Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Getreideexport kann weitergehen
Russland stimmt der Verlängerung der Vereinbarung zu – allerdings unter Vorbehalt.
KIEW/ISTANBUL (ap/güs) Der Export von ukrainischem Getreide durch das Schwarze Meer kann vorerst weitergehen. Der Istanbuler Getreide-Deal vom Juli werde um vier Monate bis Mitte März verlängert, erklärte die Uno am Donnerstag nach Gesprächen mit der Türkei, der Ukraine und Russland in der türkischen Metropole. Allerdings macht Russland nur unter Vorbehalt mit: Moskau besteht auf Erleichterung für eigene Exporte. Bei Bekanntgabe der Vertragsverlängerung am Donnerstag griff Russland die ukrainische Hafenstadt Odessa an – ein Warnschuss, wie schon kurz nach der ersten Einigung im Juli.
Ohne Einvernehmen wäre die Istanbuler Vereinbarung an diesem Samstag ausgelaufen. Der Deal hat seit dem Sommer den Export von rund elf Millionen Tonnen an Getreide und anderen landwirtschaftlichen Produkten ermöglicht und eine Hungerkrise in armen Ländern im Nahen Osten und in Afrika verhindert; die Ukraine und Russland gehören zu den wichtigsten Getreide-Exporteuren der Welt. Nach Bekanntwerden der Verlängerung fielen die Preise an den internationalen Getreidemärkten.
In dem Abkommen verpflichtet sich Russland, keine Getreidefrachter im Schwarzen Meer anzugreifen. Experten einer Kontrollstelle unter UN-Führung in Istanbul inspizieren die Schiffe am Bosporus. Im Oktober setzte Russland seine Teilnahme an der Vereinbarung vorübergehend aus. Auch dabei spielten Forderungen
nach besseren Bedingungen für russische Ausfuhren eine Rolle.
Russland griff derweil auch am Donnerstag wieder Ziele in der gesamten Ukraine mit Raketen und Drohnen an. In Wilnija in der Region Saporischschja seien durch einen Einschlag in ein Wohnhaus mindestens vier Menschen ums Leben gekommen, teilte der Vizechef des ukrainischen Präsidentenbüros, Kyrylo Tymoschenko, mit. Aus anderen Landesteilen wurden mehrere weitere Verletzte, zerstörte Infrastruktur und Gebäude gemeldet. Die Militärverwaltung in der Hauptstadt Kiew teilte mit, mindestens zwei Marschflugkörper und fünf Drohnen aus iranischer Herstellung seien abgefangen worden.
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