Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Alle vier Jahre im Rampenlicht
der jüngeren Vergangenheit die mediale Aufmerksamkeit eines Stars.
„Gut fahren und kein Risiko eingehen“, das hatte sie sich gestern vor dem vierten und entscheidenden Durchlauf vorgenommen. Und es gelang. Pünktlich zu den Olympischen Winterspielen in Bestform sicherte sie sich ihr zweites olympisches Gold in Folge, das dritte ihrer Karriere. Geisenberger brachte einen hauchdünnen Vorsprung ins Ziel. Teamkollegin Dajana Eitberger (27) gewann Silber. Tatjana Hüfner (34) erreichte Rang vier. Drei Namen, die zumindest kurz Schlagzeilen machen.
Vor allem deutsche Olympiasieger und Medaillengewinner stehen alle vier Jahre wieder im Fokus. Bei Weltmeisterschaften rufen sie sich zwar jeden Winter in Erinnerung. Doch nur bei Olympischen Spielen ploppen ihre Erfolge als Eilmeldung auf. Rodler Johannes Ludwig (Bronze) oder Biathlet Arnd Peiffer (Sprint-Gold) zählen wie Geisenberger zu diesen Sportlern, die zu „Helden auf Zeit“werden.
Dabei muss man ihre Leistungen besonders wertschätzen. Nicht nur, weil sie auf der größten Sportbühne der Welt, bei Olympischen Spielen, überzeugen. Viel mehr noch, weil es ein wahrer Kraftakt sein muss, als „Randsport“abgetane Disziplinen aus ihrem Schattendasein zu hieven, wenn gerade der Scheinwerfer wieder eingeschaltet wird.
Geisenberger gelingt das seit Jahren. Sie hat im Rodeln alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Sechs Mal in Serie holte sie den Gesamtweltcup. Die Athletin des ASV Miesbach war immer da, wenn es drauf ankam. Aber wie schafft sie das? „Viel Arbeit“, hatte Geisenberger vor den Winterspielen geantwortet. Das sei ein „ganz großes Puzzle“, jedes Teil müsse in das andere passen. Talent, gute Trainer, die Familie, auch Zeit und Vereinbarkeit mit dem Beruf gehörten dazu.
Als 13-Jährige feierte sie ihren ersten großen Rennerfolg. Eine Jacke des deutschen Skiverbands erhielt sie dafür. Das Schönste an dem Sieg aber sei das Gefühl gewesen, nun wirklich Teil des Teams zu sein. Die Dinge haben sich längst gewandelt. Mittlerweile ist Geisenberger das weibliche Gesicht der Sportart. Das ewige Duell mit Tatjana Hüfner, die in Vancouver 2010 triumphierte, entwickelte sich zuweilen zum Zickenkrieg. Der ist spätestens seit gestern beendet: Hüfner hat ihren Rücktritt verkündet. Aber wie erwähnt, Natalie Geisenberger kann auch ganz anders.
Fragt man im beruflichen Umfeld der Bayerin nach, erklingen Loblieder. „Kein bisschen abgehoben“, sagt Dieter Schwan (Bundespolizei Bexbach). „Unkompliziert und zielstrebig“, sagt Torsten Neuwirth. Der Pressesprecher der Bundespolizeisportschule Bad Endorf kennt Geisenberger gut. Hier wurde sie zur Polizeiobermeisterin ausgebildet. „Sie ordnet dem Rodeln alles unter“, sagt Neuwirth.
Wie Ludwig oder Peiffer lebt sie von der Spitzensportförderung durch die Bundespolizei. Sponsoren sind zudem zwingend nötig. Viele Athleten trainieren täglich und planen parallel die Karriere danach. Termine wie das DFB-Pokalfinale 2016, als Geisenberger den Pott aufs Feld trug, seien wichtig. „Zum Großteil lebe ich von meiner Bekanntheit“, sagte sie dem Portal „Sportbuzzer“.
Wintersport sei längst ein Ganzjahressport, erklärt Neuwirth. In der Sportschule weiß man das: „Meister und Olympiasieger werden im Sommer gemacht.“