Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Kunstcafé Einblick ist nur im „Ruhemodus“
Brigitte Albrecht freut sich über viele Nachrichten. „Die Kaarster haben uns nicht vergessen“, sagt sie.
KAARST Brigitte Albrecht, ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kunstcafés Einblick, gibt sich trotz der Corona-Pandemie im Gespräch mit unserer Redaktion selbstbewusst: „Wir sind nur im Ruhemodus, denn wir sind immer noch da“, sagt sie. Wie alle Gaststätten ist auch das Kunstcafé seit Anfang November geschlossen. Das einzigartige Café, das als Inklusionsbetrieb Menschen mit und ohne Behinderungen Arbeitsplätze bietet, verfügt (noch) über eine stabile finanzielle Existenz: „Wir haben den Betrieb komplett heruntergefahren und müssen nur die Miete aufbringen, die durch Fördergelder gedeckt ist“, erklärt Albrecht. Die Gehälter der Mitarbeiter sind durch Kurzarbeit abgesichert. Es kommen immer noch Spendengelder herein, auf die das Kunstcafé angewiesen ist. Die „Ruhezeit“wurde zur umfassenden Renovierung genutzt. Zudem erhält Albrecht viele Aufträge für ihre beliebten Motivtorten
und ermunternde Nachfragen sind gut für die Seele: „Die Kaarster haben uns nicht vergessen“, freut sich die 70-jährige Albrecht. 16 Jahre Aufbauarbeit in Sachen Inklusion hat ihre positiven Spuren hinterlassen. Das Kunstcafé wird im Falle einer kompletten Öffnung der Gastronomie wieder einsteigen. Sollte sie sich um ein weiteres Jahr verzögern, ist die Zukunft des Cafés fraglich, so Albrecht.
Viel mehr Sorgen bereiten ihr die im Kunstcafé beschäftigten Menschen mit Behinderungen – ihnen fehlt nun die komplette Tagesstruktur. Auch alle gemeinsam durchgeführten Freizeitaktivitäten sind nicht möglich. Dazu gehören Malen, Chorsingen und die allseits beliebte jährliche Segeltörn, deren Durchführung fraglich ist. Von Albrecht in der Vorweihnachtszeit organisierte Aktivitäten wie Plätzchenbacken als
„arbeitsbegleitende Maßnahmen“mussten nach positiv auf das Coronavirus getesteten Teilnehmern abgebrochen werden. Da die meisten Mitarbeiter mit Behinderungen nicht in einer Werkstatt oder Wohneinrichtung leben, warten sie auf ihre Impfungen.
Brigitte Albrecht hält telefonischen Kontakt mit ihren Schützlingen und versucht, über soziale Medien Aufmerksamkeit zu erreichen: „Behinderte Menschen versinken sonst in Unsichtbarkeit“, so ihre Befürchtung. Die Öffentlichkeit, die sie durch das Kunstcafé genießen, sei komplett weggebrochen. Umso wichtiger ist es Albrecht, dass die Impfungen voranschreiten und sich alle Geimpften später in kleinen Gruppen treffen können. Dann gelingt auch eine Wiederherstellung der Tagesstruktur bis zu möglichen Öffnung des Cafés. Brigitte Albrecht verströmt Zuversicht und freut sich schon auf den Tag, an dem wieder Gäste im Café bewirtet werden können.