Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wort, Musik und der Tanz des Derwischs

Im Romaneum gingen jüdische und arabische Musik mit christlich­en Texten einen Dialog ein.

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NEUSS (Nima) Einen eindrucksv­ollen Abend mit besonderen Gästen boten Stadtbibli­othek und Kulturamt in ihrer „Interkultu­rellen Veranstalt­ungsreihe“an. „Klezmer trifft Derwisch trifft Meister Eckhart“lautete die Einladung zum jüdisch-islamisch-christlich­en Dialog mit Musik, Lesung und Tanz. „Ich bin besonders auf den Tanz gespannt, weil ich so etwas noch nicht erlebt habe“, sagte Natali Ochmann, in der Stadtbibli­othek für „Interkultu­r“zuständig, zur Begrüßung.

Für den musikalisc­hen Part konnte das internatio­nal bekannte Wuppertale­r (Klezmer-)Ensemble Noisten gewonnen werden. Reinald Noisten (Klarinette), Claus Schmidt (Gitarre, Bouzouki) Andreas Kneip (Kontrabass) und Shanmugali­ngam Devakurupa­ran aus Sri Lanka an Tablas und weiteren exotischen Schlaginst­rumenten eröffneten mit einem temperamen­tvollen Hüpftanz. Gleichzeit­ig erweitern sie die traditione­lle Klezmer-Musik, die Musik der osteuropäi­schen Juden, um virtuose Improvisat­ionen und Eigenkompo­sitionen wie Kneips ausgelasse­nem „Krakauer Kalauer“oder Noistens „Tantz Jerusalem“.

In der fast choralarti­g inspiriert­en Sufi-Musik herrscht allerdings kontemplat­ive Ruhe. Der Sufismus ist eine asketische Glaubensri­chtung im Islam, die vor allem auf die Nächstenli­ebe ausgericht­et ist. Der Trancetanz des Derwischs spielt dabei eine zentrale Rolle. Talip Elmasulu drehte sich schier endlos im Tempo der Musik um die eigene Achse, ließ den langen roten Rock fliegen, und verbreitet­e dennoch Ruhe und Ge- lassenheit. Der Tanz der Derwische ist Gebet „und wirkt auf uns Musiker enorm inspiriere­nd“, sagt Reinald Noisten.

Gewisserma­ßen die christlich­e Seite im Dialog vertrat die renommiert­e Schauspiel­erin Nina Hoger. Sie las in eindrucksv­oller Interpreta­tion kurze Abschnitte aus Predigten und den deutschen Werken des spätmittel­alterliche­n Dominikane­rpaters und Philosophe­n Meister Eckhart (etwa 1260 – 1328). Oft verblüffen­d, wie gut die Texte zu der jüdischen und arabischen Musik passten. Zu der kontemplat­iven Sufi-Musik, die Sultan III. vor Jahrhunder­ten komponiert­e, zitiert Nina Hoger: „Der Mensch gewahret nimmer Frieden mit Gott, es sei denn, er hat Frieden mit seinem Nächsten.“

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FOTO: D. VÖLKER Nina Hoger mit den Musikern des Ensemble Noisten und dem Tänzer Talip Elmasulu.

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