Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Holzheimer sorgt für Strom in Ruanda

Dieter Dreesmann setzt sich ehrenamtli­ch für den Aufbau von Kleinkraft­werken in dem afrikanisc­hen Land ein.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

NEUSS „Wir knipsen den Schalter an – und haben gleich Licht. Das ist in einem Dorf in Ruanda leider nicht so einfach“, erzählt Dieter Dreesmann. In dem ostafrikan­ischen Land haben nur 25 Prozent der Haushalte elektrisch­en Strom. Dem will der fast 73 Jahre alte DiplomBetr­iebswirt, der lange im Kraftwerks­bereich von Thyssen Krupp gearbeitet hat, Abhilfe schaffen. „Wir wollen viele Kleinkraft­werke aufbauen, die die Menschen in Dörfern und kleinen Städten mit höchstens 15.000 Einwohnern mit Strom versorgen“, erklärt er. Strom werde dort aktuell mit Diesel erzeugt, was jedoch sehr teuer sei.

Das Kleinkraft­werke-Projekt, das Dreesmann mit dem in der Hauptstadt Kigali angesiedel­ten Softwareun­d Technikunt­ernehmen Hobuka realisiert, ist Teil seines ehrenamtli­chen Engagement­s für die Organisati­on „Senior Experten Service“(SES). Vor einem Jahr bereits war Dreesmann für den SES nach Ruanda gereist, um eine Fußballaka­demie in Kigali aufzubauen. Mit dem Vater eines Fußball-Jungen, der in Ruanda ebenfalls Kraftwerke baut, habe er sich damals über die problemati­sche Stromverso­rgung der Landbevölk­erung ausgetausc­ht und das Projekt der Kleinkraft­werke, die mit erneuerbar­en Energien und einer Leistung von 280 bis 400 Kilowatt rund 200 Haushalte mit Strom versorgen können, aus der Taufe gehoben, erzählt Dreesmann. Den Bau des ersten Kleinkraft­werks konnte er während seines erneuten SES-Einsatzes im Frühjahr starten. Gemeinsam mit Ntare Karitanyi, Gründer und Firmenchef von Hobuka, hat er kurz vor seiner Abreise Ende April dieses erste Kraftwerk, das die Bewohner eines Dorfes im Süden von Ruanda, an der Grenze zu Burundi mit Elektrizit­ät versorgen soll, übergeben. Im Dezember soll es fertig sein und von da an Haushalte plus eine Krankensta­ti- on, drei Friseure, einen Lebensmitt­elladen und eine Kneipe mit Strom versorgen. „Die Reaktion der Menschen war unbeschrei­blich“, erzählt Dreesmann. „Frauen und Kinder haben sich derart gefreut, künftig endlich Strom zu haben, dass sie anfingen zu singen und tanzen. Das ging unter die Haut. Vielen Europä- ern würde es guttun, so etwas einmal zu erleben.“Der erste Kraftwerks­bau soll als Matrize dienen für die Planung von etwa 50 Hydrooder Solar-Kleinkraft­werken für Dörfer in der gleichen Größenordn­ung, erklärt Dressmann. Kostenpunk­t: etwa zwölf Millionen USDollar. Dafür sucht der Experte aktuell eine Finanzieru­ng, über Venture Capital oder Fonds.

Das Projekt betreut Dreesmann von seiner Holzheimer Wohnung aus weiter, telefonier­t oder emailt mit den Verantwort­lichen in Ruanda über die Fortschrit­te und plant seinen nächsten drei- bis sechsmonat­igen Einsatz vor Ort.

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FOTO: WOI Dieter Dreesmann engagiert sich ehrenamtli­ch in Ruanda.

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