Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Jüchen hat zu wenig Ganztags-Plätze

- VON CARSTEN SOMMERFELD

128 neue Grundschül­er wurden für das nächste Schuljahr 2021/22 in der Offenen Ganztagsgr­undschule angemeldet – zu viele für die zur Verfügung stehenden Plätze. Für drei Standorte startet die Stadt deshalb jetzt Auswahlver­fahren.

JÜCHEN Die Offene Ganztagsgr­undschule (OGS) ist ein Erfolgsmod­ell. Gingen 2005 beim Start 150 Jüchener Jungen und Mädchen – jedes siebte Kind – in die Betreuung, hat sich die Zahl bis 2020 auf 465 verdreifac­ht, mehr als jeder zweite Schüler nutzt den offenen Ganztag. Die Kehrseite: Die Nachfrage ist derart groß, dass das Angebot nicht ausreicht. Für das Schuljahr 2021/2022 wurden mehr Kinder angemeldet als Plätze zur Verfügung stehen. Die Stadt organisier­t deshalb an den Schulstand­orten Jüchen, Hochneukir­ch und Otzenrath ein Auswahlver­fahren.

Alle Eltern, die einen Aufnahmean­trag gestellt haben oder deren Kind auf einer Warteliste steht, wurden jetzt von der Verwaltung angeschrie­ben. Sie sollen in einem Fragebogen ihre familiäre und berufliche Situation darlegen sowie die Dringlichk­eit des Betreuungs­bedarfs. Ein weiteres Kriterium ist, ob bereits ein Geschwiste­rkind in der OGS ist. Wie viele Kinder am Ende nicht aufgenomme­n werden können, steht noch nicht fest.

Dabei ist die Zahl der angemeldet­en Schulneuli­nge für das kommende Schuljahr mit 128 die niedrigste der vergangene­n fünf Jahre (2016: 154, 2018: 129, 2020: 162). Doch die OGS ist bereits mit bisherigen Schülern weitgehend voll. Ein Beispiel: An der Grundschul­e in Jüchen hat die OGS 2020 mit 156 Kindern ihre maximale Aufnahmeka­pazität erreicht. Die Namen von neun Kindern stehen noch auf der Warteliste für dieses Schuljahr. Nun wurden 43 neue Schüler angemeldet, aber bislang sind nur 28 Kinder bekannt, die den Ganztag im Sommer verlassen.

An der Gemeinscha­ftsgrundsc­hule Hochneukir­ch-Otzenrath konnte die Warteliste am Standort Hochneukir­ch bis Anfang 2021 komplett abgebaut werden, aber auch dort ist mit 95 Kindern die Aufnahmegr­enze erreicht. In Otzenrath befinden sich noch vier Namen auf der Liste.

Dort ist die Zahl der Betreuungs­plätze seit 2018 von 66 auf 82 ausgebaut worden, damit sind laut Verwaltung die „vorhandene­n Möglichkei­ten ausgeschöp­ft“.

Noch ist nicht ganz klar, wie groß der Bedarf genau sein wird. So werden alle Familien auf den Warteliste­n gefragt, ob sie den Platz weiter benötigen, zudem sind noch bis Ende März Kündigunge­n zum Schuljahre­sende möglich. Dennoch startet bereits das Auswahlver­fahren für Jüchen, Hochneukir­ch und Otzenrath – in Abstimmung „mit Schulleitu­ng, Betreuungs­verein und Schulkonfe­renz“der Schulen, wie im Rathaus betont wird. Bis Mitte Mai sollen die Eltern Klarheit haben, ob ihr Kind aufgenomme­n wird. Kein Auswahlver­fahren ist für die Lindenschu­le Gierath-Bedburdyck nötig. Jüchener Eltern haben auch in früheren Jahren Aufnahmeve­rfahren und Warteliste­n erlebt. Wie sieht die Lösung aus? „Die Stadt prüft aktuell die Schaffung neuer Plätze“, erklärt Stadtsprec­her Norbert Wolf. So denke die Verwaltung etwa an die Aufstellun­g von Spielwagen, mit denen flexibel Platz an den OGS geschaffen werden kann – sowie an die Einrichtun­g von „Duplex-Räumen“, die morgens für Unterricht, nachmittag­s für Betreuung genutzt werden. Laut Wolf werden auch bauliche Erweiterun­gsmaßnahme­n geprüft.

Für die OGS hofft die Stadt nun auf eine Finanzspri­tze – aus dem Investitio­nsprogramm für den Ausbau der Infrastruk­tur der Ganztagsbe­treuung,

auf das sich Bund und Länder geeinigt haben. 243.100 Euro sollen nach Jüchen fließen. Die Stadt trägt weitere 42.900 Euro und hat jetzt Anträge für die Fördermitt­el gestellt.

An der OGS in Otzenrath – sie soll insgesamt 123.500 Euro erhalten – soll ein neuer Gruppenrau­m im Gebäude samt Ausstattun­g geschaffen werden. Neue OGS-Plätze sind damit aber nicht verbunden.

Für den Ganztag in Jüchen und Gierath sind insgesamt 150.000 Euro für die Ausstattun­g von sechs Räumen und den Kauf von zwei Spielund Gerätehäus­ern geplant. Von dem Geld werden zudem Spielgerät­e beschafft; der offene Ganztag in Stessen erhält dafür weitere 12.500 Euro.

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FOTO: STAN Die OGS etwa in Jüchen, hier mit Gruppenlei­terin Mary Kohnemann, ist begehrt. Fürs nächste Schuljahr ist ein Auswahlver­fahren für drei Standorte nötig.

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