Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ton-Kunst aus dem Ofen

- VON UTE BÖHM

Aus einem „einfach mal ausprobier­en“wurde eine Leidenscha­ft. Jutta Bollo stellt dekorative Artikel aus Ton her, die sie am liebsten auf Märkten verkauft. Das geht allerdings aktuell wegen der Pandemie nicht.

NORDSTADT Es begann vor rund dreieinhal­b Jahren, die Mutter überredete Jutta Bollo doch einmal mit zur Töpfergrup­pe zu kommen. Aus einem Ausprobier­en wurde eine echte Leidenscha­ft, inzwischen kann die Neusserin die Hände kaum vom Ton lassen. In der Küche im Neusser Norden entsteht seither mit viel Liebe Dekorative­s. Von kleinen Beetstecke­rn für das Kräuterbee­t bis zu detailverl­iebten Feenhäuser­n und knuffigen Wichteln mit großen Mützen, die umfangreic­h von Hand glasiert werden.

„Ich komme aus einer kreativen Familie, meine Mutter malt, hat selbst getöpfert und von meinen Großeltern weiß ich, dass sie eine

Jutta Bollo Ton-Künstlerin

Töpferei hatten“, erklärt sie. Bevor Jutta Bollo ihre Leidenscha­ft für den Ton entdeckte, arbeite sie mehr an der süßen Front, sie backte reich verzierte Torten, was unter Freunden und Kollegen Anerkennun­g findet. Dabei ist sie als Fleischere­ifachverkä­uferin beruflich eher herzhaft unterwegs. „Leider hat mich eine nötige Operation an der Hand zu einer berufliche­n Neuorienti­erung gezwungen“, erklärt Jutta Bollo. Inzwischen geht es der Hand besser und sie kann ihrer Leidenscha­ft Töpferei in kleinem Rahmen wieder nachgehen, an kleinen Objekten übt sie ihre Fingerfert­igkeit, die Physiother­apeutin hat sie ermutigt.

„Als ich gar nichts machen konnte, habe ich gelitten“, erklärt sie.

Wenn es wieder richtig los gehen kann, möchte Jutta Bollo wieder die größeren Dinge in Angriff nehmen. Da die Leidenscha­ft zum Kunsthandw­erk viele Objekte hervorbrac­hte, begann sie ihre Stücke auch zum Verkauf anzubieten. Auf ersten Märkten verkaufte sie an die begeistert­en Kunden. „Dann kam Corona und seither sind natürlich alle Märkte abgesagt“, erklärt die Töpferin. Inzwischen bietet sie ihre Arbeit auch im Internet an, aber der Verkauf und das Gespräch mit den Menschen auf den Märkten ist ihr definitiv lieber: „Hinzu kommt, dass die Verpackung und der Versand für die Internetve­rkäufe sehr aufwendig sind, da ich mir auch fest vorgenomme­n habe, nur wiederverw­ertete Verpackung­en zu nutzen.“

Aus dem Hobby wirklich einen Beruf machen? Auf die Frage kommt nach kurzem Zögern ein klares „Nein“. Nach vielen Handgriffe­n mit dem Ton bis zum fertig glasierten und gebrannten Stück vergeht viel Zeit, die sich im Preis kaum abbilden lässt. „Außerdem wird dann aus einem Kann ein Muss, das kann zur Last werden.“Der Brennofen steht in der Garage der Eltern, daher fährt Jutta Bollo auch schon einmal spät abends noch einmal los, weil sie einfach zu neugierig ist, ob der Brand wirklich geglückt ist. In nächster Zeit will sie sich einen Hobbyraum einrichten, denn die Werkstücke müssen immer wieder in Ruhe trocknen können und wenn der Ton gebrannt ist, kommen, die Glasuren dran, mit ruhiger Hand werden dann die vielen kleinen Details bemalt, um dann wieder in den Ofen zu wandern. Der Mann der Töpferin hat Verständni­s für das Hobby der Gattin, er selbst ist Modellbaue­r und verliert sich selbst immer mal wieder in den kleinen Details.

Ihre Ideen sammelt die Künstlerin, indem sie mit offenen Augen durch das Leben geht. „Mir passiert es auch immer wieder, dass ich eigentlich eine schlichte Vogeltränk­e machen wollte und dann entsteht neben dem Leuchtturm auch noch ein Bootssteg mit Segelboot“, erklärt Bollo. Aber genau die vielen Kleinigkei­ten machen ihre Objekte zu echten Hinguckern, das ist es fast zu schade die Vogeltränk­e in den Garten zu stellen.

„Ich komme aus einer kreativen Familie, meine Großeltern hatten eine Töpferei“

 ?? FOTO: UTE BÖHM ?? Jutta Bollo hat ihr Talent für den Umgang mit Ton entdeckt. Die ehemalige Fleischere­ifachverkä­uferin bietet ihre Waren mittlerwei­le auch im Internet an.
FOTO: UTE BÖHM Jutta Bollo hat ihr Talent für den Umgang mit Ton entdeckt. Die ehemalige Fleischere­ifachverkä­uferin bietet ihre Waren mittlerwei­le auch im Internet an.

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