Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Trippelsch­ritte fürs Klima

- VON BIRGIT MARSCHALL

Zwei Drittel der Deutschen waren jüngst im Ard-„deutschlan­dtrend“der Meinung, dass Fliegen teurer werden sollte, um die klimaschäd­liche Vielfliege­rei einzudämme­n. Das ist eine erfreulich klare Mehrheit. Klimaschut­z fängt mit der Erkenntnis an, dass sich grundsätzl­ich etwas ändern muss im Mobilitäts­verhalten. Mal eben nach Mailand zu fliegen, nur um sich neue Schuhe zu kaufen, das sollte es nicht mehr geben. Wenn es aber um das tatsächlic­he Verhalten jedes Einzelnen geht, ist der Weg zum wirksamen Klimaschut­z noch weit: Seit es die Protestbew­egung „Fridays for Future“gibt, sind die Starts von deutschem Boden sogar weiter gestiegen.

Anreize zur Verhaltens­änderung zu setzen, ist das politische Gebot der Stunde. Die Bundesregi­erung geht mit dem Klimapaket Schritte in die richtige Richtung, aber es sind nur Trippelsch­ritte. Die Luftverkeh­rsabgabe soll vor allem für Inlandsflü­ge etwas mehr erhöht werden als zunächst geplant. Sie steigt ab April 2020 nicht nur um drei, sondern um rund 5,50 Euro. Zugleich will die Bahn ihre Ticketprei­se infolge einer ermäßigten Mehrwertst­euer im Fernverkeh­r um zehn Prozent senken. Unterm Strich dürften die Wettbewerb­snachteile der Bahn gegenüber dem Luftverkeh­r aber auch nach dem bisschen Drehen an diesen Stellschra­uben nicht eingeebnet sein.

Zumal die Bundesregi­erung auch noch nicht entschiede­n hat, wie sie ihren Plan umsetzen will, Dumpingpre­ise im Flugverkeh­r künftig auszuschli­eßen. Sie hat zwar erklärt, sie wolle verbieten, dass Airlines Tickets anbieten, die günstiger sind als die Summe der Abgaben und Gebühren. Solange Easyjet und Co. Flüge weiter für den Bruchteil eines Bahnticket­preises anbieten dürfen, werden die geringere Mehrwertst­euer für die Bahn oder die höhere Luftverkeh­rsabgabe wirkungslo­s bleiben. BERICHT KLIMAPRÄMI­E FÜR GERINGVERD­IENER, TITELSEITE

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