Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Beuys-Köpfe in der Registrier­kasse und eine Hommage an „Hambi“

- VON RUDOLF BARNHOLT

GREVENBROI­CH In der Galerie Judith Dielämmer ist jetzt eine weitere interessan­te Ausstellun­g eröffnet worden. Von den vier Künstlerin­nen beziehungs­weise Künstlern ist nur die Fotografin Hanne Horn Mitglied der Produzente­ngalerie. Die Gäste heißen Bernhard Kucken (Bildhauere­i), Gisela Happe (Malerei, Fotografie) und Heiner Geisbe (Malerei).

Heiner Geisbe zeigt einige kleinere, aber auch sehr großformat­ige Bilder. Zumindest vordergrün­dig geht es immer um die Natur. Eines der großen Bilder ist direkt gegenüber der Eingangstü­r platziert worden. Der Betrachter ist fast ein wenig überforder­t angesichts der Fülle der Bildinhalt­e. Rätselhaft­e Pflanzen scheinen da zu wuchern, wie man es in der Realität so kaum zu sehen bekommt. Vor allem durch vertikale Linien scheinen die Bilder so etwas wie ein Gerüst bekommen zu haben.

Bernhard Kucken ist ein Bildhauer, der ebenfalls vor keinem Format zurückschr­eckt: Da sind die wenige Zentimeter großen Beuys-Köpfe aus Bronze und die rund zwei Meter hohe Skulptur von Maria mit ihrem Kind im Arm. Kucken bespielt auch die Auslage in dem ehemaligen Schmuckges­chäft Am Markt 16. Die Beuys-Köpfe scheinen eine gute Währung zu sein – sie liegen in einer alten Registrier­kasse dort. Die große Skulptur steht stellvertr­etend für die vielen Mütter, die sich mit ihren Kindern auf eine lebensgefä­hrliche Flucht begeben haben. Sie ist so etwas wie ein Mahnmal, mit dem der Künstler die Erinnerung an solche Schicksale wachhalten möchte.

Hanne Horn zeigt unter anderem Fotoplasti­ken. Und sie kombiniert gerne Fotografie­n mit zeitgenöss­ischen Texten. Sie arbeitet auch vielschich­tig, wobei sie untere Schichten partiell mit Kunstharzl­ack sichtbar macht. Ihre Hommage an den Hambacher Forst ist nicht das einzige Diptychon: Links der bedrohte Forst, rechts eine junge Frau, die frech ihre Zunge rausstreck­t, so als wolle sie sagen: „Ätsch, mein Haus kriegt ihr vom RWE nicht.“Das ist politische Kunst. Das gilt auch für das Foto von der A 46, auf der die Trasse zu sehen ist, die dem Braunkohle­tagebau weichen musste.

Gisela Happe kombiniert Fotografie mit Malerei. Ihre Werke sind in der Regel Dreiteiler, wobei das Fotos stets in der Mitte ist. Ihre Lieblingsm­otiv ist die Natur, hier vor allem Wasser, das erkennbar in Bewegung ist. Sie versteht es, die drei Elemente, so unterschie­dlich sie sind, zu einem heterogen und trotzdem stimmigen Ganzen zusammenzu­fügen.

Die Ausstellun­g ist noch am Freitag und Samstag in der Zeit von 12 bis 16 Uhr sowie am Sonntag von 14 bis 16 Uhr zu sehen.

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FOTO: C. KANDZORRA Dielämmer-Künstler Werner Frenzen mit einem Werk von Bildbauer Bernhard Kucken und einem Gemälde von Heiner Geisbe.

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