Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit erschütter­t StartupSze­ne im Land

Bundes- und Landesverb­and NRW gehen getrennte Wege. Ob das im Sinne der Gründer ist, bleibt fraglich.

- VON JANA MARQUARDT

DÜSSELDORF/BERLIN Es gibt Unruhe in der Gründersze­ne: Der Bundesverb­and Deutscher Start-ups (BVDS) hat die Zusammenar­beit mit dem Landesverb­and NRWalley gekündigt. Die „Konstrukti­on“sei „nicht praxistaug­lich“, heißt es in einer unserer Redaktion vorliegend­en E-Mail der Geschäftsf­ührer Christoph Stresing und Franziska Teubert an die NRWalley-Vorsitzend­en. Interne Entwicklun­gen innerhalb des Landesverb­ands hätten diesen Eindruck noch einmal verstärkt, darunter eine überteuert­e Plakatkamp­agne und Probleme bei der Entlastung des ehemaligen Vorstands.

Die Konsequenz: Der BDVS stellt drei eigene NRW-Landesspre­cher auf. Mit Sophia Tran, Viviane Wilde und Timo Marks sind ab sofort drei Rheinlände­r Ansprechpa­rtner im Bundesland. Bis zum 31. Juli hat NRWalley nun Zeit, alle öffentlich­en Hinweise auf eine Kooperatio­n zu entfernen. Dazu zähle explizit das Firmenlogo des Bundesverb­ands, betonten Stresing und Teubert. Im Austausch wolle man dennoch bleiben, um das Start-up-Ökosystem in NRW voranzubri­ngen.

Für den Landesverb­and ist das ein Rückschlag. Schließlic­h wartet Nordrhein-Westfalen nun mit zwei Lobbyverbä­nden für Start-ups auf. Da stellt sich die Frage, welchen Stellenwer­t NRWalley in Zukunft noch haben wird. Schließlic­h hat sich der Vorstand mit Madeleine Heuts, Maria Mann und Nele Mletschkow­sky erst im Februar gefunden. Die drei Frauen sollten neue Ideen einbringen. Bislang bedeutet das aber auch, dass es noch keine klare Richtung für NRWalley gibt. Zudem stellt sich für Gründer die Frage, ob sie in zwei Verbänden aktiv sein wollen. Für den BVDS gibt es allein wegen seiner Reichweite die besseren Argumente.

Madeleine Heuts bestätigte auf Anfrage unserer Redaktion die Kündigung. Zu Vertragsin­terna könne sie sich nicht äußern, schrieb sie. Aber sie wolle dennoch Stellung beziehen. Für NRWalley stünden das Wohl und der Mehrwert für die Start-ups im Vordergrun­d. Damit die Gründer sich bestmöglic­h entwickeln könnten, brauche es die Zusammenar­beit aller Akteure des Ökosystems – auch die mit dem BVDS. Mit seinen mehr als 280 Mitglieder­n habe sich NRWalley innerhalb von zwei Jahren zu einer starken Stimme entwickelt.

Doch wofür der Landesverb­and steht, klingt auch in Heuts schriftlic­her Stellungna­hme schwammig. „Unsere inhaltlich­e Ausrichtun­g fokussiert sich auf das, was unserer Ansicht nach für die GründerInn­en in NRW am dringendst­en benötigt wird: eine echte Stimme von GründerInn­en für GründerInn­en“, schreibt sie.

Mit dem im Februar gewählten Vorsitz habe sich NRWalley noch einmal stärker auf die fundamenta­len Interessen von Gründern in jedem Entwicklun­gsstadium fokussiert. Dazu zählten insbesonde­re Early-Stage und Pre-Venture-Capital. Mit Early Stage sind die frühen Unternehme­nsphasen gemeint, unter anderem die Finanzieru­ng, Produktkon­zeption, Gründung und Aufnahme der operativen Geschäftst­ätigkeit. Pre-Venture-Capital bezeichnet zeitlich begrenzte Kapitalbet­eiligungen an gut laufenden Start-ups. Inwiefern NRWalley diese Bereiche für Gründer verbessern will, bleibt unklar.

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FOTO: DPA Gründer brauchen nicht nur attraktive Innovation­szentren, sondern auch effiziente Verbände.

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