Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Angst vor dem Fluitbach

Katrin Schmitz kämpft seit Jahren um einen besseren Schutz für ihren Hof. Die Stadt plant einen Feldversuc­h.

- VON MARC LATSCH

RADERBROIC­H Wer Katrin Schmitz trifft, erlebt eine aufgebrach­te Frau. Sie ist wütend, und sie hat Angst. Um ihre Existenz. Sogar um ihr Leben, wie sie sagt. Wenn Schmitz vom Fluitbach redet, der vor ihrem alten Bauernhof verläuft, greift sie zu drastische­n Vergleiche­n. Dann ist die Rede von der Elbflut in Hamburg und vom Einsturz des Kölner Stadtarchi­vs. Ähnliches, so Schmitz, drohe im schlimmste­n Fall auch bei ihr in Raderbroic­h.

Ihre Probleme mit dem Wasser sind nicht neu. Schon ihre Großmutter habe sich einst mit der Stadt auseinande­rgesetzt. Aber im Sommer habe sich die Lage verschärft. Damals wurde die Sohle des Fluitbachs in Teilen vertieft. „Das Sohlegefäl­le stimmt nicht. Das ist schon mit bloßem Auge zu erkennen“, sagte Schmitz damals. Ihr Hof liegt in der Senke. Schmitz hatte Angst, dass sich das Wasser dort noch stärker stauen würde. Schon jetzt weise das Gemäuer Risse auf.

Die Stadt reagierte auf die Beschwerde. Vertreter der Stadt, darunter der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Albert Richter, kamen zu einem Ortstermin vorbei. Es sollten Lösungen geprüft werden, darunter der Bau einer Sperreinri­chtung. Geschehen sei seitdem nichts, klagt Schmitz. „Dabei ist Gefahr im Vollzug“, sagt sie. „Ich fühle mich nicht ernst genommen.“

Damit die Stadt dauerhaft tätig werden kann, braucht es die Genehmigun­g der Unteren Wasserbehö­rde des Rhein-kreis Neuss. Diese ist bislang noch nicht erteilt worden. Das bestätigen Stadt und Kreis. Was jedoch möglich sei, ist ein Feldversuc­h. Der Städtische Abwasserbe­trieb wird am 6. November daher testweise sogenannte Bigbags vor dem Hof von Katrin Schmitz anbringen. Diese Sandsäcke sollen das Haus vor einer möglichen Überflutun­g schützen. „Nach dem Feldversuc­h wird ein Genehmigun­gsantrag eingereich­t“, teilt die Stadt mit.

Es tut sich also etwas in Raderbroic­h. Allerdings nicht so, wie sich Schmitz das vorstellt. „Wir brauchen keine Testphase“, sagt sie. Das Problem sei so lange bekannt, sie wolle jetzt eine endgültige Absicherun­g. Außerdem müsse die Böschung vor ihrem Hof wieder in Ordnung gebracht werden. Mit dem Ergebnis der Arbeiten dort sei sie nicht einverstan­den. „Das hier noch nichts passiert ist, kann ich als Mensch nicht nachvollzi­ehen“, sagte sie. Verspreche­n glaube sie schon lange nicht mehr.

In den letzten Monaten hat Schmitz einen richtigen Starkregen erlebt. Richtig „klatsch-bumsnass“sei der Boden danach gewesen, das Wasser kaum abgesicker­t. Bis sie nicht vor Überschwem­mungen und Hangrutsch­en gesichert ist, gebe sie keine Ruhe. „Ich höre nicht auf“, sagt sie. Und wer sie erlebt, glaubt ihr jedes Wort.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Die Sohle des Fluitbachs vor dem alten Bauernhof von Katrin Schmitz. Die Anwohnerin erhofft sich von der Stadt endlich eine dauerhafte Lösung. Sonst drohe eine Überschwem­mung ihres Grundstück­s.
FOTO: JANA BAUCH Die Sohle des Fluitbachs vor dem alten Bauernhof von Katrin Schmitz. Die Anwohnerin erhofft sich von der Stadt endlich eine dauerhafte Lösung. Sonst drohe eine Überschwem­mung ihres Grundstück­s.

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