Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Leonel Lopes – Postbote mit Herz

- VON STEPHAN SEEGER

Die Anwohner des Kaarster Blumenvier­tels haben am Montagmorg­en eine kleine Feierstund­e zu Ehren ihres Postboten veranstalt­et und Leonel Lopes ein Geschenk überreicht. Der Postbote mit Herz war sprachlos ob dieser Aktion.

KAARST Montagmorg­en, 9.45 Uhr, Tulpenweg in Kaarst: Rund 20 Menschen haben sich versammelt, um ihrem Postboten Leonel Lopes eine Freude zu bereiten. „Das ist der beste Postbote, den wir uns hier im Viertel vorstellen können“, sagt Anwohnerin Sylvia Schumann. Sie hat das Zusammentr­effen organisier­t, trotz des miesen Wetters sind viele gekommen, um „ihrem“Postboten das zu geben, was er verdient hat: Anerkennun­g für das, was er jeden Tag leistet. Und das ist mehr als nur Briefe austragen. „Er zaubert den Menschen ein Lächeln ins Gesicht. Das ist etwas ganz Tolles“, sagt Schumann. So viel Lob ist der Briefträge­r nicht gewohnt, entspreche­nd fällt auch seine Reaktion auf die Aktion aus: „So etwas habe ich noch nie erlebt, ich bin echt sprachlos. Das freut mich sehr.“

Im Januar feierte der gelernte Elektriker sein silbernes Dienstjubi­läum bei der Deutschen Post, ist dort seit 25 Jahren angestellt. Als er damals einen Job suchte, fragte er einfach mal bei der Deutschen Post an, weil diese damals Zusteller suchte. Und so fand er seinen Traumjob. Seit 14 Jahren arbeitet Lopes nun in Kaarst, vorher war er Zusteller in Rosellerhe­ide. „Ich bin immer an der frischen Luft, das ist wie Sport. Und ich kann mit den Menschen kommunizie­ren, das macht mir einfach Spaß“, sagt Lopes über die Arbeit als Postbote. Seit der Corona-Pandemie muss er nicht nur Briefe verteilen, sondern auch Pakete. Seit rund zwei Jahren fährt seine Tour auf einem Elektrodre­irad, das erleichter­e die Arbeit immens, denn „wir müssen schon viel mitnehmen“, sagt Lopes.

Seit knapp drei Jahren ist er an fünf Tagen in der Woche rund sechs Stunden in „seinem“Viertel zwischen Kleinsieps­traße und Kampstraße, Freesien- und Asternweg unterwegs, den Rest der achtstündi­gen Arbeitszei­t sortiert er die Post selbst vor und bearbeitet sie nach. Nach dem Austragen kümmert er sich noch um Retouren oder teilt als Standortle­iter-Vertreter die Zusteller zu. Rund 30 Postboten arbeiten derzeit im Kaarster Stadtgebie­t, viele als „Springer“: Diese müssen einspringe­n, wenn feste Zusteller krank werden oder im Urlaub sind.

Lopes nimmt sogar Post seiner Kunden mit, obwohl er das gar nicht muss. „Ich mache das freiwillig,

möchte den Kunden, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, helfen. So müssen sie nicht selbst zum Briefkaste­n laufen“, sagt er. Der 48-Jährige kennt jeden Kunden mit Namen – und die Kunden kennen ihn. „Ich bin immer nett zu den Menschen. Das ist meine Art. Dann sind sie auch glücklich, mich zu sehen“, sagt Lopes bescheiden. Auch sein Verhältnis zu Hunden ist gut – möglicherw­eise auch deshalb, weil er früher selbst einen besaß. „Ich habe immer Leckerlis dabei, frage aber vorher bei den Besitzern nach, ob ich sie geben darf“, erklärt er. Und die meisten sind natürlich damit einverstan­den.

Doch er ist für einige mehr als nur ein Postbote. Er nimmt sich Zeit und hört sich die Probleme der Menschen an, ist interessie­rt, wie es den einzelnen Kunden geht. Und das kommt an. „Er liebt die Menschen und seinen Beruf und ist sehr lebensfroh. Wenn Menschen krank sind und nicht so schnell an die Tür kommen können, wartet er und spricht mit ihnen. Er hat für jeden ein offenes Ohr“, sagt Sylvia Schumann. Dass Lopes mal schlecht gelaunt ist, hat Schumann in all den Jahren noch nicht erlebt. Auch seine Bescheiden­heit und das „kindliche, freundlich­e“Gemüt zeichnen Lopes aus. „In einer Zeit, als es mir nicht gut ging, war er mir oft ein Vorbild“, so Schumann. Für die kleine „Feierstund­e“verteilte sie sogar rund 50 Flyer in der Nachbarsch­aft und war begeistert, dass so viele Anwohner trotz des Wetters gekommen sind.

Sorgen, dass sie ihren „Leo“, wie Lopes von allen nur genannt wird, bald als Postboten verlieren, müssen sich die Anwohner nicht machen. „Ich möchte bis zu meiner Rente hier die Post austragen“, sagt er: „Ich habe nichts anderes vor.“Man nimmt es diesem Herzensmen­schen ab.

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FOTO: WALTER Rund 20 Nachbarn waren trotz Regenwette­rs gekommen, um ihrem Lieblingsp­ostboten Leonel Lopes ein Geschenk für seine Arbeit zu überreiche­n.

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