abend im Nikolauskl­oster.

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