Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Wohnbauziele unerreichbar
Das Ziel der Ampelkoalition, jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen, ist nach Erkenntnissen von Aengevelt Research unter anderem aufgrund von Baupreissteigerungen um 14,3 Prozent im ersten Quartal 2022 und des Mangels an essenziellen Baumaterialien unerreichbar. Tatsächlich sind die Baufertigstellungen rückläufig, in 2021 um 4,2 Prozent auf 293.393 Wohneinheiten. Entsprechend müssen wir froh sein, wenn wenigstens die Jahresmarke von 200.000 Wohneinheiten übertroffen wird. Achtung: Das entspricht knapp der erforderlichen Reproduktionsrate, bringt also keine einzige zusätzliche Wohnung, sondern hält gerade noch den unzureichenden Bestand. Zuletzt gab es Mitte der 1990er-Jahre eine Wohnungsnot, die in den darauffolgenden vier Jahren durch die Fertigstellung von jeweils rund 600.000 Wohneinheiten relativiert wurde. Das ist auch die heutige Zielmarke. Dafür bedarf es einer greifenden Wohnbauoffensive der Bundesregierung, eine Baulandoffensive der Kommunen mit Unterstützung von Bund und Ländern und deutliche Beschleunigung der Planungsverfahren. Ökologische Bedenken dürfen dabei die Baulandausweisung nicht hemmen, zumal es möglich ist, Wohnsiedlungen mit einem Versiegelungsgrad von Null zu errichten. Weitere Maßnahmen sind die gezielte Förderung des sozialen Wohnungsbaus und der Bildung von preiswertem Wohneigentum. Nur wenn die Maßnahmen zeitnah umgesetzt werden, kann die drohende Verschärfung der Wohnungsnot in Deutschland verhindert werden.
Wulff Aengevelt Der Autor ist geschäftsführender Gesellschafter von Aengevelt Immobilien.