Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Rhein-Kreis warnt vor Brunnenwasser
Wasser nur aus gekauften Flaschen trinken: Das rät der Kreis Nachbarn des Schrottplatzes, die ihr eigenes Trinkwasser fördern. Hintergrund ist die Sorge, dass das Grundwasser bei einem Großbrand kontaminiert worden sein könnte.
NORDSTADT Nach dem Brand auf dem Schrottplatz in Nachbarschaft zur Siedlung Morgensternsheide wurden in dem zum Teil aufgefangenen Löschwasser Schwermetalle und Kohlenwasserstoffverbindungen in einer Konzentration festgestellt, die erheblich über den Grenzwerten lag. Diese Nachricht besorgt einige Anwohner, die ihr Trink- und Brauchwasser aus eigenen Hausbrunnen schöpfen dürfen, hat jetzt aber auch das Landesumweltministerium auf den Plan gerufen. Denn der Schrottplatz liegt im Grundwasseranstrom in Richtung des Wasserwerks Broichhof.
Die Brandstelle, so teilte Stefan Alef auf Nachfrage dem Ministerium mit, „liegt knapp außerhalb der festgesetzten Wasserschutzzone der Wassergewinnungsanlage Broichhof.“In einer ersten Einschätzung kommt der Leiter der Abteilung Anlagenplanung und -betrieb der Stadtwerke Energie und Wasser GmbH zu dem Ergebnis, dass es „keine Beeinträchtigung der Wassergewinnungsanlage Broichhof gibt“. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht.
Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes fragte vor allem nach einer Gefährdung des Grundwassers durch versickertes Löschwasser. Genau die gleiche Frage treibt Claudia Wieger um. Sie spricht alleine für vier Haushalte an der Straße Am Stadtwald, die wegen ihrer Insellage nie an das Leitungsnetz für Trinkwasser angeschlossen wurden. Sie gewinnen ihr Trinkwasser aus einem eigenen Brunnen und bereiten das in einem Hauswasserwerk auf. „Damit sind wir immer gut klar gekommen“, stellt sie fest.
Von Seiten des Gesundheitsamtes kann derzeit nicht beurteilt werden, ob eine Gefährdung des Grundwassers besteht, teilt der Rhein-Kreis mit. „Daher wird geraten, nur gekauftes Wasser aus Flaschen zum Trinken zu verwenden“, heißt es in einem Schreiben an die Betroffenen. Auch werden diese angehalten, auf Veränderungen des Brunnenwassers – Geschmack, Geruch, Verfärbung – zu achten. Am Holzbüttgener Weg wurden schon erste Brunnenanlagen untersucht, die Wasserentnahme in den weiter entfernten Anlagen Am Stadtwald beginne in etwa 50 Tagen.
Die lange Zeitspanne erklärt eine Einschätzung der Unteren Wasserbehörde. Die Entfernung zwischen Schrottplatz und den Brunnen Am Stadtwald beträgt rund 480 Meter, so
Claudia Wieger Anwohnerin dass – konservativ gerechnet – wegen der langsamen Fließgeschwindigkeit des Grundwassers eine Kontamination erst in 100 Tagen bei den Brunnen ankommen würde. „Wir rechnen aber nicht damit“, betont Kreissprecher Benjamin Josephs.
Noch lägen keine Erkenntnisse darüber vor, dass eine Verunreinigung geschehen ist.
Vor dem Hintergrund solcher – möglicherweise gravierenden – Folgen des Großbrandes fordert Michael Klinkicht (Grüne) mehr
Unterstützung der Stadt durch den Rhein-Kreis ein. „Wir erwarten auch eine umfassende umweltrechtliche Prüfung“, stellt Klinkicht klar.
Dem Eigentümer des Schrottplatzes wurden in einem ersten Schritt strenge Auflagen gemacht. So muss er nicht nur den Oberboden dort austauschen, wo sich das kontaminierte Löschwasser noch während des Feuerwehreinsatzes gesammelt hatte. Vor allem aber muss er auf eigene Kosten eine Messstelle im Abstrom des Grundwassers einrichten und beproben.
Die betroffenen Nachbarn haben das zur Kenntnis genommen, aber auch Fragen. Denn zu wann diese Anlage Ergebnisse liefern soll, wurde noch nicht kommuniziert. „Wir wünschen uns kurzfristige Kontrollen“, sagt Claudia Wieger.
Mit dem Containerhandel und dem Schrottplatz in ihrer Nachbarschaft selbst hat sie kein Problem. Irgendwo müsse der ja hin.
„Wann liefert die Messstelle zur Kontrolle des Grundwassers erste Ergebnisse?“