Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Elsenerin träumt von der großen Bühne
Marie Kalvelage möchte als Schauspielerin durchstarten. Ihr großes Ziel: das Spiel an einem staatlichen Theater.
GREVENBROICH Auf der Bühne zu stehen, bedeutet für sie Freiheit. In andere Rollen schlüpfen, sich stark mit Menschen auseinandersetzen und sich immer wieder neu ausprobieren – das ist es, was Marie Kalvelage begeistert. Seit elf Jahren, seit der achten Klasse, verfolgt sie ein großes Ziel: Sie möchte Schauspielerin werden. Diesem Ziel ist die heute 23-Jährige nun einen großen Schritt nähergekommen. Die Elsenerin hat ihre Ausbildung an einer Kölner Theaterakademie vor wenigen Tagen erfolgreich abgeschlossen – und möchte nun mit Schauspieldiplom die Film- und Fernsehwelt, noch lieber aber die Theaterwelt erobern.
Dafür trainiert die Grevenbroicherin seit etlichen Jahren hart. Als Mädchen tanzte und schauspielerte sie an der Jugendkunstschule in Grevenbroich, und seit der Gründung 2010 war sie Teil der freien Jugendtheatergruppe „no.name“, die bis 2020 regelmäßig im Jugendzentrum GoT in der Südstadt probte. Parallel zur Schule wirkte sie zunächst als Spielerin an mehreren Produktionen mit, später als Regieassistentin an der Seite der Spielleiter Marius Panitz und Werner Alderath, mit denen sie auch die Projekte der Grevenbroicher „Theater-WG“gestaltet.
Nach dem Abitur an der KätheKollwitz-Gesamtschule startete Marie Kalvelage erst in eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, die sie jedoch nach kurzer Zeit zugunsten ihrer wahren Leidenschaft beendete. Was folgte, war eine intensive Ausbildung an der privaten Theaterakademie. Vier Jahre lang lernte sie dort die Techniken des Schauspiels – und mehr: Auf dem Plan standen Bewegungsübungen, Sprech- und Gesangstrainings. Außerdem lernte sie die Kunst der Bühnenkämpfe. Der große Auftritt bei ihrer Abschlussprüfung musste wegen der Folgen der Corona-Pandemie jedoch ausfallen. „Das war sehr schade. Wir haben vier Jahre darauf hingearbeitet“, sagt Kalvelage, die die Inszenierung der „Prinzessinnendramen“von Elfriede Jelinek nicht vor Publikum im Kölner Orangerietheater aufführen durfte, sondern „nur“vor der Prüfungskommission. Überhaupt waren die letzten zwei Semester ihrer Ausbildung geprägt durch die Pandemie. „Ich hatte zwischendurch Online-Unterricht und habe dabei auch mal im Wohnzimmer vor dem Computer gesungen und Sprechunterricht gehabt“, erzählt die 23-Jährige, die froh ist, dass die Zeit der Lockdowns nicht in die Anfangszeit ihrer acht Semester dauernden Ausbildung fiel.
Jetzt ist die junge Schauspielerin auf der Suche nach ihren ersten
Engagements, tüftelt an einer eigenen Website und schreibt zahlreiche Initiativbewerbungen, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie erhofft sich über Agenturen einen Einstieg in die Film- und Fernsehwelt. Unterstützt wird sie dabei von ihrer Familie. „Mein Traum ist es, einmal an einem staatlichen Theater zu spielen“, sagt Kalvelage, die zu Beginn ihrer Karriere aber nicht wählerisch sein will. Das gilt auch für potenzielle Rollen: „Festlegen möchte ich mich da nicht. Ich kann mir vieles vorstellen. Spannend würde ich es finden, mal eine Kommissarin zu spielen, aber auch Sonntagsmärchen finde ich interessant.“
Erfahrungen sammelte sie bereits in den vergangenen Jahren bei Produktionen wie „#No Yolo“in Grevenbroich, bei „Der Dachs hat heute schlechte Laune“am Casamax-Theater
in Köln oder zuletzt bei ihrer Diplom-Inszenierung. Auch coachte sie in den vergangenen Monaten mehrere andere Schauspieler intensiv. Marie Kalvelge weiß, worauf es ankommt: Mutig sein, sich auch mal überwinden – und die Rolle, die man spielt, bestmöglich verkörpern.
Die Elsenerin setzt unter anderem auf Theater in Neuss, Düsseldorf und Köln, die regelmäßig zu Beginn ihrer Spielzeiten nach neuen Schauspielern suchen. Aber sie weiß auch um den umkämpften Markt. Dass das kulturelle Leben durch die Lockdowns praktisch zum Erliegen gekommen ist, spielt ihr nicht gerade in die Hände. Dennoch blickt sie optimistisch in die Zukunft. „Ich gehe das jetzt in kleinen Schritten an und möchte mich nun erst einmal als Schauspielerin präsentieren“, sagt sie.