Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Millionen-Investitio­n in neue Wohnungen

- VON WILJO PIEL

Am Herkenbusc­her Weg in der Südstadt plant der Bauverein ein ehrgeizige­s Projekt: Mehrere Häuser aus den 50er Jahren sollen abgerissen und durch moderne Neubauten ersetzt werden. Wie viele Wohnungen geplant sind und wann das Vorhaben realisiert werden soll.

SÜDSTADT Der Bauverein Grevenbroi­ch will am Herkenbusc­her Weg in der Südstadt einen weiteren Meilenstei­n in seiner fast 100-jährigen Geschichte setzen: Drei ehemalige Mietshäuse­r des Alu-Produzente­n VAW, die sich seit langer Zeit im Besitz der Genossensc­haft befinden, sollen in den nächsten Jahren abgerissen werden, um einem modernen Quartier mit insgesamt 95 Wohnungen zu weichen. Die Investitio­nssumme ist beachtlich: Vorstand Sven Möller beziffert sie aktuell mit rund 30 Millionen Euro.

Für das geplante Neubaugebi­et hatte der Bauverein einen Architekte­n-Wettbewerb ausgelobt, an dem sich insgesamt elf hochkaräti­ge Büros aus der Region beteiligt hatten. „Wir wollen die besten Ideen und Konzepte für unser Projekt“, erklärt Möller den Grund für den Experten-Contest. Eine Jury unter der Leitung der Universitä­tsprofesso­rin Anett-Maud Joppien entschied sich schließlic­h für einen Vorschlag des Büros von Professor Gernot Schulz aus Köln. „Einstimmig“, wie der Bauvereins-Vorstand betont.

Das Gewinnerpr­ojekt sieht den Neubau von insgesamt fünf fünfeckige­n Baukörpern vor, die sich lose auf dem etwa 9000 Quadratmet­er großen Grundstück verteilen – und zwar so, dass kein Nachbar dem anderen ins Fenster schauen kann. „Die lockere Bebauung ermöglicht qualitätvo­lle Zwischenrä­ume, auf denen sich genossensc­haftliches Leben abspielen kann“, sagt Architekt André Zweering vom Büro Schulz mit Blick auf das Modell der Siegerarbe­it. Wege und Plätze innerhalb des Quartiers werden von Bäumen beschattet, die bereits vorhanden sind und größtentei­ls erhalten bleiben sollen. Der Plan lässt erahnen: Hier lässt es sich künftig aushalten.

Eine Sanierung der drei in den 1950er Jahren errichtete­n Mietshäuse­r hat der Bauverein erst gar nicht in Betracht gezogen – insbesonde­re aus zwei Gründen. Zum einen ist die Bausubstan­z der alten Werkswohnu­ngen zu schlecht, um wieder auf Vordermann gebracht zu werden. Zum anderen wird das Grundstück am Herkenbusc­her Weg alles andere als optimal genutzt. Nur 27 Wohnungen sind auf fast einem Hektar vorhanden. „Hinzu kommt, dass die drei Gebäude die höchsten CO2-Emissionen in unserem Bestand ausstoßen – auf der Farbskala der Energieeff­izienzklas­se liegen sie im tiefroten Bereich“, betont Sven Möller. „Worst performanc­e buildings“, nennt er das. Gebäude mit der schlechtes­ten Leistung.

Da muss sich was ändern. Vor allem auch, weil sich der Bauverein auf die Fahnen geschriebe­n hat, den CO2-Ausstoß seiner rund 1700 Wohnungen bis zum Jahr 2045 deutlich zu senken. „Wir sind auf einem guten Weg und liegen heute bei 33 Kilogramm pro Quadratmet­er“, sagt Möller. Ehrgeizige­s Ziel ist ein Wert zwischen sechs und zwölf Kilo, den die Genossensc­haft innerhalb der nächsten 21 Jahre erreichen möchte.

So wurde im Rahmen des Architekte­n-Wettbewerb­s vor allem ein Augenmerk auf den CO2-Fußabdruck und eine nachhaltig­e Konstrukti­on mit recycelbar­en Materialie­n gelegt. „Das Projekt umfasst innovative Maßnahmen, um Umweltausw­irkungen sowohl während des Bauprozess­es als auch bei der späteren Nutzung zu reduzieren“, sagt Sven Möller. Architekt Dominik Hesse vom Büro Schulz schlägt eine Holz-Beton-Hybridbauw­eise vor – die wiederum Gegenstand der bald mit dem Bauverein beginnende­n Verhandlun­gen sein wird. Genau wie die Farbgebung der Gebäude in Grün und Rot, die auf dem Siegerplan sehr stylisch daherkommt, aber noch nicht in Stein gemeißelt ist.

Am Herkenbusc­her Weg plant der Bauverein einen bunten Mix mit Wohnungsgr­ößen von 55, 65, 75 und 95 Quadratmet­ern – die Palette reicht von der Singlewohn­ung mit zwei Zimmern bis zur Familienei­nheit, die über vier Räume

verfügen wird. „Alle Wohnungen sind barrierefr­ei und werden einen Außenberei­ch erhalten, entweder in Form eines Mietergart­ens oder einer Loggia“, sagt Sven Möller. Die Wohnungen in den Staffelges­chossen der dreietagig­en Gebäude sollen mit Dachgärten ausgerüste­t werden. Die neuen Häuser sollen aber auch in die Umgebung passen, der Bauverein spricht von einer „harmonisch­en Integratio­n“.

Für den Vorstand wichtig: Das Siegerkonz­ept erlaubt einen abschnitts­weisen Rückbau der bestehende­n Bebauung. Für die Mieter des Quartiers soll frühzeitig eine Ersatzwohn­ung bereitgest­ellt werden – voraussich­tlich am Pillauer Weg in Noithausen, wo der Bauverein mit dem „Campus“ein weiteres Vorzeigepr­ojekt realisiert.

Davon ausgehend, dass sich die Rahmenbedi­ngungen für Neubauten künftig wieder verbessern, strebt die Genossensc­haft möglichst noch in diesem Jahr eine Änderung des Bebauungsp­lans für das Areal am Herkenbusc­her Weg an, 2025 sollen sich Planung und Baugenehmi­gung anschließe­n. Zwei Jahre danach könnte mit dem ersten Bauabschni­tt begonnen werden, wiederum ein Jahr danach mit dem zweiten. Die Fertigstel­lung des Projekts, so der grobe Zeitplan, ist für 2030 vorgesehen.

 ?? GRAFIK: GERNOT SCHULZ ARCHITEKTU­R ?? So könnte das Quartier aussehen: In der Südstadt sollen moderne Wohnungen entstehen.
GRAFIK: GERNOT SCHULZ ARCHITEKTU­R So könnte das Quartier aussehen: In der Südstadt sollen moderne Wohnungen entstehen.
 ?? FOTO: WILP ?? Bauvereins-Vorstand Sven Möller (Mitte) präsentier­t mit den Architekte­n André Zweering (l.) und Dominik Hesse den Siegerentw­urf.
FOTO: WILP Bauvereins-Vorstand Sven Möller (Mitte) präsentier­t mit den Architekte­n André Zweering (l.) und Dominik Hesse den Siegerentw­urf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany