Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Lions Club unterstützt beim Berufsstart
Mehrtägiges Bewerbungstraining im Jugendtreff „Die Rübe“der Diakonie war erneut erfolgreich. Von Stärkenanalyse über Fotos und Flyer bis zum Speeddating wurden die Jugendlichen auf ihre Bewerbung vorbereitet.
HORREM „Ich bin echt gut in Mathe, Englisch, BWL, nur Texte schreiben kann ich nicht“, sagt Mewa grinsend, und Georg Schumann kontert mit einem Augenzwinkern: „Das macht nichts, Dichten ist bei uns auch nicht gefragt.“Vielleicht begegnen sich die 19 Jahre zukünftige Fachabiturientin mit Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung und der 62-jährige Kraftverkehrsmeister bald wieder unter dem Dach der EGN. Für den regionalen Entsorger arbeitet Schumann seit 19 Jahren und war am Freitag im Jugendzentrum „Die Rübe“in Horrem beim Job-speeddating als „Recruiter“im Einsatz.
Mewa hat er schon überzeugt, und auch Melvin (19) entdeckt im zehnminütigen Gespräch mit Schumann eine Perspektive für sich. Er will Mechatroniker werden, „dass es den Beruf auch für Nutzfahrzeuge gibt, zum Beispiel bei der EGN, hatte ich gar nicht im Hinterkopf“. 16 junge Männer und Frauen verteilen sich am Freitag in der „Rübe“und den davor aufgestellten Zelten. In Zweierteams durchlaufen sie nacheinander acht Stationen, an denen neben der EGN die Augustinus-kliniken, das Autohaus Schwab-tolles, die Diakonie im Rhein-kreis Neuss mit den Fachrichtungen Betreutes Wohnen für psychisch Kranke und Pflege, die Bildungszentren des Baugewerbes und der Kreishandwerkerschaft, der Freizeitmarkt Gongoll und das Technologiezentrum Glehn Berufs- und Bildungsperspektiven vorstellen.
„Die Jugendlichen haben schon genug Hürden vor sich auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, deswegen wollten wir das Training trotz Corona auch dieses Jahr unbedingt anbieten“, sagt Rübe-chef
Andreas Stefen, während zwischen dem Wechsel der Gruppen alle Tische desinfiziert werden. Aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln in der Pandemie ist nur knapp die Hälfte der über 30 Jugendlichen, die sich angemeldet hatten, beim „Bewerbungstraining 2020“in der Rübe dabei. „Wir konnten nur die nehmen, die es am meisten brauchen, weil sie im kommenden Jahr in die Ausbildung gehen“, erklärt Stefen mit spürbarem Bedauern.
Seit sieben Jahren bietet das Team der „Rübe“das mehrtägige Training an, ebenso lange ist der Lions Club Dormagen als Unterstützer mit an Bord. Der Wohltätigkeits-verein gibt jährlich 2000 Euro. Aus dem Projekt ist somit ein Programm geworden, das traditionell stark nachgefragt wird und für die Teilnehmer kostenlos bleibt. „Es ist uns ein Herzensanliegen, dass die Kinder in Arbeit kommen“, betont Sabine Prosch vom Lions Club, und ergänzt: „Zumal es in den vergangenen Jahren einige Erfolgsgeschichten gab.“
Fünf Tage lang statten Profis die Jugendlichen mit Wissen und Material aus, um sich bestmöglich im Bewerbungsprozess zu präsentieren. „Wir hatten einen Coach hier, der mit jedem eine Stärkenanalyse gemacht hat, einen Fotografen und eine Grafikerin, die aus den Stärken und den Fotos für jeden Teilnehmer einen individuellen Bewerbungsflyer gestaltet hat“, erzählt Stefen.
An Tag vier probten die Jugendlichen im Gespräch mit Personalern aus dem Chempark Bewerbungsgespräche. Den Abschluss machte traditionell das Speeddating mit potenziellen Ausbildungsbetrieben. David ist zwar erst 16, nutzt aber schon zum zweiten Mal das Training, „weil ich hier lerne, wo ich mich verbessern könnte“. Für Mewa schlägt das persönliche Gespräch bei der Berufswahl alle anderen Infomöglichkeiten: „Ich höre mir lieber Erfahrungsberichte an und entscheide dann.“