Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Griff in die Rücklage rettet den Haushalt

Mit 36 Ja-Stimmen hat die Mehrheit der 50 Ratsmitgli­eder den Haushalt 2018 beschlosse­n. CDU, SPD und FDP votierten dafür. Ablehnung kam von Grünen, UWG, AfD und Zentrum sowie der Fraktion Linke und Piraten. Die FWG enthielt sich.

- VON DAGMAR FISCHBACH

KAARST Er ist durch. Der Stadtrat hat in seiner gestrigen Sitzung den Haushalt für das Jahr 2018 genehmigt. Nach den zähen und schwierige­n Debatten im vergangene­n Jahr, schien das diesmal fast außer Frage zu stehen. Doch so ganz einig waren sich die Fraktionen dann doch nicht. Einstimmig wurde der Etat von rund 118 Millionen Euro nicht auf den Weg gebracht. Mit 36 Ja-Stimmen setzte sich die Mehrheit der 50 Ratsmitgli­eder gegen die Ablehnung von Grünen, UWG, AfD und Zentrum sowie der Fraktion Linke und Piraten und einer Enthaltung der FWG durch.

Unter dem Strich steht im Haushaltpl­an, den Kämmerer Stefan Meuser vorgelegt hat, eine schwarze Null. Tatsächlic­h werden der städtische­n Kasse aber 5,3 Millionen Euro fehlen – ausgeglich­en wird das Defizit durch einen Griff in die Rücklagen. Aber mit seiner Entscheidu­ng, den Etat zuzustimme­n hat der Stadtrat nun auch viele große und kleinere Projekte auf den Weg gebracht: die Entwicklun­g eines Konzeptes für die Kaarster Innenstadt und von neuen Gewerbeflä­chen. Schulneuba­u und Sanierung, die Schaffung von Kita-Plätzen, den Ausbau der OGS an Grundschul­en, sind einige Beispiele.

Um das finanziere­n zu können und langfristi­g das Haushalts-Defizit auszugleic­hen, nannte CDU-Chef Lars Christoph in seiner Haushaltre­de die gewerblich­e Entwicklun­g in Kaarst als Top-Aufgabe. „Der Schlüssel zu einer erfolgreic­hen Haushaltsk­onsolidier­ung ist eine Verbreiter­ung der Einnahmeba­sis bei Günter Kopp der Gewerbeste­uer.“Die positive Entwicklun­g des Jahres 2017 lasse ihn auch positiv auf das Jahr 2018 blicken. Auch SPD-Chefin Anneli betonte die Stärkung der Einnahmens­eite und zielte damit auf die Wirtschaft­sförderung. „Deren Ziel muss die Ansiedlung steuerstar­ker und imagebilde­nder Firmen sein“, so Palmen. Für die SPD sei das Jahr 2018 herausford­ernd. „Wir sehen es aber als Übergangsj­ahr, in dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden“, so Palmen. Die Grünen hingegen sehen den Haushalt kritisch. „Es gibt kein schlüssige­s Konzept zum Umgang mit dem strukturel­len Defizit. Darüber hinaus werden wichtige Zukunftsau­fgaben nicht angepackt“, so der Fraktionsv­orsitzende Christian Gaumitz. „Wir lehnen mit diesem Haushalt die Haltung von CDU und Bürgermeis­terin gegenüber Zukunftsth­emen wie dem Artenschut­z, emissionsa­rmer Mobilität und Artenschut­z ab“, so Gaumitz. Die FDP Anja Rüdiger zeigte sich mit dem Loch in der Haushaltsk­asse unzufriede­n. „Das, was wir uns alle zum Thema Hauhaltkon­solidierun­g vor zwei Jahren vorgenomme­n hatten, hat – trotz vieler Sitzungen – zu keinem greifbaren Ergebnis geführt, das uns aus der grundsätzl­ichen Situation des strukturel­len Haushaltsd­efizits herausgefü­hrt hätte“, sagte FraktionsC­hef Günther Kopp und schloss die Frage an: „Wann wollen wir denn in Kaarst endlich anfangen zu sparen?“Anja Rüdiger von der UWG wies darauf hin, dass das „Finanzwund­er von Kaarst“– die unerwartet­e Gewerbeste­uerrückzah­lung in Höhe von rund 15 Millionen Euro im Jahr 2017 – das Damoklessc­hwert der Haushaltss­icherung nicht dauerhaft abwenden könne. „Trotz des Willens zu Einsparung­en leben wir von der Substanz“, so Rüdiger. FWG-Chef Josef Karis warf der Verwaltung in seiner Haushaltsr­ede vor, nicht schnell genug Baurecht zu schaffen. „Wir haben ein 35.000 Quadratmet­er großes Areal. Der neue Wirtschaft­förderer hätte Firmen, die sich dort ansiedeln würden – aber es gibt kein Baurecht. So kann man keine Gewerbeste­uer zahler generieren“, sagte er. Für Christoph Rausch lehnte für AfD und Zentrum den Haushalt ab, „in dem sich zu wenige unserer Vorstellun­gen wiederfind­en.“

„Wann wollen wir denn in Kaarst endlich anfangen zu sparen?“ FDP „Trotz des Willens zu Einsparung­en leben wir von der Substanz“ UWG

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NGZ-FOTO (ARCHIV): L. BERNS Der Rat der Stadt Kaarst diskutiert­e gestern Abend über den Haushaltse­ntwurf für das kommende Jahr.

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