Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Sorge vor einem Corona-Herbst wächst
Experten warnen vor neuer Welle. Der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, sieht keine „Killer-Mutante“.
BERLIN (dpa) Die Sommerwelle ist noch nicht vorbei, die Sorgen vor noch mehr Infektionen im Herbst wachsen: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) befürchtet eine „katastrophale“Corona-Entwicklung, sollten vor dem Herbst keine tauglichen Maßnahmen im Kampf gegen das Virus beschlossen werden.
„Wenn wir so wie jetzt in den Herbst hineingingen, also ohne weitere Schutzmaßnahmen, ohne Masken, ohne alles, dann würde das bedeuten, dass die Fallzahlen stark steigen würden, aber auch die Intensivstationen
überlastet würden“, sagte der Minister am Donnerstag US-amerikanischer Zeit bei einem Besuch in der Hauptstadt Washington. Er warnte, dass dann auch Personal in den Kliniken ausfallen würde. „Das ist wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt“, so Lauterbach. Unten brenne das Personal weg und oben die Patienten.
Zwischen Lauterbachs Ministerium und dem Haus von Justizminister Marco Buschmann (FDP) laufen derzeit Gespräche über die CoronaMaßnahmen, die künftig im Kampf gegen die Pandemie möglich sein sollen. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) dringt auf Tempo: Buschmann und Lauterbach müssten endlich zu einem Ergebnis kommen, forderte er am Freitag. „Wir brauchen die neuen Regelungen nicht am 22. September, sondern deutlich früher.“Lauterbach dürfe sich „nicht von der FDP über den Tisch ziehen“lassen.
Der aus Düsseldorf stammende Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, plädierte für „klare Parameter“im Infektionsschutzgesetz, wies aber Lauterbachs Warnungen
teilweise zurück: „Maßnahmen braucht es letztlich nur, wenn eine nachweislich gefährlichere Virusvariante auftaucht und eine Überbelegung der Intensivstationen droht“, sagte Gassen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Für einen solchen Ernstfall sollte es seiner Meinung nach beispielsweise ein Verbot von Veranstaltungen im „Instrumentenkasten“der Länder geben. „Für die von Herrn Lauterbach befürchtete ‚Killer-Mutante‘, die so ansteckend wie Omikron und so gefährlich wie Delta ist, gibt es derzeit keine Anzeichen“, sagte Gassen.