Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Römer-Therme: Top-Schwimmer in Sorge
Von SPD und CDU kommt Verständnis für Konsequenzen, aber auch viele Fragen zur Zukunft des Freibades.
DORMAGEN (schum) Die sich abzeichnenden Konsequenzen aus der prekären finanziellen Lage der Römer-Therme stoßen im politischen Lager weitgehend auf Verständnis. Für die CDU-Ratsfraktion kommt es „wenig überraschend, dass nun angesichts explodierender Kosten auch über den Fortbestand der Römer-Therme diskutiert wird“. Aber das Ganzjahresfreibad für die kalte Jahreszeit befristet zu schließen, „darauf können wir uns einlassen als wichtiges Zeichen der Solidarität mit denjenigen, die durch die Energiekosten in ihrem Alltagsleben über Gebühr belastet werden“, sagt Parteivorsitzende Anissa Saysay.
Realismus bei SPD-Fraktionsvorsitzendem Michael Dries: „Nicht nur Nachhaltigkeitsgesichtspunkte, vor allem die extremen Energiekostensteigerungen rechtfertigen definitiv keinen Ganzjahresbetrieb mehr. Da aber Schwimmen zu den Fähigkeiten gehört, die Leben retten können, soll sie selbstverständlich möglichst von allen Kindern erlernt werden. Aus dem Grund ist es auch notwendig, dass ausreichend Wasserflächen zur Verfügung stehen. Es sind noch viele Fragen offen, wie zum Beispiel der richtige Zeitpunkt der Schließung des Bades und wann wieder geöffnet wird. Außerdem stellt sich die Frage, ob aufgrund der Extrempreise in 2023 eine längere Schließung sinnvoller sein kann.“
Die CDU positioniert sich klar: „Wir sind grundsätzlich für den Erhalt der Römer-Therme“, erklärt Fraktionsvorsitzender Kai Weber, „und fordern die Stadt auf, mit dem Betreiber eine Schließung für mehrere Wintermonate zu vereinbaren und in dieser Zeit mit allen Beteiligten ein klares und tragfähiges Konzept für die Zukunft zu erarbeiten“. Der finanzpolitische Sprecher Rüdiger Westerheide kritisiert:
„Die Entwicklung der Energiepreise ist bereits seit Monaten erkennbar. In dem Konzept erwarten wir genauere Zahlen zu Nutzern, Einnahmen durch Eintrittsgelder und eine Information, wie eine finanzielle Beteiligung der Stadt anders als durch allgemeine Steuererhöhungen finanziert werden soll.“
Die drohende mehrmonatige Schließung der Römer-Therme in den Wintermonaten bereitet in einem ganz anderen Bereich große Sorgen: Das Freibad-Becken ist DIE zentrale Trainingsstätte der Nachwuchsund Leistungsschwimmer des TSV Bayer. Droht jetzt das Aus der Talentschmiede mangels ausreichender Trainingsmöglichkeiten? „Kinder und Jugendliche brauchen im Verein die Möglichkeit, um ihre Talente im Schwimmen entwickeln zu können“, sagt TSV-Abteilungsleiter Hans-Peter König. „Der Erfolg, den wir damit haben, darf nicht gefährdet werden.“Fünf Mal in der Woche springen die Top-Talente in die Römer-Therme - das Frühtraining nicht eingerechnet. Wie soll das im ohnehin gut ausgelasteten „Sammys“funktionieren? „Wir brauchen einen guten Runden Tisch, an dem wir überlegen, wie der beste Weg aussehen könnte.“
Ein weiterer Aspekt: 400 Kinder stehen auf der Warteliste, um Schwimmen zu lernen. Auch bei der „Seepferdchen-Flotte“, die ihre rudimentären Fähigkeiten verbessern will, „ist die Warteliste riesig“. Was passiert also mit der Schwimmausbildung im Verein? Der Schwimmunterricht in den Schulen ist nicht gefährdet. So verweist Kathrin Deußen, Rektorin der Erich-KästnerGrundschule, auf den Lehrplan, der Schwimmunterricht beinhalte und daher nicht wegfallen oder eingeschränkt werden könne: „Ich bin da gutgläubig und entspannt.“