Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neukirchen-Bad soll bis Juni offen bleiben
Die Entscheidung über Rettung oder Schließung des Neukirchener Hallenbades soll im Juni fallen, das beschloss der Hauptausschuss. Die gute Nachricht: Der TV Jahn signalisiert Bereitschaft, das Bad über Dezember hinaus zu betreiben.
NEUKIRCHEN Das Ringen um den Erhalt des fast 50 Jahre alten Hallenbades in Neukirchen geht weiter. Einstimmig beschloss der Hauptausschuss, dass die Stadtverwaltung bis zur letzten Ausschusssitzung vor der Sommerpause 2023 eine Beschlussempfehlung zur Schließung oder zum Weiterbetrieb erarbeitet und dafür die erforderlichen Daten und Zahlen zusammen stellt. Allerdings hat der TV Jahn Kapellen als Badbetreiber angekündigt, das Schwimmbad zum Jahresende 2022 zu schließen. Der Verein zieht damit angesichts der stark gestiegenen Energiekosten die Reißleine. Eine Neusserin hat bereits eine Petition zum Bad-Erhalt initiiert, die schnell eine vierstellige Zahl von Unterstützern erhielt.
Doch Badbesucher und Familien, deren Kinder Schwimmkurse in Neukirchen besuchen, können wahrscheinlich aufatmen – vorerst. „Wir werden mit dem Verein darüber sprechen, ob er nochmals in die Bresche springt und den BadBetrieb und die Schwimmkurse bis Juni 2023 weiter mit seinem Personal aufrecht hält“, erklärte Bürgermeister Klaus Krützen. Für diesen sechsmonatigen Zeitraum würde die Stadt dann die Energiekosten für das Bad übernehmen. Auch diesem Vorgehen stimmte der Ausschuss zu.
Klar ist: Diese Lösung ist ein Aufschub. Das Schicksal des Schwimmbades soll erst Mitte 2023 geklärt werden. Gleich vier Anträge aus den Ratsfraktionen lagen im Hauptausschuss vor. „Das zeigt, dass die Fraktionen das Problem erkannt haben und es klären wollen, wertete CDUFraktionschef Wolfgang Kaiser.
Die Union hatte die Prüfung der Übernahme des Bades in städtische Hand beantragt. Die Ratskooperation mit SPD, Grünen und Mein Grevenbroich wollte die Verwaltung unter anderem mit der Ermittlung der Kosten, die für einen dauerhaften Betrieb durch Stadt oder Dritte anfallen würden, sowie mit einer Bedarfs- und Kundenermittlung beauftragen. Bis zur Vorlage der Ergebnisse solle der Betrieb weiterlaufen. Auch bei den Anträgen von UWG und FDP wurde deutlich, dass die
Politik für eine Entscheidung noch viele Zahlen benötigt – von den Besucherzahlen und den Betriebskosten über Kosten für anstehende Renovierungen sowie zur energetischen Modernisierung des Hallenbades bis hin zur Frage, ob für Investitionen Fördermittel genutzt werden können.
Wolfgang Kaiser schlug vor, die vier vorliegenden Anträge zusammenzufassen, auf dieser gemeinsamen Grundlage soll im Rathaus die Beschlussempfehlung 2023 erarbeitet werden. Das Vorgehen stieß auf Zustimmung.
Nun geht es zunächst aber darum, die Frage der Interimslösung, des vorläufigen Weiterbetriebs bis Juni kommenden Jahres, zu klären. Seit 2018 bis Ende 2023 unterstützt die Stadt den TV Jahn Kapellen
mit einem jährlichen Zuschuss in Höhe von 60.000 Euro. Dieser Betrag soll zur Übernahme der Energiekosten durch die Stadt herangezogen werden.
Ist der TV Jahn Kapellen zu einer solchen Lösung bereit? „Wenn die Stadt für diese Monate die Energiekosten übernimmt, dann wäre das toll, dann würden wir das Bad über das Jahresende hinaus weiter öffnen“, erklärte TV Jahn-Präsident Klaus Calvis nach der Sitzung auf Anfrage der Redaktion. Die Energiekosten für ein halbes Jahr schätzt er auf 80.000 bis 90.000 Euro.
Calvis machte aber auch deutlich, dass eine weitere größere Ausgabe ansteht. „Wir haben eine dicke Reparatur an der Heizung vor der Brust“, sagte er. Dieses Thema hatte auch Rolf Göckmann (UWG) kurz zuvor im Hauptausschuss angesprochen. Bürgermeister Klaus Krützen hatte in der Sitzung keine Information, dass eine akute Reparatur fällig ist. „Nach meinem Wissen funktioniert das Bad.“Nach dem zwischen TV und Stadt geschlossenen Vertrag werde das Schwimmbad geschlossen, wenn größere Reparaturen anfallen.
Laut Calvis kann die Heizungsreparatur nicht lange aufgeschoben werden. „Wir fahren auf der letzten Rille. Wenn das Bad über Dezember hinaus geöffnet bleibt, muss repariert werden. Seine vorsichtige Schätzung der Kosten: rund 20.000 Euro. „Wir müssen bei unseren Gesprächen mit dem Verein sehen, wie wir mit diesem Thema umgehen“, erklärte Bürgermeister Klaus Krützen am Mittwoch Nachmittag.