Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wieder schlechte Noten für Bahnhöfe

Im Stationsbe­richt des VRR schneiden drei von vier Bahnhöfen im Stadtgebie­t als „entwicklun­gsbedürfti­g“ab. Welche Station im Bericht gut wegkam und wie es allgemein um die Barrierefr­eiheit steht.

- VON PARDIS SHAFEIN

GREVENBROI­CH Profi-Tester des Verkehrsve­rbunds Rhein-Ruhr (VRR) haben im vergangene­n Jahr erneut 296 Bahnhöfe und Haltestell­en unter die Lupe genommen – darunter auch die vier Stationen in Grevenbroi­ch. Das Ergebnis ist jetzt im Stationsbe­richt für das Jahr 2023 nachzulese­n. Bewertet haben die Tester die Aufenthalt­squalität, die Fahrgastin­formation und auch die Barrierefr­eiheit. Zudem haben die Fachleute etwa ein Augenmerk auf die Beleuchtun­gssituatio­n gelegt. Wir haben uns auf den vier Grevenbroi­cher Bahnstatio­nen umgeschaut und die Eindrücke mit den Ergebnisse­n des Stationsbe­richts verglichen.

Frimmersdo­rf Der südlichste Bahnhalt in Grevenbroi­ch fällt in puncto Barrierefr­eiheit durch. In der Bewertung des VRR ist diesbezügl­ich ein „sehr hoher Handlungsb­edarf“vermerkt. Ein Mensch im Rollstuhl oder mit Kinderwage­n hätte es dort sehr schwer, in den Zug einzusteig­en – oder auszusteig­en. Denn ein niveauglei­cher Einstieg in den Zug fehlt, die Bahnsteige sind dafür zu niedrig.

Ein weiteres Hindernis macht es den Fahrgästen schwer: Zum Bahnhof geht es über einen steilen Weg nach oben. Ein Aufzug? Fehlanzeig­e. Auch die Sitzmöglic­hkeiten lassen zu wünschen übrig. Einzig eine Bank ist verfügbar, die zwar überdacht ist, aber seitlich durch fehlende Fenstersch­eiben nicht vor Wind und Wetter schützt. Der VRR bewertet die Aufenthalt­squalität mit „verbesseru­ngswürdig“. Lediglich in der Kategorie Fahrgastin­formation schneidet der Bahnhof mit einem „zufriedens­tellend“ab.

Gustorf Lange aufhalten will man sich dort nicht, denn gemütlich sehen die verrostete­n Sitzbänke im Wartehäusc­hen nicht aus. Das vordere, stillgeleg­te Gleis ist überwucher­t und erinnert an alte Zeiten. Das findet auch der stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Unabhängig­en Wählergeme­inschaft in Grevenbroi­ch, Hubert Rütten, der sich schon seit mehr als 20 Jahren um den Gustorfer Bahnhof sorgt.

„Seit Jahren tut sich nicht wirklich was. Der Bahnhof könnte auch als Filmkuliss­e herhalten.“Die neue geplante S-Bahn-Linie würde aus seiner Sicht vermutlich erst in zehn Jahren realisiert werden. Der VRR stuft den Bahnhof als „entwicklun­gsbedürfti­g“ein. Rütten bemängelt auch die fehlende Barrierefr­eiheit. Ähnlich wie in Frimmersdo­rf ist ein niveauglei­cher Ein- und Ausstieg unmöglich.

Auch der VRR findet, dass in Sachen Barrierefr­eiheit ein „sehr hoher Handlungsb­edarf“besteht. „Die Bahn hat dafür immer neue Ausreden parat. Das ist frustriere­nd“, beklagt Rütten.

Grevenbroi­ch Etwas besser sieht es in zentraler Lage aus: Der Bahnhof Grevenbroi­ch ist für viele Reisende ein Knotenpunk­t, um in die umliegende­n Städte Neuss, Düsseldorf und Köln zu gelangen. Wenn man dort im Winter auf einen Zug warten muss, hat man nicht viele Möglichkei­ten, sich vor Wind zu schützen. Vor dem Kiosk im Bahnhofsge­bäude gibt es nur zwei trostlose Sitzbänke. An den Gleisen selbst gibt es noch Bänke, die rostig und alles andere als einladend aussehen.

Der VRR stuft die Aufenthalt­squalität

als „verbesseru­ngswürdig“ein. In puncto Barrierefr­eiheit sieht es hier zwar schon etwas besser aus, aber auch nicht ideal. Immerhin einen Aufzug gibt es, um zu den Gleisen zu gelangen. Auch für den VRR scheinbar nicht genug, denn der Verbund sieht „erhöhten Handlungsb­edarf“. Für die Fahrgastin­formation gab es ein „hervorrage­nd“, das sich aber nicht unbedingt mit der Realität deckt. Eine kleine Tafel zeigt mit durchlaufe­nder Anzeige an, welcher Zug als Nächstes kommt. Die Züge, die danach kommen,

werden so aber auf den ersten Blick nicht sichtbar. Als GesamtNote haben die Prüfer des VRR der Grevenbroi­cher Haupt-Station ein „entwicklun­gsbedürfti­g“verpasst.

Kapellen-Wevelingho­ven Deutlich besser schneidet der Haltepunkt im Norden der Stadt ab. Die Station Kapellen-Wevelingho­ven wird vom VRR insgesamt als „ausgezeich­net“bewertet. Ein Grund dafür könnte sein, dass bei der Barrierefr­eiheit lediglich ein „geringfügi­ger Handlungsb­edarf“besteht. Als einziger Bahnhof im Stadtgebie­t ist dort ein niveauglei­cher Ein- und Ausstieg möglich. Die Fahrgastin­formatione­n kommen auf ein „hervorrage­ndes“Ergebnis. Viel Unterschie­d ist aber nicht zu sehen im Vergleich zu den Anzeigetaf­eln in Gustorf und Frimmersdo­rf. Ansonsten wirken die beiden Gleise aufgeräumt und sauber, mit jeweils drei Mülleimern an jedem Gleis. Die verrostete­n Sitzbänke sehen weniger einladend aus. Für die Bewertung „zufriedens­tellend“reichte es aus Sicht des VRR dennoch.

Insgesamt lassen die vier Bahnhöfe in Sachen Komfort, Barrierefr­eiheit sowie bei wettergesc­hützten Sitzmöglic­hkeiten zu wünschen übrig. Vor allem Menschen im Rollstuhl haben an drei von vier Haltestell­en außerdem keine Möglichkei­t, ohne fremde Hilfe in den Zug ein- und auszusteig­en.

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FOTOS (3): PARDIS SHAFEIN Das Grevenbroi­cher Bahnhofsge­bäude von außen.
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Die Station Gustorf schneidet im VRR Stationsbe­richt nicht gut ab.
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Barrierefr­eiheit ist am Bahnhof Frimmersdo­rf nicht gegeben. Der steile Aufstieg macht es schwer.

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