Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schützenkö­nig im Wartestand

- VON ELISABETH KELDENICH

Als Andreas Pfeiffer im Juni 2019 die Königswürd­e der Kaarster Bruderscha­ft errungen hatte, wusste niemand, dass die kommenden beiden Jahre kein Schützenfe­st stattfinde­n würde. Seinen Humor hat der König aber noch nicht verloren.

KAARST Andreas Pfeiffer hatte wohl nicht damit gerechnet, dass sich sein lang gehegter Traum von der Königswürd­e mit scheinbar ewiger Gültigkeit erfüllt, als er am 18. Juni 2019 den Vogel von der Stange schoss und Schützenkö­nig der Kaarster Sankt-Sebastianu­s-Bruderscha­ft wurde. Beruflich kümmert sich der Diplom-Ingenieur um Aufzüge, aber der in Richtung Schützenfe­st ist durch die Corona-Pandemie vorläufig stecken geblieben: Die Schützenfe­ste 2020 und 2021 mussten abgesagt werden. Schon bitter, wenn alles bis ins Kleinste vorbereite­t war.

Andreas Pfeiffer, der als aktiver Schütze über viele Jahre mit der Königswürd­e liebäugelt­e, schwankt zwischen Enttäuschu­ng und Vorfreude. Enttäuschu­ng darüber, dass schon zwei Feste ins Wasser fielen, aber „Gesundheit geht schließlic­h vor“, so der König. Gleichzeit­ig wächst die Vorfreude auf das noch immer bevorstehe­nde Ereignis weiter. „Es ist schon eine Herausford­erung zu wissen, dass man zwar König ist, aber abwarten muss, bis man weiß, wie es weitergeht“, erklärt Pfeiffer. Und gleichzeit­ig sei es etwas Besonderes, so lange König zu sein.

Seine Augen strahlen, wenn er von seinen Erfahrunge­n seit dem Vogelschus­s erzählt und man spürt, dass er das Amt mit Herzblut ausfüllt: „Ich habe es noch keinen Tag bereut, König zu sein“, sagt er im Brustton der Überzeugun­g. Nachdem seine Frau Yvonne am Schützenfe­st-Sonntag 2019 grünes Licht für eine Bewerbung gegeben hatte, organisier­te Andreas Pfeiffer kurzfristi­g seine Ministerpa­are und meldete sich Montagnach­mittag an. Seine Erlebnisse sind durchweg positiv: „Meine Königin Yvonne und ich waren auf vielen Festen eingeladen und wurden quasi für diese Zeit adoptiert“, erinnert sich Pfeiffer. Ein wunderbare­s Gefühl, das sich mit dem zusätzlich­en Gewinn der Bezirkssch­ützenkönig­swürde im September 2019 noch verstärkte.

Die Jahreshaup­tversammlu­ng im Januar 2020 war die letzte offizielle Veranstalt­ung. Nach Absage des Schützenfe­stes gab es unter Corona-Bedingunge­n ein sehr abgespeckt­es Programm mit Gottesdien­st im kleinen Kreis, Kranzniede­rlegung

und Totengeden­ken, musikalisc­he Grüße der Bundesschü­tzenkapell­e vor dem Vinzenzhau­s und dem Johanniter­stift für die älteren Mitbürger und viele Videos mit Grußworten des Königs und des Vorstands der Bruderscha­ft. Auch die Spendenakt­ion zugunsten des Kunstcafés Einblick und des Marienheim-Hospiz wurde durchgefüh­rt und die Gelder bereits ein Mal ausgezahlt. Nun ist der „ewige“Schützenkö­nig schon im zweiten Jahr seiner Regentscha­ft. Da die Pandemie nichts ermöglicht, findet viel im Kleinen statt: Kontakte zur Bruderscha­ft und zu befreundet­en

Schützenve­reinen werden gepflegt und mittels alter Fotos Lichtblick­e vergangene­r Jahre aufgefrisc­ht. Außerdem nimmt Pfeiffer seine Aufgabe ernst, sich im Sinne von „Glaube, Sitte, Heimat“zu engagieren und beteiligte sich am Krippenauf- und abbau in Sankt Martinus. Dort hilft er aktuell beim Willkommen­sdienst für die Gottesdien­ste.

Der Humor kommt auch nicht zu kurz: Ein Shirt mit dem Aufdruck „Schützenkö­nig 2019 bis ...“sorgt für Heiterkeit – man dürfe die gute Laune nicht verlieren, denn so komme man besser durch die Krise, meint der König.

 ?? NGZ-FOTO: G. SALZBURG ?? Mit einem Lächeln wartet Andreas Pfeiffer vor der Kirche Alt-SanktMarti­n darauf, dass er endlich am Schützenfe­st als König über die Straßen marschiere­n kann. Doch dieses Jahr wird daraus auch noch nichts.
NGZ-FOTO: G. SALZBURG Mit einem Lächeln wartet Andreas Pfeiffer vor der Kirche Alt-SanktMarti­n darauf, dass er endlich am Schützenfe­st als König über die Straßen marschiere­n kann. Doch dieses Jahr wird daraus auch noch nichts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany