Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Köln steht vor Abschied aus Europa
Gegen Arsenal geht es ums Weiterkommen und um Peter Stögers Job.
KÖLN Vor fünf Jahren spielte Arsenal letztmals im Stadion in Müngersdorf. Es war die Zeit, als der Kölner Fußballklub seinen Durst nach internationalem Fußball mit meist öden Freundschaftskicks in der Sommerpause stillte. Arsenal gewann 4:0. Zweifacher Torschütze war Lukas Podolski, der gerade aus der Domstadt nach London gewechselt war. Immerhin 32.500 Zuschauer wollten dem verlorenen Sohn zujubeln. Heute sind die Vorzeichen gänzlich andere: Lukas Podolski spielt mittlerweile in Japan, das Stadion ist ausverkauft, und Arsenal kommt zum Pflichtspiel in der Europa League (19 Uhr). Eigentlich ein Grund zum Jubeln. Doch die miserable sportliche Situation in der Bundesliga drückt die Vorfreude. Und auch wenn noch die Möglichkeit besteht, im Europapokal zu überwintern, herrscht die berechtigte Sorge vor, dass heute letzmals für längere Zeit ein europäisches Schwergewicht zum Punktspiel vorbeischaut.
Einer, der dieses Spektakel erst möglich gemacht hat, ist Peter Stöger. Der Trainer führte den Klub innerhalb von vier Spielzeiten aus der zweiten Liga ins internationale Geschäft. Es ist fast schon tragisch, dass der Höhepunkt dieser Entwicklung mit dem womöglich größten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte gleichzeitig eine Partie ist, die über das Schicksal des Österreichers entscheidet. Gegen Arsenal und Hertha BSC am Sonntag darf Stöger noch auf der Bank sitzen. Danach wird neu nachgedacht. So liest man es zwischen den Zeilen der Kölner Verantwortlichen. Zwei Punkte nach zwölf Ligaspielen hätten andernorts längst zu einem Trainerwechsel geführt. Stöger ist zum Punkten verdammt. Das große Spiel gegen die Londoner gilt somit vor allem als psychisches Hilfswerkzeug für die Liga. „Wir müssen versuchen, jedes Spiel zu gewinnen“, sagt Stöger, „denn jedes Spiel kann Selbstvertrauen geben.“
Stöger will sich lieber mit seinen Aufgaben als Coach beschäftigen, nicht mit Gedanken über die Zukunft. Der Trainerjob sei ohnehin „ein Wochenjob. Es geht immer nur um die Vorbereitung auf das nächste Spiel“. Und die gestaltet sich schwierig. In Jonas Hector, Dominique Heintz, Marcel Risse, Leonardo Bittencourt, Simon Zoller und Christian Clemens fehlt ein halbes Dutzend gestandener Profis verletzt.
Sollte Köln im Fernduell ums Weiterkommen mit Borisov und Belgrad nicht punkten, dürfte der Abschied aus Europa schon heute Abend Gewissheit sein. Dann heißt es wieder: Internationale Spiele? Nur noch in der Sommerpause.