Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein Innenstadt-Konzept für den Lieferverk­ehr

Die sogenannte­n „Micro-Hubs“in Neuss sollen aus der Planungs- in die Umsetzungs­phase gehen. Viel Vorarbeit wurde bereits geleistet.

- VON ANDREAS BUCHBAUER

NEUSS Der Fahrplan für die nächsten Monate steht. Im Mai soll die über das Förderprog­ramm der NRW-Landesregi­erung fortgeführ­te Studie zu den geplanten „Micro-Hubs“in Neuss abgeschlos­sen werden. Es ist ein wichtiger Schritt für die künftige Gestaltung des innerstädt­ischen Lieferverk­ehrs. Mit den „Micro-Hubs“soll die sogenannte „letzte Meile“in der Logistik entlastet werden. Die Kernidee: Lieferunge­n werden ab dem Hub – also einem Verteilzen­trum für Waren – statt mit Transporte­rn zum Beispiel mit E-Lastenräde­rn und Street-Scootern zum Kunden gebracht. Die CDU drückt jetzt aufs Tempo, auch mit Blick auf das Förderprog­ramm „Städtische Logistik“des Bundesverk­ehrsminist­eriums. Laut CDU-Logistikex­perte Thomas Klann könne dies helfen, „die lang diskutiert­en Micro-Hubs in Neuss endlich im Laufe der nächsten drei Jahre zu realisiere­n“.

Viel Vorarbeit wurde bereits geleistet. Ende 2018 hatte die Industrieu­nd Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n eine Machbarkei­tsstudie zur Entwicklun­g der Hubs in Neuss sowie in Mönchengla­dbach und Krefeld auf den Weg gebracht. Daran schloss die tiefergehe­nde Fortführun­g der Studie an, auch mögliche Standorte wurden bereits in den Blick genommen. Jan-Philipp Büchler (CDU), Vorsitzend­er des Ausschusse­s für Wirtschaft, Strukturwa­ndel und Beschäftig­ung, betont, man wolle das Förderprog­ramm des Bundes nutzen, um „zügig Fortschrit­te für Neuss zu realisiere­n und Micro-Hubs im Bereich des Bahnhofsum­feldes und der Innenstadt umzusetzen“. Auch bei der Entwicklun­g des neuen Inbus-Viertels auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenf­abrik Bauer & Schaurte müssten sie mitgedacht werden. „Die theoretisc­hen und technische­n Grundlagen sind erarbeitet. Die Fördermitt­el stehen bereit“, erklärt Büchler. „Jetzt sind von der Stadt die Fragen der Bewirtscha­ftung zu klären. Dann muss es heißen: loslegen.“

Die Arbeit läuft. Wie Miriam Stiegler vom städtische­n Presseamt auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, arbeite die von der IHK mit dem Projekt beauftragt­e Bietergeme­inschaft Agiplan, Fraunhofer Institut für Materialfl­uss

und Logistik sowie die Rechtsanwa­ltskanzlei Luther aktuell an einem Betreiber- und Einnahmenk­onzept. „Ziel ist es, über eine Umlage an die Wirtschaft­lichkeit zu kommen“, so Stiegler. Eine wichtige Rolle spielen dabei Mehrleistu­ngen – Beispiele hierfür sind Umkleideka­binen und ein Lagerraum für Privatkund­en – sowie die Unterhaltu­ng des Fuhrparks, die vor Ort durch lokale Betriebe oder auch die Radstation übernommen werden könnte. „Darüber hinaus führen Agiplan/ Fraunhofer im Moment Einzelgesp­räche mit KEP-Dienstleis­tern“, erklärt Stiegler. Das Kürzel steht für Kurier-, Express- und Paketdiens­t. „Mit Hilfe der vertraulic­hen Daten über das tatsächlic­he Sendungsau­fkommen

soll die Suche nach dem bestmöglic­hen Standort für alle Projektpar­tner durchgefüh­rt werden.“

Für Büchler steht fest: Mit der Gestaltung innovative­r Micro-Hubs kann Neuss nicht nur zum Vorreiter in der Region werden, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung eines klima- und aufenthalt­sfreundlic­hen Lieferverk­ehrs leisten. Mit Blick auf die vielen in Neuss angesiedel­ten Logistikun­ternehmen sieht er zudem das Potenzial, neue und umweltscho­nende Konzepte auszuprobi­eren.

Der Lieferverk­ehr hat in den vergangene­n Jahren deutlich zugenommen. Angesichts des wachsenden Onlinehand­els – auch befeuert durch die Corona-Pandemie und damit verbundene Schließung­en des stationäre­n Einzelhand­els – gab es einen zusätzlich­en Schub.

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FOTO: DPA Das Paketaufko­mmen hat – auch wegen des wachsenden Onlinehand­els – stark zugenommen.

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