Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die deutschen Wälder haben hohes Fieber
BERLIN Um den Wald in Deutschland steht es schlecht. Der neue Bericht über den Zustand der Wälder im vergangenen Jahr, den Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Mittwoch vorstellte, enthält den negativsten Befund seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1984. „Wer im Wald unterwegs ist, der sieht massive Schäden: kahle Flächen, trockene Bäume, übermäßig viel Schadholz“, sagte Klöckner in Berlin.
Besonders die vergangenen drei Dürrejahre hätten den Wäldern zugesetzt. Hitze, Sturmschäden und Schädlingsbefall – vor allem durch Borkenkäfer – haben die Sterberate der Bäume im Vergleich zu früheren Jahren deutlich erhöht. Besonders alte Bäume über 60 Jahre sind demnach vom Absterben bedroht.
Dabei lässt sich der Zustand der Bäume an der Krone ablesen. „Der Kronenzustand ist wie ein Fieberthermometer“, sagte Klöcker – und das zeigt, um im Bild zu bleiben, hohes Fieber der Bäume an. So nimmt durch den Verlust von Nadeln und Blättern die sogenannte Verlichtung der Kronen immer mehr zu. Laut dem Bericht trugen im vergangenen Jahr vier von fünf Bäumen lichte Kronen. Wie sehr der Wald leidet, lässt sich auch an der Schadholzmenge bemessen: 277.000 Hektar – eine Fläche etwas größer als das Saarland – müssen wieder bewaldet werden.
Um auf die massiven Waldschäden zu reagieren, stellt die Bundesregierung insgesamt 1,5 Milliarden Euro bereit: 800 Millionen Euro wurden bereits 2019 in einem Bund-Länder-Paket auf den Weg gebracht. Weitere 700 Millionen Euro stellt der Bund bereit, wobei 500 Millionen in Form einer sogenannten Nachhaltigkeitsprämie vergeben werden. Um die Förderung in Anspruch zu nehmen, müssen Waldbesitzer und Forstwirte Mischwälder mit standortgerechten Baumarten aufbauen.