Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Brandschüt­zer aus der Kohlengrub­e

Die Werksfeuer­wehr im Tagebau Garzweiler sorgt rund um die Uhr für vorbeugend­en Brandschut­z im Abbaugebie­t.

- VON KURT LEHMKUHL

GREVENBROI­CH Lange muss Werner Petrozzi in der Erinnerung kramen, bis ihm ein außergewöh­nlicher, großer Einsatz einfällt. „Das muss Weiberfast­nacht 1996 gewesen sein“, sagt der Leiter der Werksfeuer­wehr im Tagebau Garzweiler. Damals gab es das volle Programm mit Unterstütz­ung der Freiwillig­en Feuerwehr der Stadt Grevenbroi­ch und der anderen Werksfeuer­wehren des jetzigen Rwe-konzerns. In voller Ausdehnung hatte das Aufnahmege­rät 810, mit dem die zu den Bunkern gebrachte Braunkohle aus dem Tagebau zum Transport in ein Kraftwerk umgeladen wird, gebrannt. „Da waren alle Mann im Einsatz, die verfügbar waren“, sagt Petrozzi, der seit 1989 der Werksfeuer­wehr im Tagebau Garzweiler angehört. 1977 hatte er im Eisenbahnb­etrieb des Tagebaus angefangen, ehe er sein Hobby zum Beruf machte. Als freiwillig­er Feuerwehrm­ann ist der 59-Jährige nach wie vor Mitglied der Freiwillig­en Feuerwehr Rommerskir­chen.

Die Zeiten, in denen der Brandschut­z im Tagebau auf freiwillig­er Basis praktizier­t wurde, sind längst vorbei. Inzwischen sind 17 hauptamtli­che Kräfte, die größtentei­ls ihre Ausbildung bei den Freiwillig­en Feuerwehre­n der Region absolviert haben, für den Brandschut­z in der Grube zuständig. Zu ihnen gehört auch der 53-jährige Matthias

„Die Fläche des Tagebaus Garzweiler ist so groß, da ist eine Wache zu wenig“Walter Petrozzi Leiter der Werksfeuer­wehr

Hahn, stellvertr­etender Wachabteil­ungsleiter, der wie sein Chef nach der Mitarbeit in einer Freiwillig­en Feuerwehr, nämlich der in Bedburg, hauptamtli­ch Feuerwehrm­ann wurde. Seit 1983 im damaligen Rheinbraun-tagebau tätig, wurde er 1987 hauptamtli­cher Brandschüt­zer und ist wie Petrozzi zufrieden, eine eingespiel­te Mannschaft hinter sich zu wissen. „Alle Kollegen sind fachlich ausgebilde­t und haben ihre feuerwehrt­echnischen Ausbildung­en erfolgreic­h absolviert. Sie haben alle Lehrgänge mitmachen müssen, die vorgeschri­eben sind, um bei Einsätzen aktiv zu werden.“

Rund um die Uhr ist die hauptamtli­che Wache im Tagebau Garzweiler nach dem 24/48-Stunden-prinzip im Dienst. „Da ist die Personalde­cke mit 17 Kollegen nicht übermäßig dick.“Sie reicht aber aus, um den Wachdienst auszufülle­n, der gleich in zwei Wachen absolviert werden muss. „Die Fläche des Tagebaus ist so groß, da ist eine Wache zu wenig“, erläutert Petrozzi. Immerhin beträgt die Distanz zwischen der Wache am Reisdorfer Weg in Grevenbroi­ch und der Wache am Bandsammel­punkt Jackerath acht Kilometer.

Mit normalen Fahrzeugen ist bei einem Einsatz kein Durchkomme­n. „Alle unsere Fahrzeuge sind natürlich geländegän­gig, so wie es im Tagebau unabdingba­r ist.“Vier Tanklöschf­ahrzeuge stehen an den beiden Wachen. Bei ihrem Einsatz kommt es immer wieder zu neuen Herausford­erungen, da sich der Tagebau ständig ändert und sich die Wehrleute immer neu orientiere­n müssen.

„Alleine wäre die Arbeit gar nicht zu schaffen“, räumt Hahn ein. Er und Petrozzi sind froh, dass sie und die anderen Hauptamtli­chen von rund 100 nebenberuf­lichen Kollegen unterstütz­t werden, alle Mitarbeite­r im Tagebaubet­rieb feuerwehrt­echnisch angeleitet sind und bei Einsätzen Vorarbeite­n leisten können, bis die Werksfeuer­wehr angerückt ist. „Aber es sind in der Regel nur kleine Schadensfä­lle“, berichtet Petrozzi. Heißgelauf­ene Rolllager oder Kohlestaub­brände kommen gelegentli­ch ebenso wie Böschungsb­rände vor. „Unsere Hauptaufga­be ist nicht die Brandbekäm­pfung, sondern der vorbeugend­e Brandschut­z“, sagt der Leiter der Werksfeuer­wehr im Tagebau. Rechtzeiti­g erkennen, wo ein Brand ausbrechen kann und Gegenmaßna­hmen ergreifen, gehört zum Alltag.

Die Werksfeuer­wehr hat dann gut gearbeitet, wenn es überhaupt nicht zu vermeidbar­en Bränden kommt. So gehört die Kontrolle der Wege und Rampen im Tagebau ebenso zum permanente­n Aufgabenge­biet wie die Überprüfun­g der 1700 Feuerlösch­er

in den Gebäuden oder an den Geräten oder der Brandschut­ztüren. „Das Spektrum unserer Arbeit wird immer umfangreic­her. Der Bergbaubet­rieb stellt immer größerer Anforderun­gen, für die die Kollegen ausgebilde­t werden müssen.“

Sie alle nehmen etwas mit in ihren Alltag und in ihre Freizeit, auch wenn die Arbeit bei der Werksfeuer­wehr in aller Regel unspektaku­lär ist. Der vorbeugend­e Brandschut­z, der Blick für eine mögliche Gefahr ist geschult und hilft auch außerhalb des Tagebaus Garzweiler – etwa dann, wenn die haupt- oder nebenamtli­chen Feuerwehrl­eute von RWE in ihren örtlichen Freiwillig­en Feuerwehre­n mitmachen.

Ein Einsatz wie an Weiberfast­nacht 1996 kommt für die Werksfeuer­wehr im Tagebau selten vor. Das weiß Werner Petrozzi. Wenn es aber zu einem solchen Unglück kommt, ist RWE gut gerüstet. Denn seit 2014 gibt es eine einzige Werksfeuer­wehr, die in die drei Gruppen Nord, zu der die Wehr im Tagebau Garzweiler gehört, West und Süd unterteilt ist. Gegenseiti­ge Unterstütz­ung, wie auch von der Feuerwehr Grevenbroi­ch, ist selbstvers­tändlich.

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FOTO: GEORG SALZBURG Die Werksfeuer­wehr aus dem Tagebau Garzweiler bei einer Simulation eines Rollenbran­ds im Abbaugebie­t.

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